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Netha-Chrome

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Titel: Netha-Chrome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janco Weiland
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nicht von denen eines Menschen unterscheiden konnten. Schließlich funktionierten die „Organe“ einer humanoiden KI nicht viel anders als ihre biologischen Pendants. Dort, wo bei einem Menschen zum Beispiel das Herz durch elektrische Impulse stetig pumpte, arbeitete bei der KI eine Kühlpumpe, die ebenfalls durch schwache, elektrische Impulse zum Arbeiten angehalten wurde. Für die meisten Scanner bestand dort kein Unterschied. Und auch die Körpertemperatur unterschied sich dank extremer Kühlung der Prozessoren ebenfalls kaum von der menschlichen Temperatur.
    Dass humanoide KIs so schwer von den üblichen Scannern zu entdecken waren, hatte seine Ursache in der militärischen Nutzung von KIs. Bei der Armee wurden diese nämlich nicht selten zu Infiltrationszwecken gebaut und durften somit nicht als Maschinen erkannt werden. Zwar passte sich der Feind meist ziemlich schnell an die neuesten Cybertechnologien an und entwickelte immer bessere Scanner. Aber je besser die Scanner wurden, desto komplizierter und teurer wurden die Dinger. Logisch. Und je teurer und exklusiver Militärtechnologie wurde, desto schwerer war es als Zivilist, überhaupt an solche heranzukommen. Da dieser Terraner Sydney anscheinend ziemlich schnell als KI enttarnen konnte, musste seine Technologie also ziemlich neu und schwer zu bekommen sein. Guter Stoff, also.
    „Sie müssen als Dealer ziemlich gut sein, wenn Ihre Scanner eine Unimatrix erkennen können“, konstatierte ich und schaute Derek dabei musternd an. Dieser streckte die Arme von sich.
    „Ich habe das beste terranische Zeug, das man für Kredite kaufen kann. Bio-Technologie, Cyber-, und Hardware. Wenn ihr Bedarf habt, kann ich für euch sogar ein ganzes Raumschiff auftreiben.“
    „Ich habe keinen Bedarf an einem ganzen Raumschiff“, winkte ich ab. „Nicht einmal an einem halben. Von Raumfahrten muss ich kotzen.“
    Ich dachte kurz und mit Grauen an meine Verschiffung nach Terra zurück. Damals, als man uns völlig unvorbereitet zum größten Schlachtfest der menschlichen Geschichte gekarrte hatte. Der Truppentransporter hatte nicht einmal die marsianische Stratosphäre erreicht, da hatte ich schon die Bordtoilette aufsuchen müssen und wäre bis zur Landung am liebsten auch dortgeblieben. Leider kann man keine vier Monate auf einer Toilette überleben.
    Auf dem Rückflug war ich dann glücklicherweise von den Militärärzten in ein künstliches Koma versetzt worden, um meinen geschundenen und um eine wichtige Extremität erleichterten Körper nicht noch zusätzlich dem Stress einer solchen Reise auszusetzen.
    „Okay“, lächelte Derek. „Kein Raumschiff. Aber ich weiß ja schon, was Ihr Problem ist. Ihre Freundin hat mir die ganze Sache bereits geschildert, somit konnte ich das nötige Equipment mitnehmen. Das, worunter Sie leiden, nennt man Kybernetische Inkompatibilität. So was kann auftreten, wenn zum Beispiel ein kybernetisches Implantat, das auf Terra konstruiert und gebaut wurde, nicht ganz kompatibel mit der marsianischen Nano-Technologie ist.“
    „Äh, Stopp!“, unterbrach ich ihn. „Mein Implantat ist aber nicht von Terra.“
    Wortlos zog Derek einen kleinen Handscanner aus der Innentasche seiner Lederjacke. Er schob die Schutzklappe beiseite und schon piepte das kleine Ding einsatzbereit. Der Terraner trat an mich heran, fuhr mit dem Scanner an meinem Arm entlang und hielt mir dann das Display direkt vor die Nase. Ich erkannte darauf einige Zahlenreihen, die aber keinen Sinn für mich ergaben.
    „Die haben Ihnen ein Implantat der Beta-Reihe eingepflanzt, mein Freund. Herstellercodierung 587693.“
    „Und was soll mir das sagen?“, wollte ich wissen.
    „Bei kybernetischen Implantaten beginnen die Codierungen von terranischen Herstellern alle mit 5 und 8, Codierungen von marsianischen Herstellern mit 4 oder mit 6. Sie tragen also ein Stück Terra in sich.“
    Ich riss die Augen auf. Die Armee und deren Ärzte hatten mir stets versichert, dass mein Implantat das Beste ist, was die marsianische Kybernetik anzubieten hatte. Niemand, weder die unzähligen zivilen Nano-Ärzte, die ich bislang aufgesucht hatte, noch irgendwelche Kybernetik-Techniker waren jemals auf die Idee gekommen, das zu tun, was dieser Derek soeben getan hatte. Ein terranischer Technik-Dealer gab mir die Antwort auf eine Frage, die mir kein Marsianer je beantworten konnte oder wollte.
    „Aber wie kann das sein?“, wollte ich wissen. Ich konnte es nicht verstehen. Die Militärärzte hatten

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