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Nette Nachbarn

Nette Nachbarn

Titel: Nette Nachbarn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Bunyan Drive-in in Corvallis, Oregon, serviert
worden waren, gefressen. Die fetten Backen blähten sich zufrieden. Seine Lider
hingen faul herab. Er war sehr blau. Nicht babyblau oder taubenblau, nicht
einmal von einem ganz ordinären Blau. Nein, Babe war electricblau. Blau wie das
blaueste Neon-Schild.
    »Großer Gott«, murmelte ich.
    Knox lächelte. Offensichtlich nahm er
meine Worte als Bewunderung. »Das ist schon was, oder?«
    »Allerdings.«
    Er schloß die Vorhänge wieder und kam
auf mich zu. »He, setzen Sie sich doch, entspannen Sie sich. Wollen Sie ein
Bier?«
    »Ich könnte schon eines vertragen.«
    Er ging zu der Cola-Maschine und fütterte
sie mit einer Münze aus einer Schüssel, die obenauf stand. Was herauskam, war
Bier. Er holte noch eine Flasche heraus, öffnete sie und reichte mir dann eine.
Danach gingen wir zu der Sitzgruppe und setzten uns einander gegenüber. Knox
griff in seine Brusttasche, holte Zigaretten und Streichhölzer heraus, und
nachdem er das Streichholz ausgewedelt hatte, legte er es in den Mund des
Keramikfrosches.
    »Der Frosch ist eigentlich ein
Blumenständer«, erklärte er mir, »aber ich mag so’n Zeug nicht. Also benutze
ich ihn als Aschenbecher.«
    Ich schüttelte bloß amüsiert den Kopf.
Knox, mit seinem jungenhaften Enthusiasmus, wenn es um seine Spielzeuge ging,
schien ein harmloser Exzentriker zu sein, und ich nahm einen großen Schluck
Bier, während ich mir ins Gedächtnis rief, daß er in Wirklichkeit ein
gefährlicher Mann war. Knox war ein rücksichtsloser Geschäftsmann in einem
Bereich, der — auch wenn er ihn so hinstellte, als wäre es ein Heim für
gestrauchelte Mädchen — routinemäßig Leben und Leute zerstörte. Ich nahm das
Bier in die Linke und fuhr mit der Rechten zu der tröstenden Ausbuchtung, die
meine 38er Special in der Außentasche meiner Handtasche machte. Normalerweise
glaubte ich nicht so recht daran, aber heute war eine der wenigen
Gelegenheiten, wo ich mich mit der Waffe sicherer fühlte.
    Knox beobachtete mich jetzt. Das
mißtrauisch-wachsame Glänzen war wieder in seinen Augen. »Also, wie komme ich
zu der Ehre Ihres Besuches?« fragte er. »Sie haben doch nicht den ganzen Weg
hier heraus gemacht, nur um Babe zu sehen.«
    »Nein.«
    Wie ich gehofft hatte, hatte er sofort
seine eigene Erklärung für meine Motive parat. »Sie wollen noch mehr über diese
beiden alten Knaben wissen — Bruder Harry und Jimmy Milligan.«
    »Ja. Ich interessiere mich jetzt sogar
noch mehr dafür, was in der Nachbarschaft vorgeht. Sie haben von dem Mord im
Globe Hotel gehört?«
    »O ja. Einer dieser Schlitzaugen.
Schlimm.« Unbeeindruckt schlürfte er sein Bier.
    Ich unterdrückte meinen aufkommenden
Zorn und sagte: »Ja, es war schlimm. Und ich hätte gedacht, Sie würden
sich ein bißchen mehr Sorgen machen.«
    »Warum?«
    »Nun — wenn der Killer nun der Mann
ist, der jeden Tag vor Ihrem Theater predigt?«
    Knox zuckte mit den Schultern. »Süße,
im Tenderloin gibt es überall Killer. Die bringen Leute bei ‘nem Streit in der
Kneipe um, oder wenn sie alte Pennerinnen berauben oder Besoffene. Sie dealen
mit schlechten Drogen. Manchmal haben wir Glück, und sie bringen sich selbst
um. Aber so ist das Leben da draußen.«
    »Und wenn dieser Killer nun ein
besseres Motiv hat als einfach Gewalttätigkeit?«
    »Dieser Killer? Sie meinen Harry?«
    »Vielleicht.«
    »Welches Motiv könnte der alte Harry
schon haben?«
    »Ich hatte eben gehofft, daß Sie mir
das sagen könnten.«
    »Ich? Süße, ich bin bloß — «
    »Ich weiß, nur ein einfacher Bursche
vom Land. Sie haben keine Ahnung, was in der Nachbarschaft vor sich geht,
obwohl Sie seit — wie haben Sie mir erzählt? — fünfzehn Jahren Ihrem Geschäft
an dieser Ecke nachgehen.«
    »Richtig.« Er lächelte mich höflich an.
    »Ich nehme an, Sie wissen auch nichts
über die Leute aus dem Globe Hotel?«
    Stirnrunzelnd zog er eine weitere
Zigarette aus seiner Tasche. »Wie ich schon sagte, mit ‘ner Horde Schlitzaugen
hab’ ich nichts zu tun.«
    »Es handelt sich nicht nur um ›Schlitzaugen‹,
Otis.«
    »Nicht? Nun, vielleicht nicht. Woher
soll ich das wissen? Ich kümmere mich einfach nur um meine eigenen Sachen,
passe auf meine Theater auf, und dann — «
    »Ich weiß, dann kehren Sie heim zu
Ihren Pferden.«
    Er schüttelte sein Streichholz aus und
beäugte mich ein paar Sekunden, ehe er es dem Frosch ins Maul warf. »Genau das
mache ich.«
    »Mit ein paar Unterbrechungen
unterwegs.«
    »Was

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