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Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition)

Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition)

Titel: Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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einen
nicht gemeldeten Mitbewohner?«
    »Nein! Sie
können sich gerne davon überzeugen.«
    Berndorfer
machte eine nicht gerade einladende, aber doch den Zutritt gewährende Handbewegung.
Leopold machte ein paar Schritte in den kleinen Vorraum der Junggesellenwohnung.
Nichts deutete darauf hin, dass Berndorfer einen Gast hatte. »Es sieht so aus, als
ob Sie alleine hier leben«, gab er zu. »Aber das war in letzter Zeit nicht immer
so, habe ich recht?«
    »Woher wollen
Sie das wissen?«
    »Es hat
Beschwerden gegeben!«
    »Beschwerden?«
Berndorfer horchte auf. »Davon hat er mir nichts gesagt. Weshalb …«
    »Davon hat
Ihnen wer nichts gesagt?«, bohrte Leopold. Die Leute machten immer Fehler,
man musste nur hartnäckig sein.
    Berndorfer
spürte leise Wut in sich aufsteigen. Warum nur hatte er seine kühle Wohnung der
Hitze draußen vorgezogen? Warum lag er nicht schon längst irgendwo am Wasser und
ließ seine Seele baumeln? Das hatte er nun davon. »Na gut, es ist was dran an der
Geschichte«, gab er zu. »Aber die Sache war völlig harmlos, ich schwöre es Ihnen.
Ich habe vor einiger Zeit einen Mann kennengelernt – zufällig, beim Wein. Er hat
für ein paar Wochen eine Bleibe gesucht, und zufälligerweise hatte ich zur selben
Zeit im Ausland zu tun. Ich bin nämlich dienstlich immer wieder länger weg, müssen
Sie wissen. Also habe ich ihm angeboten, meine Wohnung zu benutzen. Er hat mir die
Miete im Voraus bezahlt, bar auf die Hand, und sogar eine Kaution hinterlegt. Sechs
Wochen war er hier herinnen, hat alles tadellos hinterlassen, sich noch einmal recht
schön bedankt – es hat alles gepasst. Hätte ich gleich von Pontius zu Pilatus laufen
sollen? Wie viele Menschen quartieren ihre Eltern oder Kinder bei sich ein, wenn
sie auf Urlaub fahren, damit die nach dem Rechten sehen. Und wer meldet so etwas
schon an? Welche Beschwerden hat es denn gegeben?«
    »Das Übliche«,
gab Leopold möglichst gelangweilt Auskunft. »Man hat den Herrn öfter mit einem eigenen
Schlüssel ein- und ausgehen gesehen, das ist aufgefallen. Zu den Mietern war er
unhöflich und grantig. In der Nacht hatte er den Fernsehapparat immer sehr laut
aufgedreht. Das reicht schon, damit es böses Blut gibt.«
    »Mir gegenüber
war er immer seriös und zuvorkommend«, beteuerte Berndorfer.
    »Wir wollen
kein großes Aufsehen machen«, schlug Leopold vor. »Ich bin bereit, die Sache zu
vergessen, wenn Sie mir Namen und Adresse des Betreffenden nennen.«
    »Die derzeitige
Adresse weiß ich leider nicht, nur den Namen.«
    »Und der
wäre?«
    »Meyer.
Johann Meyer. Mit ›ey‹ glaube ich.«
    Leopold
stutzte. Natürlich hatte er mit einer solchen Antwort rechnen müssen, aber sie überraschte
ihn trotzdem. »Also Meyer Johann«, wiederholte er und kritzelte etwas in ein Notizbuch.
»Wie hat er denn ausgesehen?«
    »Ist das
wichtig? Na schön. Mitte bis Ende 50, untersetzt, Glatze, ansonsten stinknormal.«
    »Keine auffällige
Kleidung?«
    »Was man
halt so trägt, Hemd, Hose, Jackett und so weiter. War’s das jetzt?«
    Leopold
klappte das Notizbuch zu und steckte es ein. »Gewissermaßen ja«, antwortete er.
»Ich hoffe, dass die Sache damit erledigt ist. Sie dürfen so etwas halt nicht wieder
machen. Und falls Sie den Herren noch einmal sehen sollten …« Er überreichte Berndorfer
einen Zettel mit seiner Telefonnummer.
    »Hat er
vielleicht etwas ausgefressen? Mit derartigen Dingen möchte ich nichts zu tun haben.
Ich habe mir nichts dabei gedacht«, versicherte Berndorfer noch einmal.
    »Wie gesagt,
machen wir kein großes Aufsehen drum«, sagte Leopold. »Erzählen Sie nichts weiter,
dann wird die Sache auch keine Folgen haben. Auf Wiedersehen und guten Tag.«
    Er ging
die Stiegen einigermaßen flott hinunter. Man konnte nie wissen, ob Berndorfer nicht
doch noch Verdacht schöpfen würde. Immerhin war Leopold zu einigen Informationen
gekommen, wenngleich sie ihn ein wenig verwirrten. Wer war dieser Johann Meyer?
Hatte er etwas mit Walters zu tun? Welche Rolle spielte Glomser bei der ganzen Geschichte?
Und hatte Berndorfer alles gesagt, was er wusste?
    Er musste
zugeben, dass er sich kein genaues Bild von der Situation machen konnte. Andererseits:
Was ging ihn die Geschichte eigentlich an? Er war wieder einmal neugierig gewesen,
hatte gehofft, einige Indizien für Thomas Korber zusammentragen zu können, die dessen
Verdacht Glomser und Walters gegenüber verhärten oder unbegründet erscheinen lassen
würden. Im Grunde war es aber nicht gut,

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