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Netha-Chrome

Netha-Chrome

Titel: Netha-Chrome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janco Weiland
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Reparaturprogramm, das diesen Fehler zu beheben vermag. Allerdings muss ich Sie vorwarnen, denn wenn unsere Forderungen nicht erfüllt werden, sehen wir uns gezwungen, eine erneute Abschaltung des Streams vorzunehmen. Woraufhin ich zu unserem eigentlichen Anliegen kommen möchte. Wir fordern im Namen des marsianischen Volkes den Obersten Protektor Oregon Lockwood und seinen Militärberater General Lesotho Okocha zum Rücktritt auf. Des Weiteren fordern wir die Übergabe aller politischen Ämter an eine terranische Übergangsregierung. Sollten diese Forderungen nicht binnen achtundvierzig Stunden erfüllt sein, nehmen wir eine weitere Abschaltung des Streams für einen ganzen Tag vor. Bitte verstehen Sie, dass dies weder in unserem Interesse noch im Interesse aller anderen Bürger dieses Planeten liegen kann. Ich möchte noch einmal betonen, dass wir von weiterem Schaden der Zivilbevölkerung absehen wollen, wir es aber nicht weiterhin hinnehmen können, dass die Bewohner des Mars von einem totalitären Regime in Ketten gelegt und als Handpuppen für die kriegstreibenden Pläne des Generals benutzt werden. In genau achtundvierzig Stunden werde ich mich wieder bei Ihnen melden. Wir sind Netha-Chrome!“
    Das Schattenbild verschwand, und machte wieder der angestammten bunten Holowerbung Platz. Dennoch herrschte noch für eine ganze Weile eine Totenstille auf dem Platz vor dem Office. Die Menge starrte vollkommen konsterniert zu den Holotafeln hoch, als erwarteten sie eine Zugabe. Ich strich mit der Hand über die Bartstoppeln an meinem Kinn.
    „Netha-Chrome“, murmelte ich und zog meine Stirn kraus. „Das ist doch diese Hacker-Gemeinde?“ Sydney sah mich an und nickte zustimmend.
    „Ja, Netha-Chrome ist eine Splittergruppe des Gebildes. Ich verstehe allerdings nicht, wie sie sich so radikalisieren konnten. Diese Leute galten bislang immer als relativ unauffällig und ungefährlich.“ Ihre Stimme war frostig. Sie analysierte das Geschehen gerade so, wie es nur eine Maschine tun konnte.
    Langsam erwachte die Menschenmenge aus ihrer Starre. Einige begannen zu schluchzen oder panisch zu weinen, einige schleuderten Schimpfwörter gen Werbetafeln.
    „Verdammte Terroristen!“, riefen die einen.
    „Was fällt denen ein?“, schrie ein Mann aus der Menge. „Der Kerl ist doch nicht ganz dicht!“
    „Macht diesen Typen endlich den Garaus!“, riefen andere. Die Menge war sich anscheinend einig. Niemand von denen sah sich als unterdrückte Geißel des Protektorates. Und ich auch nicht, obwohl ich einige Dinge, die unsere Gesellschaft betrafen, insgeheim hinterfragte.
    Diese Typen von Netha-Chrome jedoch stellten sich hin, als seien sie die Retter eines unterdrückten Volkes. Dumm nur, dass sich das Volk selbst nicht als unterdrückt betrachtete. Und so würde die flammende Rede dieses Schattenmenschen, wer immer sich auch dahinter verbarg, schnell wieder aus den Köpfen der Menschen verschwinden und in Vergessenheit geraten. Ich bezweifelte, dass es viele gäbe, die sich davon etwas annähmen. Asharow hatte einst ähnlich dahergeredet, und ihm waren damals nur eine Handvoll Leute gefolgt. Nur hatte es nie in seinem Interesse gelegen, unser Marsvolk in irgendeiner Weise zu befreien. Im Gegenteil. Für ihn waren wir zwar ebenfalls verblendete Idioten, aber er sah in uns nicht die Errettens werten Opfer, sondern Feinde.
    Die Tatsache, dass dieser ominöse Omega den Rücktritt des Regimes forderte, disqualifizierte ihn eigentlich in meinen Augen als Handlanger des Terror-Bosses. Asharow hätte niemals Forderungen an das Regime gestellt. Aber Omega-Theta tat dies, und er war für das Erreichen seines Ziels noch einen Schritt weiter gegangen als der Terraner. Das machte ihn noch gefährlicher als Asharows Sturmtruppe.
    „Lassen Sie uns wieder reingehen“, schlug Sydney vor, als die Menge allmählich aus ihrer Schockstarre erwachte und ihre Wut wieder gegen das Office richtete.
    „Gute Idee“, sagte ich und wir setzten uns in Richtung der Büros der First Agents in Bewegung.
    Bei den zahlreichen Abteilungen, die der MSS beherbergte, benötigte natürlich jede Abteilung ihren eigenen First Agent. So besetzten die Abteilungsbosse der MSS auch gleich ein ganzes Stockwerk.
    Wir fuhren also hoch ins Sechste, und waren auch schnell an der Tür von Catanzano Grimaldi. Und auch wenn diese Amnesie bis dato einfach nur lästig war, so wünschte ich mir in diesem Moment dennoch nichts sehnlicher, als dass sie voll zugeschlagen und ich

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