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Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition)

Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition)

Titel: Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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überzeugt, dass es uns beiden gelingen wird, den Glanz
der großen Theaterwelt in unser Kaffeehaus zu bringen.«
    Leopold
hörte nur mit einem Ohr zu. Er ließ seine Chefin reden. Wichtiger war ihm sein Werk,
das er jetzt stolz betrachtete. Die Eier waren noch so weich, dass sie bei der kleinsten
Berührung mit Messer oder Gabel ihre dottergelbe Schönheit über den Schinken verteilen
würden. Er stellte Salz, Pfeffer, Paprika und Ketchup mit aufs Tablett, nahm den
Korb mit dem herrlich duftenden frischen Gebäck und brachte alles zu Herrn Lohn.
»Wohl bekomm’s, der Herr«, säuselte er dabei dienstbeflissen.
    Während
sich Frau Heller ausmalte, welche baulichen und künstlerischen Höhepunkte sie demnächst
setzen würde, beschäftigte ihn ein ganz anderes Problem. Weshalb suchte Herwig Walters
seinen Assistenten Freddie Glomser in aller Herrgottsfrühe hier im Kaffeehaus? Und
warum hatte er es so eilig?
     
    *
     
    Frau Pohankas säuerliches Lächeln
war ein Spiegel des gesamten Schulsystems. Es wirkte freundlich, aber verkrampft,
unterwürfig und gleichzeitig beherrschend. Es schien aus einer Zeit mit einem anderen
Geist zu kommen, einem Geist, der jedoch trotz aller Reformen geblieben war und
sich stets über alle Neuerungen hinweggesetzt hatte. Betrat Frau Pohanka das Lehrerzimmer,
so wurde dieses Lächeln stets von einer mysteriösen Botschaft begleitet, deren Unabwendbarkeit
für den Betroffenen von vorneherein feststand, deren Inhalt sie aber so gekonnt
verschleierte, dass sämtlichen Gerüchten Tür und Tor offen standen. Denn was war
eine Schule ohne Gerüchte?
    Zu den Gerüchten
am heutigen Morgen hatte bereits Ilona Patzak beigetragen, indem sie ihren Kollegen
detailliert von der Theaterprobe am Vortag erzählt hatte. Dann hatte sich auch noch
die Nachricht herumgesprochen, dass Toni Haslinger heute nicht zum Unterricht erschienen
war. Dass Frau Pohanka schließlich mit notdürftig hochgezogenen Mundwinkeln Ilona
Patzak und Thomas Korber zum Direktor beorderte, war nur noch eine Art Draufgabe.
Die Mitglieder des Lehrkörpers steckten ihre Köpfe zusammen und tuschelten. Bald
würden die verschiedensten Versionen über den Fall kursieren.
    Direktor
Marksteiner zeigte sich inzwischen Patzak und Korber gegenüber alles andere als
zufrieden. »Eigentlich hätte ich mir von einem Regisseur mehr Fingerspitzengefühl
erwartet«, wetterte er. »Aber ich bin ja selber schuld. Ich hätte den Toni Haslinger
nicht mitspielen lassen dürfen, es gab genügend Gründe, die dagegen sprachen. Jetzt
ist er auch noch dem Unterricht ferngeblieben!«
    »Irgendwie
verstehe ich ihn«, entfuhr es Ilona Patzak.
    »Ihr Verständnis
in Ehren, Frau Kollegin, aber ich habe gerade mit Tonis Eltern telefoniert«, berichtete
Marksteiner. »Er hat die Wohnung um dieselbe Uhrzeit wie immer verlassen, ist aber,
wie wir wissen, nicht in der Schule aufgetaucht. Nebenbei bemerkt soll er gestern
Abend spät und alkoholisiert nach Hause gekommen sein. Alles nicht gerade beruhigend,
oder?«
    »Es wird
schon nicht so schlimm sein. Vielleicht macht er sich bloß irgendwo einen schönen
Tag«, versuchte Korber, seinen Direktor zu beruhigen.
    »Indem er
trinkend durch Lokale zieht? In einem seelisch äußerst unausgeglichenen Zustand?
Ich muss doch sehr bitten!«, entgegnete Marksteiner aufgebracht. »Es gibt keinen
Grund, die Sache auf die leichte Schulter zu nehmen, im Gegenteil! So junge Menschen
kommen oft auf die eigenartigsten Gedanken.«
    »Er wird
sich ja nicht gleich umbringen«, streute Ilona Patzak ein.
    »Wissen
Sie es? Können Sie es mit Sicherheit vorhersagen?« Marksteiner verlor immer mehr
jene Contenance, die ihn sonst auszeichnete. »Mit solchen Dingen spaßt man nicht,
schnell ist etwas geschehen. Die Eltern sind nach meinem Anruf natürlich beunruhigt.
Die ganze Situation ist verfahren, schrecklich verfahren, und wir tragen unseren
Teil der pädagogischen Verantwortung. Aber was können wir tun?«
    »Wir müssen
abwarten«, schlug Korber vor. »Vorläufig können wir ohnedies nicht viel unternehmen.«
    Marksteiner
durchmaß seine Direktionskanzlei mit regelmäßigen Schritten. Dabei gewann er seine
Fassung langsam wieder. »Wahrscheinlich ist es das Beste«, gestand er ein. »Man
darf nicht gleich an das Schlimmste denken. Aber diesen Regisseur knöpfe ich mir
vor, heute noch.« Er blieb kurz stehen und überlegte. »Nein, heute geht es nicht,
ich habe ja einen wichtigen Termin. Und heute ist Freitag, es kommt schon das

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