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Netha-Chrome

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Titel: Netha-Chrome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janco Weiland
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mich nicht mehr an diesen Berufscholeriker erinnern würde. Aber der Kerl hatte sich, genauso wie Asharow, in mein Gedächtnis gebrannt und sich anscheinend unauslöschlich darin festgesetzt.
    Die Tür des First Agents stand sperrangelweit offen, sodass wir einen wunderbaren Wutauftritt Catanzanos mitverfolgen konnten, der gerade über seinen Nano-Boss irgendeinem Einsatzleiter mächtig den Marsch blies. „Unfähiger Arsch“ war noch eines der humaneren Wörter, die da durch die Luft flogen.
    Als Catanzano uns sah, beendete er grußlos die Verbindung. Sein Glatzkopf war puterrot und dicke, blaue Adern traten an seiner Schläfe hervor.
    „Da sind Sie ja endlich!“, giftete er uns an und seine Augen glänzten. „Wissen Sie, mit was ich mich hier alles herumschlagen darf? Die Hälfte meiner Leute ist nicht im Office erschienen, weil sie vermutlich den Weg hierhin nicht gefunden oder vergessen haben, dass sie überhaupt für uns arbeiten. Hier herrscht totales Chaos, auf den Straßen schlagen sich die Menschen die Köpfe ein und die Notrufleitungen sind komplett überlastet. Dabei sind wir die Abteilung für Cyberkriminalität. Wir haben mit der öffentlichen Ordnung auf den Straßen nicht einmal was am Hut!“
    „Wir haben das Chaos miterlebt“, entgegnete Sydney kühl. „Und auch wenn wir eigentlich nichts damit zu tun haben, sollten wir all unsere Kräfte mobilisieren, um die Ordnung wieder herzustellen.“ Catanzano riss seine Augen auf.
    „Na, Sie sind ja heute noch schlauer als sonst. Was glauben Sie, was ich hier gerade tue? Donuts bestellen?“
    „Oh, das trifft sich gut“, schaltete ich mich ein. „Ich habe heute noch nichts gegessen. Für mich einmal mit Schokoglasur.“ Der First Agent stemmte die Hände in die Hüfte.
    „Toll, der Scherzkeks ist auch wieder da. Auf Sie hat die Welt gewartet. Seien Sie froh, dass Sie überhaupt mein Büro betreten dürfen nachdem, was Sie alles verbockt haben, Arkansas!“
    Ich neigte meinen Kopf und plötzlich spross in mir eine Idee. Ich litt doch an Amnesie, oder nicht?
    „Tut mir leid, ich kann mich nicht mehr erinnern. Mit wem habe ich nochmal das Vergnügen?“ Ich streckte ihm meine Hand entgegen. Catanzano schaute erst mich völlig perplex an, dann Sydney.
    „Er auch?“ Sydney nickte.
    „Ja, und auch ich bin von dieser mysteriösen Amnesie betroffen. Ich bin gerade noch dabei, meinen internen Speicher zu reorganisieren.“
    „Sie? Aber Sie sind eine KI!“, erwiderte Catanzano. Sydney zuckte mit den Schultern.
    „Meine Bi-Trigulären Synapsen und Schaltungen sind denen der Menschen sehr ähnlich. Und obwohl ich davon ausgehe, dass die Amnesien durch die Nano-Bosse verursacht wurden, ist mein Memospeicher dennoch in Mitleidenschaft gezogen worden. Obwohl dieser nicht durch einen Nano-Boss verwaltet wird wie bei einem Menschen.“ Catanzano nickte missmutig.
    „Und wann wird Ihre Reorganisation abgeschlossen sein?“, knurrte er. Die KI neigte den Kopf zur Seite.
    „Ich weiß es nicht. Ich habe keinen Einfluss auf das Organisations-Programm. Aber es dürfte nicht mehr lange dauern.“
    „Hauptsache, Sie können sich dann wieder an alles erinnern.“
    „Leider habe ich noch keine genauen Informationen darüber, ob irgendwelche Daten unwiderruflich gelöscht wurden. Es besteht die Möglichkeit, dass einige Erinnerungen immer noch fehlen werden.“ Die Kiefer des First Agents malten fast hörbar und die Adern an seiner Schläfe drohten zu platzen. Der Kerl war bereits weit über hundertachtzig.
    „Prima, noch mehr schlechte Nachrichten“, wetterte er und wandte sich dann mir zu. „Aber Sie wissen schon noch, dass Sie für mich arbeiten? Die Hälfte meiner Agenten hat nämlich vergessen, dass ich ihr Boss bin.“ Das hätte ich auch ganz gerne vergessen. Hatte ich aber nicht. Jedoch so zu tun, als wüsste ich nichts davon, machte mir gerade so einen unglaublichen Spaß. Ich wollte dieses Spiel solange spielen, bis sein Kopf explodierte. Und wenn ich mir sein hochrotes Gesicht anschaute, konnte das nicht mehr allzu lange dauern.
    „Ich arbeite für Sie? Tatsächlich? Dann gehe ich davon aus, dass Sie mich gut bezahlen. Meine Dienste sind nicht billig, müssen Sie wissen.“ Catanzano ballte beide Fäuste.
    „Sie bekommen den gleichen Lohn wie alle anderen MSS-Tracer auch. Haben sie eigentlich keine anderen Probleme als Ihren Lohn?“ Ich musste mich beherrschen, nicht zu lachen.
    „Momentan nicht. Und Sie?“
    „ Porca Miseria ! Sie sind keine

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