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Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition)

Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition)

Titel: Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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Wochenende.
Also reden Sie noch einmal mit ihm, Korber, er muss den Haslinger wieder mitspielen
lassen, hören Sie?«
    Typisch,
dachte Korber. Jetzt sollte er die Kastanien aus dem Feuer holen. Dabei war es Marksteiner
gewesen, der für die heurige Aufführung auf einem Profiregisseur bestanden hatte.
Korber hatte da von Anfang an seine Bedenken gehabt. Welchen Professionalisten würde
man für die Arbeit mit Schülern, Lehrern und anderen Amateuren schon bekommen, wenn
man niemanden bei der Hand hatte? Meistens eben nur solche Typen wie Walters, Leute,
die aus irgendeiner Versenkung auftauchten und auf die Schnelle wieder ins Rampenlicht
wollten. Marksteiner konnte nun Eindruck schinden, Walters kassierte scheinbar leichtverdientes
Geld, aber das Einfühlungsvermögen blieb dabei auf der Strecke. Mit Glomser wäre
der ganze peinliche Zwischenfall nicht passiert. Mit Glomser als Regisseur war überhaupt
nie etwas Derartiges vorgefallen.
    »Sie machen
ihm das klar, Korber, noch bei der heutigen Probe, verstanden? Ich erwarte am Montag
Ihren Bericht. Hoffentlich taucht der Haslinger in der Zwischenzeit auch wieder
auf«, ordnete Marksteiner an.
    »Selbstverständlich,
Herr Direktor«, antwortete Korber gedankenverloren.
    »Na, dann
hoffen wir, dass die Sache zu einem guten Ende kommt. Sie, Frau Kollegin Patzak,
unterstützen unseren Korber natürlich tatkräftig!« Mit einem etwas verkrampften
Lächeln schüttelte Marksteiner beiden die Hand und komplimentierte sie wieder aus
seiner Kanzlei hinaus.
    Draußen
auf dem Gang fasste Ilona Patzak Korber am Arm. »Schönes Pech«, meinte sie enttäuscht.
»Jetzt müssen wir heute mit Walters wegen Toni verhandeln. Da können wir unseren
ganzen Jux vergessen.«
    Erst jetzt
fiel Korber ein, dass sich hier ein ungewolltes Hindernis aufgebaut hatte. »Den
Jux? Den vergessen wir natürlich nicht«, stellte er entschieden fest. »Der Jux ist
Pflicht. Den Walters müssen wir so richtig einfahrn lassen. Alles bleibt wie besprochen.«
    »Und wie
willst du dann dein Versprechen dem Direktor gegenüber erfüllen?«
    »Keine Angst,
da fällt mir schon was ein«, versprach Korber. »Aber zuerst lassen wir es so richtig
krachen!«
     
    *
     
    Obwohl draußen die helle frühnachmittägliche
Sommersonne schien, war der Raum abgedunkelt und nur von künstlichem Licht erhellt.
Sessel standen in mehreren Reihen, darauf saßen Leute mit Masken, in einfache Umhänge
gehüllt. Es war mucksmäuschenstill, nur ein Beamer surrte und warf die Worte ›Scheidungsrate
43,2%‹ auf eine Leinwand. Vor dieser Leinwand stand, mit Anzug, weißem Hemd und
Krawatte, aber ebenfalls maskiert, ein Mann. Er räusperte sich zum Zeichen, dass
er bereit war, anzufangen.
    »Meine Damen
und Herren«, begann er. »Wie die Zahl auf der Leinwand Ihnen zeigen soll, gibt es
in Österreich derzeit sehr viele Scheidungen, beinahe schon die Hälfte der neu geschlossenen
Ehen enden so. Eine Scheidung ist also statistisch nichts Außergewöhnliches, aber
jeder Fall wirkt auf den Einzelnen nachhaltig und bedrückend und wird zum ganz persönlichen
Problem. In meiner Darstellung möchte ich Sie deshalb kurz mit den näheren Umständen
vertraut machen, die dazu führten, dass ich mich von meiner Frau – ich möchte sie
im Folgenden Jenny nennen – getrennt habe.
    Zwölf Ehejahre
hatten ihre Spuren hinterlassen, unsere Beziehung hatte deutlich an Leidenschaft
verloren. In dieser Situation lernte ich ein junges Mädchen kennen, in das ich mich
hoffnungslos verliebte. Nichts allzu Bemerkenswertes, gewiss, aber schon bald wurde
mir der Ehealltag unerträglich. Es kam der Augenblick, von dem an ich nicht mehr
konnte, wo mein ganzes Denken nur mehr auf das junge Geschöpf fokussiert war. Nichts
sehnte ich mehr herbei als eine Trennung von Jenny, die immer unvermeidbarer schien.
Gleichzeitig wusste ich, dass sie nie in eine solche einwilligen würde, beziehungsweise
nur unter finanziellen Bedingungen, die ich mir nicht leisten konnte.
    Was tun?
Natürlich bestand vor allem die immense Gefahr, dass Jenny hinter mein Verhältnis
kommen würde. Dann war überhaupt alles aus. Also musste ich den Spieß umdrehen.«
    Mit einem
Mausklick wurde ein neues Bild nach vorne geworfen. »Vielleicht ahnen Sie, worauf
ich hinauswill«, fuhr er fort. »Es ist leichter, schuldig geschieden zu werden,
als jemand anderem schuldhaftes Verhalten in der Ehe nachzuweisen. Worin etwa würde
so eine Schuld bestehen?«
    Er deutete
nun auf die einzelnen auf der

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