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Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition)

Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition)

Titel: Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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Trinken reduzieren. Alles andere macht
dank unserer trostlosen Aussichten keinen Sinn mehr. Außer einer Sache vielleicht:
den inneren Frieden zu finden.«
    »Da könnte
ich ja gleich nach Hause gehen und bräuchte nichts mehr zu arbeiten«, überlegte
Leopold. »In diesem Fall wären Sie mit Ihren Grundbedürfnissen ziemlich aufgeschmissen.«
    »Die Versorgung
wird bis zum Schluss einigermaßen funktionieren, glaube ich. Die meisten Menschen
behalten ihr Ordnungsdenken Gott sei Dank bis zur letzten Minute bei. Ich muss es
wissen, ich war ja jahrelang Beamter im Wiener Rathaus.« Herr Otto vertiefte sich
in sein wieder vollgeschenktes Weinglas. »Am besten, man findet sich einfach mit
allem ab«, fuhr er fort. »Man kann sowieso nichts ändern, es ist alles vorherbestimmt.
Wenn es soweit ist, suche ich mir einen ruhigen, dunklen Raum, in dem ich dem Ende
entgegensehe. So habe ich das bei der letzten großen Sonnenfinsternis auch gemacht.
Ich bin einfach im Rathaus nach unten in den Keller geflüchtet. Ich mochte die Sonnenfinsternis
nicht, ich hatte Angst davor.«
    »Na, dann
suchen Sie sich doch einen Keller und sperren Sie sich dort ein. Ein bisschen Zeit
haben Sie ja noch«, warf Korber ungeduldig ein. Er machte kein Hehl daraus, dass
er Herrn Otto und sein Weltuntergangsthema nicht leiden konnte.
    »In der
Tat«, nickte Herr Otto. »Ein bisschen Zeit haben wir alle noch.« Er blickte auf
seine Uhr, legte ein paar Münzen auf die Theke und trank aus. Es war Zeit, zum nächsten
Lokal weiterzugehen.
    »Was bist
du ihn denn so angefahren?«, wollte Leopold von Korber wissen.
    »Er geht
mir zeitweise gewaltig auf den Nerv. Außerdem hat er gerade zu quatschen begonnen,
als ich mit dir über mein merkwürdiges Erlebnis gestern Abend reden wollte.«
    »Über deinen
nächtlichen Ausflug? Was war denn?«, erkundigte sich Leopold so beiläufig wie möglich.
    Korber schilderte
in kurzen Worten, was vorgefallen war. »Wenn du mich fragst, war alles abgekartete
Sache«, behauptete er schließlich. »Glomser hat mich absichtlich zu einem falschen
Haus geführt.«
    »Aha!« Leopold
wirkte nicht sehr überzeugt.
    »Er hat
einfach geschaut, wo noch Licht brennt, und angeläutet. Natürlich hat dort jemand
komplett anderer gewohnt. Von Walters keine Spur.«
    »Und warum
hätte er das tun sollen?«
    »Ganz einfach:
Er hat mit Walters gemeinsame Sache gemacht. Er hat ihm unseren Jux verraten. Natürlich
wollte er dann auf keinen Fall, dass jemand an diesem Abend noch mit Walters zusammentrifft.
Deshalb musste er sich etwas einfallen lassen, als wir lästig geworden sind. Das
ist eben dabei herausgekommen.«
    »Komische
Theorie«, meinte Leopold. »Warum sollte er euch aufs Geratewohl irgendwohin führen?
Wenn, dann war die Sache ausgemacht. Aber auch das wäre seltsam.«
    »Wieso?
Glomser und Walters stecken unter einer Decke, das ist doch offensichtlich. Du hast
selbst behauptet, dass Walters gestern früh etwas von Glomser wollte. Vielleicht
kennen sich die beiden doch besser, als sie zugeben. Ich würde nur zu gerne wissen,
was da abläuft und warum.«
    Die Zeiger
der in Würde gealterten Kaffeehausuhr gingen ein wenig hintennach, dennoch kündigten
sie an, dass die im Sommer vorverlegte samstägliche Sperrstunde nahte. Dann blieb
das Café Heller bis zum Montag sich selbst überlassen. Würde es beim Aufsperren
noch genauso aussehen wie jetzt? Leopold wollte sich nicht mit diesem Thema befassen.
Er brauchte Ablenkung. »Wie war doch gleich die Adresse, Thomas?«, fragte er.
     
    *
     
    Leopold hatte Glück. Die Haustüre
stand offen. Er ging in den zweiten Stock hinauf und läutete an Tür Nummer 9. Diesmal
öffnete Felix Berndorfer in einem weißen T-Shirt, einer kurzen Hose und schwarzen
Hausschuhen. »Bitte?«, knurrte er misstrauisch.
    Leopold
hielt ihm für Sekundenbruchteile etwas unter die Nase, was man bei oberflächlicher
Betrachtung durchaus für einen gültigen Ausweis halten konnte. »Hofer mein Name,
Hausverwaltung«, stellte er sich vor, und es klang sehr offiziell. »Darf ich einen
Augenblick hereinkommen?«
    »Worum geht
es denn?«
    »Ich möchte
nur überprüfen, ob Sie hier auch tatsächlich alleine leben, wie Sie angegeben haben.«
    »Und deswegen
kommen Sie an einem Samstagnachmittag zu mir? Können Sie so etwas nicht unter der
Woche erledigen und sich vielleicht vorher anmelden?«, reagierte Berndorfer schroff.
    »Leider
nicht«, gab Leopold Auskunft. »Verdunkelungsgefahr. Also: Haben Sie derzeit

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