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Netha-Chrome

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Titel: Netha-Chrome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janco Weiland
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er…?“
    „Klingen!“
    „Klingen?“
    „Er hatte sie in seinen Ärmeln versteckt. Weißt du eigentlich, wo man gute Metallscanner herunterladen kann?“ Tijuana verzog ihre Miene und griff zu einem Gewebe-Regenerator, der neben ihr auf einem kleinen OP-Tischchen lag.
    „Du brauchst keinen Metallscanner, du brauchst einen Bodyguard. Apropos, wo war Sydney eigentlich?“, fragte sie, während sie den Regenerator ruhig auf die Wunde setzte. Ich holte tief Luft.
    „Die verfolgt eine Spur. Alleine. Willst du damit sagen, dass ich ohne die Schraube nicht mehr aus dem Haus gehen sollte? Tut mir leid Mami, aber ich bin schon groß.“
    „Ja, das sehe ich“, knurrte die Latina. „Du kannst auch wunderbar auf dich selbst aufpassen.“ Ich hielt den Atem an und kniff die Augen zu. Der Regenerator tat richtig gut, kribbelte auf der Haut und setzte ein wohliges Gefühl frei. Selbst die Schmerzen klangen langsam ab.
    „Asharow lebt noch“, sagte ich leise und öffnete die Augen. Tijuana erstarrte.
    „Woher weißt du das?“ Ich nickte in Richtung meiner Schulterwunde.
    „Der Typ, dem ich das hier zu verdanken habe, war ein Tracer im Auftrag von Vitali Asharow. Er ist anscheinend mächtig stinkig darüber, dass ich seinen Gleiter abgeschossen habe und engagiert Leute, um mich zu finden.“ Ich hielt inne und musterte Tijuanas Gesichtsausdruck. Wenn ich ihr nicht schon vorher Sorgen bereitet hatte, spätestens jetzt schien es so weit zu sein. Aber ich wollte ihr nicht noch mehr Sorgen bereiten, also lächelte ich sie an. „Ich glaube, ich muss schon wieder umziehen“, sagte ich und versuchte dabei so unbeschwert wie möglich zu klingen.
    „Du findest das alles wohl wahnsinnig witzig, was?“, fauchte sie und presste ihre Kiefer aufeinander, sodass die Adern an ihrer Schläfe heraustraten. „Ich sag dir mal was, Freundchen! Ich habe keine Lust, dich irgendwann beerdigen zu müssen, weil du alles auf die leichte Schulter nimmst. Wieso bist du nicht mit Sydney zusammengeblieben? Verdammt, ich dachte, Agenten des MSS gehen niemals alleine!“
    „In diesem Falle war es besser“, konterte ich. „Außerdem konnte ich ja nicht ahnen, dass mich gleich so ein rachsüchtiger Tracer auf offener Straße ansticht.“ Tijuana lupfte eine Augenbraue.
    „Rachsüchtiger Tracer? Also kanntest du ihn?“
    „Mh…ja. Kennen wäre übertrieben formuliert. Wir sind uns schon ein oder zweimal über den Weg gelaufen und haben schnell beschlossen, dass wir uns hassen und uns jedes Mal gegenseitig wehtun, wenn wir uns treffen. Das ist so ein Tracer-Ding.“ Tijuanas Kiefer mahlten fast hörbar. Sie kochte vor Wut auf mich und meine Leichtsinnigkeit. Im Grunde hatte sie ja Recht. Es war falsch gewesen, alleine zu gehen. Ich hatte mich unbewaffnet in das größte Chaos gestürzt, das Cydonia City je erlebt hatte. Ich war mir nicht sicher gewesen, ob mein größter Feind noch lebte und hatte auch so Feinde im Überfluss, die nur auf eine solche Gelegenheit warteten. Das alles wusste auch Ti.
    „Wenn du nochmal so ein Tracer-Ding abziehst ohne die hier, werde ich fuchsteufelswild!“, knurrte Ti, legte den Gewebe-Regenerator beiseite und zog meine Sixton unter ihrem geliehenen Arztkittel hervor. Ihre Augen funkelten und ich wusste, dass sie mir am liebsten den Lauf unter die Nase gedrückt hätte, um ihrer Drohung Nachdruck zu verleihen. Aber sie reichte mir die Waffe gesittet mit dem Griff zuerst.
    „Danke“, sagte ich und nahm sie erleichtert an mich. „Jetzt fühle ich mich gleich viel besser, Frau Doktor.“
    „Du willst also Toluca aufsuchen?“, wechselte Tijuana das Thema und brachte uns somit wieder zum Tagesgeschäft zurück. Ich nickte langsam, erhob mich von meiner Liege und tauschte die fremde Red Moon Eagle gegen meine geliebte Sixton. Atlantas Waffe verstaute ich sorgsam in dem noch niemals zuvor genutzten Holster, der in die Innenseite meines Mantels eingenäht worden war und eigentlich nur kleine Kaliber beherbergen konnte. Die große Eagle saß nicht perfekt darin, konnte aber auch nicht herausfallen.
    Während ich schnaufend in meinem Mantel kramte, überkam mich ein leichter Hustenreiz, und ich spürte beinahe jeden einzelnen Knochen im Körper.
    „Ja“, stöhnte ich und als ich aufrecht saß, schoss mir das Blut so schnell aus meinem Kopf in tiefere Körperregionen, dass mir schwindelig wurde. „Aber ich denke, dass du Recht hast. Er und seine Hacker werden nicht mehr im Neocortex zu finden sein. Wir sind

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