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Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition)

Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition)

Titel: Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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T-Shirt von deinem Geld gezahlt, stimmt’s?«
    »Was soll
denn das schon wieder? Natürlich!«
    »Das ist
es eben, worüber ich mich ein wenig wundere. Du trägst immer so schöne, neue Sachen.
Erst gestern sind mir deine Sportschuhe aufgefallen, die haben noch richtig geglänzt.
Und unlängst hattest du diese nette Kette um den Hals. Woher hast du bloß das Geld?
Von deinen Eltern? Dein Vater ist doch Straßenbahnfahrer, oder nicht?«
    Toni versuchte,
von Elfriede Bachmann wegzurücken. »Ich würde gern wissen, was du so alles treibst«,
sagte sie.
    »Was wird
das? Ein Verhör?«, gab er störrisch zurück.
    »Es ist
die reine Neugierde«, versicherte sie ihm. »Wenn du nicht mit mir darüber reden
willst, lasse ich dich auch schon in Ruhe. Denk trotzdem darüber nach. Ich meine
es nur gut!«
    Toni Haslinger
hatte das Gesicht schon weggedreht. Er machte einen großen Schluck von seinem Kracherl.
Am liebsten wäre er jetzt ganz tief in den Erdboden versunken.
     
    *
     
    Nach einer Weile stellte sich der
Übermut, der zum Jux einfach dazu gehört, ganz von selbst ein. Man hatte allseits
gut gegessen, einen warmen Schweinsbraten, ein faschiertes Laibchen, oder auch nur
eine Kleinigkeit vom kalten Buffet. Auf dem Tisch standen mittlerweile vier mit
Wein gefüllte Literkrüge, die herumgereicht wurden, und von denen sich jeder außer
der standhaften Anette Riedl einschenkte.
    Die Sitzordnung
wurde nicht mehr streng eingehalten, sondern man wechselte den Platz, wie es gerade
beliebte. Sven Biedermann, der von Sonja Friedl krampfhaft auf Distanz gehalten
wurde, vergnügte sich mit den Bachmann-Schwestern. Zitate aus der Gasthausszene
– der turbulentesten im ganzen Stück – wurden einander in unbeschwerter Form zugespielt.
Dabei hob Simone Bachmann immer wieder demonstrativ ihr Glas in die Höhe, rollte
mit den Augen, verkündete ihren Lieblingssatz »Ich trinke nie Bier« und kippte dann
eine gehörige Menge Wein hinunter.
    So war es
Korber mehr oder minder unmöglich, seiner neuen Favoritin Simone, der er übrigens
die 50 Euro sofort zurückerstattet hatte, ein wenig näher zu kommen. Er trank aus
diesem Grund schneller als ursprünglich beabsichtigt und hörte seiner Kollegin Patzak
zu, die jetzt beim zweiten Glas in einen richtigen Redefluss kam. Nie hätte er sich
träumen lassen, dass er an diesem Spätnachmittag von ihrer unerfüllten Liebe zu
einem Fahrlehrer und der dominanten Rolle ihres Vaters während ihrer Kindheit erfahren
würde. Er war aber zu träge, um sich aus ihrer wachsenden körperlichen Nähe zu befreien.
Als Pribil und Glomser näher rückten, um ihm Gesellschaft zu leisten, stand ihm
die Erleichterung ins Gesicht geschrieben.
    »Jetzt ist
es so weit«, meinte Pribil. »Jetzt sollten wir ihn anrufen.«
    »Wen?« Korber
wandte sich den beiden sofort zu und ignorierte dadurch die traurige Tatsache, dass
Ilona Patzak zu Hause noch mit 15 Jahren Ohrfeigen bekommen hatte.
    »Unseren
Fritz Stössl«, erklärte Glomser. »Wir können es kaum noch erwarten. Wir wollen wissen,
wie das Ding in der Schule abgelaufen ist.«
    »Es ist
jetzt halb acht. Eigentlich müsste alles schon längst vorüber sein«, versicherte
Pribil.
    »Nein«,
schüttelte Korber vehement den Kopf. »Das ist ja gerade der Jux, dass wir uns hier
zunächst einmal nur um unsere Gaudi kümmern. Der Stössl soll seinen Bericht im Kaffeehaus
machen. Dann hören es auch alle gleichzeitig, und wir haben nicht ständig diese
lästige Fragerei. So lange halten wir es schon noch aus.«
    »Außerdem
ist der Stössl am Handy sicher anstrengend«, mischte sich Sonja Friedl in die Debatte
ein.
    »Dann brechen
wir halt schön langsam auf«, schlug Pribil vor. »Sonst geht der Stössl am Ende nach
Hause und versetzt uns.«
    »Das wär
klassisch«, kam es von Glomser. »Aber nicht lustig!«
    »Stellt
euch den Stössl einmal vor, alleine und Auge in Auge mit Walters«, lachte Elfriede
Bachmann überaus beschwingt auf. »Dem fällt doch das Herz in die Hose, wenn Walters
ihn mit seinen Augen groß anschaut und fragt: ›Na, Stössl, wo sind denn alle abgeblieben?‹
Da bringt er doch kein Wort heraus.«
    »Er wird
es uns sicher heldenhaft schildern.« – »Worauf warten wir dann noch?« – »Auf ins
Kaffeehaus! Dort kann ich endlich ein Bier trinken«, gingen die Stimmen durcheinander.
    »Ich trinke
nie Bier«, gluckste Simone Bachmann.
    »Kommen
Sie, Madame Knorr, ab in ein feineres Etablissement«, forderte Pribil sie auf, für
einen Augenblick

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