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Netha-Chrome

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Titel: Netha-Chrome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janco Weiland
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war binnen weniger Minuten vollkommen blutgetränkt. Atlanta musste mich dort schlimmer erwischt haben, als ich zunächst angenommen hatte. Ein Glück, dass ich ohnehin auf dem Weg ins Fellowship war. Da konnte sich meine alte Waffengefährtin mit ihrem Gewebe-Regenerator gleich an mir austoben. Aber wie ich sie kannte, würde sie mir eher eine dafür verpassen, dass ich blutend zu ihr angekrochen kam. Im Krieg hatte sie mir des Öfteren den Hintern gerettet, und auch in Friedenszeiten führte sie diese liebgewonnene Tradition irgendwie stetig fort. Sei es körperlich oder seelisch, Tijuana war eigentlich immer da, wenn ich zu zerbrechen drohte. Und jedes Mal drohte ich mir eine einzufangen, weil es immer meine eigene Schuld war. Obwohl ich diesmal eigentlich nichts dafür konnte. Oder doch?
    Ich schob meinen Mantel ein wenig zur Seite und versuchte einen Blick auf die Wunde an der Schulter zu erhaschen, ohne mich in dem engen Tubie vollständig ausziehen zu müssen. Viel konnte ich nicht erkennen, wusste aber durch meine Bio-Daten, dass es eine ernstzunehmende und ziemlich tiefe Schnittwunde war. Glücklicherweise erinnerte ich mich nun wieder daran, dass ich kurz vor meiner Entlassung aus dem Gefängnis eine nicht unerhebliche Menge an Morphin und Vicodin-Kapseln in die Innentasche meines Mantels eingenäht hatte. Ich tastete danach und tatsächlich fühlte ich sie dort. Mit einem kräftigen Ruck riss ich die Innentasche auseinander. Einige Kapseln rollten dabei auf den Tubie-Boden, aber das war mir egal. Jede größere Bewegung schmerzte, und so wollte ich auf keinen Fall im Fußraum herumkriechen um diese Pillen wiederzufinden. Ich hatte ohnehin mehr als genug. Der Knast war ein hervorragender Umschlagplatz für illegale Medikamente. Ich hatte mich in den wenigen Tagen meines Aufenthaltes mit einer halben Jahresration eindecken und diese dann auch ohne größere Probleme durch den Ausgang schmuggeln können. Als Entlassener wurde man nicht großartig kontrolliert, wer käme schon auf die Idee, irgendetwas aus dem Knast mitgehen zu lassen?
    Ich nahm also zwei Morphin-Kapseln auf einmal und ließ sie auf mich einwirken. Jeder andere wäre vermutlich durch so eine Dosis vollkommen abgedreht oder gar sofort von der Klinge gesprungen, aber mein Körper hatte sich inzwischen an diese Medikation gewöhnt. Einen echten Junkie haute so schnell nichts um.
    Am Fellowship angekommen wurde mir sofort wieder vor Augen geführt, welche Auswirkungen dieser Blackout auf die gesamte Bevölkerung hatte. Überall liefen Ärzte durch die Gegend wie ausgehungerte Kojoten auf der Suche nach Nahrung, niemand nahm auch nur eine kleine Notiz von den Blutspuren, die ich hinterließ. Die rote Suppe tropfte unablässig auf den hellen Fußboden des Hospitaleingangs. Aber kein einziger Halbgott in Weiß hielt mal an und fragte nach meinem Befinden. Gab im Moment wohl sehr viel schlimmere Fälle als mich.
    Ich versuchte, ein wenig Aufmerksamkeit auf mich zu lenken, indem ich laut stöhnend und humpelt zur Aufnahme schritt. Aber auch das brachte nichts, und so wandte ich mich an die rothaarige Krankenschwester, die dort stand und ins Nichts starrte. Als ich näherkam, bemerkte ich ein seltsames Flackern auf ihrem Gesicht. Sie war ein Hologramm. Na toll.
    Ich positionierte mich direkt in ihrem Blickfeld und räusperte mich.
    „Ähm, Hallo!“ Ich schaute sie an. Keine Antwort, keine Reaktion. Entweder war der Holoprojektor defekt oder der Computer dahinter hatte sich aufgehängt. Ich wedelte mit den Armen in der Luft und versuchte, den kaputten Arm dabei nicht ganz so weit hochzuheben. „Hallo? Ich blute!“ Nichts. Nicht einmal ein Zucken. „Ich versaue gerade euren Boden mit Unmengen von Blut! Feuer! Der Protektor ist tot! Erdbebenalarm!“ Ich neigte meinen Kopf und schaute die Holo-Dame von untenher an. „Es gibt Kirschkuchen?“
    Es war sinnlos, das Ding war tot. Ich schaute mich etwas hilflos in der Halle um. Ich hatte keine Ahnung, in welcher Abteilung Tijuana ihren selbstlosen Dienst verrichtete. Und aufgrund der Tatsache, dass das Fellowship mehr als sechzig Abteilungen hatte, fände ich sie wohl auch nicht so schnell.
    Gerade als ich mir einfach einen der umherlaufenden Ärzte schnappen wollte, erklang hinter mir die wohltuende Stimme meiner alten Waffengefährtin.
    „Ark! Was zum Teufel ist passiert?“ Ich drehte mich herum und blickte in die rehbraunen Augen der wunderschönen Latina. Diese hatte beim Anblick des ganzen Blutes,

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