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Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition)

Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition)

Titel: Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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erwartungsvoll an. »Etwas, das so wichtig ist, dass du
mir nachläufst?«
    Er nickte.
»Ja. Walters hat mir mitgeteilt, dass du nach seinem Tod eine reiche Frau sein wirst.«
    Sonja Friedl
verzog kurz überrascht das Gesicht. »Da schaue ich aber. Wann hat er dir denn das
erzählt?«
    »Vorige
Woche. Er hat ein großes Geheimnis daraus gemacht, hat sich extra mit mir getroffen.
Ich musste im Zwölfapostelkeller Wein mit ihm trinken, in einem muffigen Gewölbe
sitzen, statt draußen an der frischen Luft zu sein. Zuerst hat er nicht viel geredet,
nur so Firlefanz übers Theater, wollte gar nicht richtig raus mit der Sache. Plötzlich
hat er sich umgesehen, ob auch ja keiner herschaut, und hat dann gemurmelt: ›Sag
der Friedl, dass sie nach meinem Tod über viel Geld verfügen wird.‹ Ich sollte noch
warten, bis unsere Aufführungen vorüber sind und er wieder weg ist. Aber ich kann
es einfach nicht so lange für mich behalten.«
    »Was du
für Zeug daherredest.« Sie schüttelte den Kopf. »Das ergibt doch keinen Sinn, oder?«
    »Ich weiß
auch nicht. Es schien ihm jedenfalls sehr ernst mit der Sache zu sein. Und richtig
inszeniert hat er das Ganze, wie eine Szene aus einem Stück.«
    »Bis der
tot ist, fließt ohnehin noch viel Wasser die Donau hinunter«, machte Sonja Friedl
eine wegwerfende Handbewegung.
    »Du musst
mir versprechen, dass du nicht mit ihm darüber sprichst«, beschwor Biedermann sie.
»Er darf nicht erfahren, dass ich es dir jetzt schon verraten habe.«
    »Glaubst
du, er hat etwas bemerkt? Ahnt er, dass wir zusammen sind?«
    »Darüber
habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.«
    »Alles klingt
so unwirklich und seltsam«, sinnierte Friedl. »Ich habe überhaupt kein gutes Gefühl.«
    »Tröste
dich, ich auch nicht«, pflichtete ihr Sven Biedermann bei.
    Sie blickten
sich unruhig um, ob denn auch wirklich niemand da war, den sie kannten, dann küssten
sie einander eiliger, als es notwendig gewesen wäre, ehe sie auseinander gingen.
    Der Abend
war so schwül, dass man selbst jetzt, nach Einbruch der Dunkelheit, Lust nach einem
erfrischenden Bad verspürte.
     
    *
     
    »Pagat Ultimo! Mit fünf Tarock!
Und gewonnen auch noch! So was kann ich nur gegen euch Weh spielen!« Schallend platzte
es aus dem Herrn Adi heraus, als er die kleinste Tarockkarte von seiner schon sehr
hohen Stirn, auf die er sie vor dem Spiel gepresst hatte, zum Zeichen des Triumphes
auf den Tisch herunterpurzeln ließ. Er machte mit ihr den letzten Stich, und damit
war die Partie gewonnen. Herr Adi war Mitglied jener legendären Tarockpartie, die
schon seit Jahren an mindestens zwei Abenden in der Woche im Heller Karten spielte.
Außer ihm zählten noch der Herr Kanzleirat, der Herr Hofbauer und der liebevoll
›g’schupfter Ferdl‹ genannte ehemalige Heurigensänger Ferdinand Brettschneider dazu.
Ungewöhnlich laut und ungewöhnlich gut aufgelegt waren sie heute, die Herren.
    »Da hinten
geht’s heute ganz schön zu«, bemerkte Korber. Er lehnte jetzt an der Theke und delektierte
sich an einem Glas Bier. Simone Bachmanns 50 Euro hatten es möglich gemacht.
    »Jetzt stell
dir einmal vor, wie es sein wird, wenn die zweimal in der Woche hier vorne tarockieren«,
sah Leopold Böses auf sich zukommen. »Da laufen uns die ganzen anderen Gäste davon.
Das hält ja keiner aus, der nur gemütlich dasitzen und plaudern will. Und die Chefin
glaubt, sie kann die Kartenspieler so einfach mir nichts, dir nichts in den vorderen
Bereich übersiedeln. Jede Veränderung hat ihre Folgen.«
    »Aber nicht
nur schlimme! Du bist eben hoffnungslos konservativ in deinem Denken, Leopold. Alles,
was neu ist, löst bei dir schon Katastrophenstimmung aus. Dabei muss ein Lokal seinen
Gästen alle 10 bis 15 Jahre etwas Neues bieten, damit es attraktiv bleibt.«
    »Im Heller
ist alles beim Alten geblieben, seit ich hier zu arbeiten begonnen habe, und das
ist mittlerweile mehr als 30 Jahre her«, erklärte Leopold. »Das hat uns nicht geschadet,
im Gegenteil! Die Leute sind Gewohnheitsmenschen. Wenn ihnen etwas gefällt, wollen
sie es gar nicht anders haben. Sie brauchen eine Ordnung, an der sie sich festhalten
können, keine ständigen Neuerungen. Sie wollen die Dinge so haben, wie sie sind,
und nicht anders.«
    »Wenn es
nach dir ginge, lebten wir wahrscheinlich noch mitten in Nestroys Zeit, im sogenannten
Biedermeier. Da haben die Menschen genauso große Angst vor dem Fortschritt gehabt.
Ich bin eben aus anderem Holz geschnitzt. Als Schauspieler ist man

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