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Netha-Chrome

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Titel: Netha-Chrome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janco Weiland
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und kniff die Augen zu, um meine Sinne wieder dahin zu lenken, wo sie hingehörten. Wir waren von amoklaufenden, verängstigten und verwirrten Menschen umgeben. Und fast jeder von ihnen war mit irgendetwas bewaffnet. Wir mussten äußerst vorsichtig und vor allem wachsam sein.
    Plötzlich blieb Sydney unvermittelt stehen und starrte auf ein unscheinbares Gebäude.
    „Ich bin schon einmal hier gewesen“, sagte sie leise und legte ihre Stirn in Falten.“ Ich gesellte mich neben sie und sah mir nun ebenfalls den unscheinbaren Klotz an, dessen Eingang in einer kleinen Seitenstraße lag. Wenn ich mich hier in der Gegend umschaute, bekam ich ebenfalls das Gefühl, schon einmal hier gestanden zu haben.
    „Vielleicht sind wir schon tausend Mal hier vorbeigegangen“, knurrte Tijuana kopfschüttelnd. „Können wir jetzt weiter?“ Ich hob eine Hand und mahnte sie zur Ruhe. Ich musste nachdenken. Erinnerungsfetzen zuckten an meinem Auge vorbei. Erinnerungen von Soldaten. Sie führten uns in dieses Gebäude hinein, hatten uns mit Handschellen gefesselt.
    Etwas erschrocken schaute ich die KI an.
    „Sie haben Recht. Ich war auch schon mal hier. Wir alle. Wir waren…Gefangene.“
    „Gefangene?“, platzte es aus der Latina heraus. „Wir? Nein, unmöglich. Daran müsste ich mich doch erinnern!“
    „MDA“, murmelte Sydney. „Die MDA hatte etwas mit unserer Gefangennahme zu tun.“ Langsam erschienen meine Erinnerungen sehr viel klarer. Je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr Stücke konnte ich zusammensetzen.
    Sydney ging langsam mit gezogener Waffe auf das Gebäude zu und steuerte den Nebeneingang an. Ich folgte ihr. Tijuana blieb zunächst dort, wo sie war.
    „Hey, was habt ihr vor?“
    „Wonach sieht das aus?“, fragte ich die Latina etwas unwirsch. „Ich will wissen, was wir hier getan haben und was das für ein Gebäude ist. Erinnerst du dich denn an gar nichts mehr?“ Tijuana schüttelte etwas angesäuert den Kopf.
    „Nein. Ich kann mich an absolut gar nichts erinnern. Und ich habe auch keine Lust, da reinzugehen. Das ist doch reine Zeitverschwendung. Wir müssen…“
    „Tijuana, wir werden Ihre Freundin suchen“, beruhigte Sydney sie. „Wir sehen nach, was es mit diesem Gebäude auf sich hat und gehen dann sofort weiter. Begleiten Sie uns oder lassen Sie es. Aber alleine hier draußen herumzustehen halte ich für gefährlich.“ Tijuana kniff ihre Lippen zusammen und nickte zögerlich, dann gesellte sich doch zu uns.
    Als wir an den Eingang traten, empfing uns eine angelehnte Tür. Vorsichtig trat Sydney ein, ich blieb dicht hinter ihr.
    Am Ende eines langen Flures gab es eine tiefschwarzgetönte Glasschiebetür, daneben ein Code-Feld. Sydney checkte kurz das Eingabefeld, aber es schien keine Energie mehr zu haben.
    „Das Schloss ist tot“, konstatierte sie trocken und richtete ihre Aufmerksamkeit auf die Glastür. Ehe ich vorschlagen konnte, wieder den Rückzug anzutreten, hatte die KI mit einem lockeren Faustschlag die Tür zerschlagen. Millionen kleiner Glassplitter flogen mir um die Ohren. Instinktiv drehte ich mich weg und suchte etwas Deckung unter meinem Mantel.
    „Würden Sie mich demnächst bitte vorwarnen?“, zischte ich die KI an, die nun unbeirrt durch die zerstörte Tür trat. Dann blieb sie kurz stehen und sah mich mit einem verschmitzten Lächeln an.
    „Entschuldigung.“ Ich brummte missmutig und schaute ihr dabei tief in die Augen. Ihr sanftes Lächeln und das Strahlen ihrer Augen ließen weitere Erinnerungen zurückkehren. Ich war mir inzwischen ziemlich sicher, dass zwischen mir und dieser KI etwas Tiefgreifendes gewesen sein musste, bevor wir alle unser Gedächtnis verloren. Auch wenn ich das nicht ganz glauben konnte. Arkansas Johnston und humanoide KIs passten eigentlich überhaupt nicht zusammen. Ganz im Gegenteil. Die stießen sich ab und mochten sich überhaupt nicht. Zumindest mochte ich sie nicht, wie es bei den KIs ausschaute wusste ich nicht.
    Wir betraten einen dunklen und leeren Raum. Überall hingen Kabel aus der Wand, auf dem Boden entdeckte ich Spuren von Gerätschaften, die vor kurzem hier montiert gewesen sein mussten. Vermutlich Computerkonsolen. Jemand hatte sie ziemlich hastig aus dem Boden gerissen, und auch bei den Kabeln und Drähten hatte man sich keine Mühe gegeben, sie ordnungsgemäß abzubauen. Sie waren einfach durchgeschnitten oder herausgerissen worden.
    „Hier hat es jemand ziemlich eilig gehabt, zu verschwinden“, konstatierte ich.
    „Das

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