Netha-Chrome
antwortete die KI und streckte sich ausgiebig. „Sogar sehr gut.“
„Das ist schön.“
„Und dir?“
„Blendend“, antwortete ich, obwohl blendend doch irgendwie übertrieben war. Ich hatte unsere Zweisamkeit sehr genossen und war zumindest sehr viel entspannter als noch zuvor. Dennoch klangen meine Worte anscheinend nicht so überzeugend. Sydney drehte ihren Kopf zur Seite und lupfte ihre linke Augenbraue.
„Wirklich?“
Ich hob die Schultern an. „Na klar.“
Die KI richtete sich kerzengerade auf, streckte dabei ihre Brüste ein wenig nach vorne und versetzte meine Männlichkeit einmal mehr in Wallung.
„Ark, du hast gestern versucht, Emotionen in mir zu erwecken, damit jemand an deiner Seite ist, der den Schmerz mit dir teilt. Es…es tut mir leid, dass ich das nicht konnte. Aber ich will diejenige sein, die an deiner Seite ist und alles mit dir teilt. Deine Gefühle und auch deinen Schmerz. Ich sehe dir an, wie sehr du darunter leidest, Tijuana jetzt auf der anderen Seite zu sehen. Und ich wünschte, ich könnte etwas tun, damit es dir besser geht.“
Die KI schaute zu Boden. Ich schluckte schwer und auch wenn ich nun wieder an die Tatsache erinnert worden war, dass Tijuana und ich momentan Feinde waren, so ging mir bei Sydneys Worten doch ein klein wenig das Herz auf.
Ich ging zu ihr, setzte mich neben sie auf die Pritsche und nahm sie in meine Arme.
„Sydney“, sagte ich leise. „Du bist diejenige, die an meiner Seite ist und alles mit mir teilt. Deine Gegenwart genügt mir, um meinen Schmerz und all die Scheiße, die momentan um uns herum passiert, für einen Moment zu vergessen.“
Sie schaute mich an. In ihrem Gesicht spiegelten sich gleichzeitig Trauer, aber auch Glück wieder. Das Glück, neben mir zu sitzen. Die Trauer, die sie ob dem Verlust so vieler Menschen empfand. Und auch die Sache mit Tijuana machte ihr ebenso wie mir zu schaffen, dass wusste ich. Sie und die Latina waren schließlich so etwas wie Freundinnen geworden.
„Du hattest Recht, Ark. Ich hatte Angst, meine Gefühle zuzulassen. All diese Menschen, die gestorben sind, all die Dinge, die geschehen sind. Wie geht ihr Menschen mit so etwas um? Wie gehst du mit so etwas um?“
Ich kniff meine Lippen zusammen. „Den Tod von Menschen zu verarbeiten, noch dazu von Menschen, die man gut kannte, ist wohl das schwerste, das man durchmachen kann. Es gibt keine Patentlösung, wie man am besten damit umgeht. Jeder tut das auf seine eigene Weise.“
„Also sollte ich mir wohl eine Methode überlegen, wie ich das am besten tun kann“, sagte Sydney leise. „Ich meine, ohne meine Empfindungen vollständig abzuschalten.“
Sie schaute mich mit einem Blick an der mir verriet, dass sie nur mir zuliebe diese schlechten Emotionen zulassen wollte. Und das wiederum brachte mich dazu, mich schlecht zu fühlen.
„Wenn es dir hilft, deine Emotionen einfach abzustellen, dann tue das ruhig“, sagte ich.
„Gestern klang das aber noch anders“, entgegnete Sydney und runzelte die Stirn. Ich seufzte leise.
„Ich…ich weiß. Es tut mir leid. Ich hätte dich nicht dazu überreden dürfen, zu fühlen. Wenn das deine Art ist, solche Dinge zu verarbeiten, dann ist es so.“
Sydney lächelte breit und gab mir einen langen Kuss.
„Du wolltest nur meine Menschlichkeit erhalten, Ark. Ich kann dir das nicht übel nehmen. Schließlich bist du gewissermaßen mein Mentor in Sachen Menschlichkeit. Als ich gestern sagte, ich will nicht menschlich sein, habe ich nicht die Wahrheit gesagt. Ich möchte alle Aspekte des Menschseins kennenlernen. Ich möchte euch verstehen lernen. Also muss ich auch lernen, mit negativen Emotionen umzugehen.“ Ich nickte sachte.
„Das wirst du lernen, Kleines“, sagte ich leise, während ihre Finger an meiner linken Schultern entlangfuhren. Langsam zog sie die dünne Narbe nach, die meinen Arm säumte. Und als wäre ihr schlagartig etwas eingefallen, stand sie unvermittelt auf und begann, sich anzuziehen.
„Du hast bestimmt Hunger“, sagte sie knapp. Ich neigte den Kopf zur Seite. Ein kleines Frühstück täte mir wirklich gut. Doch wo bekam man hier unten etwas zu Essen her?
„Ein wenig, ja“, antwortete ich.
„Ich besorge uns etwas“, sagte die KI, schlüpfte in ihre Stiefel, gab mir einen schnellen Kuss und war schon aus der Tür verschwunden. Etwas überrascht darüber, dass sie so hastig die Zelle verlassen hatte, zog auch ich meine Stiefel an und legte den Holster samt Waffe um. Dann begann ich,
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