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Netzwerk des Boesen

Netzwerk des Boesen

Titel: Netzwerk des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins , r
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zusammen, der ebenfalls gerade am Aussteigen war.
      Der Mann, langhaarig, unrasiert und mit einer alten Armeejacke bekleidet, baute sich vor Ashimov auf, die Aggressivität in Person.
      »Pass gefälligst auf, Mann!«
      »Tut mit Leid«, sagte Ashimov.
      »Arschloch.«
      Ashimov griff in den Wagen unter seinen Regenman­ tel, fand die Beretta und steckte sie in die Tasche. »Wenn Sie meinen.«
      Auf dem Weg zum Eingang hörte er den jungen Mann und den Fahrer in schallendes Gelächter ausbrechen. »Arschloch, sagte ich doch.«
      Das Innere des Pubs hätte traditioneller nicht sein können: Holzbalken an der Decke, dunkle Eichenholzni­ schen, Holzscheite, die in dem großen, mit Natursteinen gemauerten Kamin brannten, die Theke mit der Mar­ morplatte, der Barmann, der Zeitung las, hinter ihm an der verspiegelten Wand aufgereiht sämtliche Spirituosen, die man sich nur denken konnte.
      Neben einem der Bogenfenster saß ein Mann um die fünfzig vor einer Portion Kartoffel-Fleisch-Auflauf. Er hatte rotes Haar, trug eine sorglose Miene und den An­ satz eines Lächelns zur Schau. Das war Dermot Kelly, seit dem siebzehnten Lebensjahr Veteran des irischen Bürger­ kriegs. Der Mann, der in der Nähe von ihm auf dem Fens­ terplatz saß, rauchte und ein Buch las, war ein gewisser Tod Murphy. Mit seinem schwarzgrau melierten Haar und der Stahlbrille verkörperte er den typischen Intellek­ tuellen. Einst Student der Theologie mit dem Ziel, Pries­ ter zu werden, hatte er denselben Weg eingeschlagen wie Kelly, nur dass ihm dieser fünfzehn Jahre Zuchthaus we­ gen fünffachen Mordes eingebracht hatte. Allein dem Ver­ lauf des Friedensprozesses hatte er es zu verdanken, dass er schließlich doch entlassen wurde. Er blickte auf, sah Ashimov an der Bar stehen und lächelte.
      Unaufgefordert hatte der Barkeeper eine eiskalte Flasche Wodka aus dem Kühlfach genommen und Ashimov einen dreifachen eingeschenkt. Doch noch ehe er das Glas in die Hand nehmen konnte, hatten sich die beiden Jungs, die ihm in den Pub gefolgt waren, neben ihm aufgebaut. Der junge Spunt in der Armeejacke griff nach dem Glas.
      »Mal sehen, was der Knabe so säuft?« Er nahm einen Schluck und schnitt eine Grimasse. »Was ist das denn für eine Pisse?«
      »Mir schmeckt’s. Du kannst mir jetzt einen neuen Drink bezahlen.«
      »Was höre ich da?« Der Bursche packte Ashimov an der Jacke, und der versetzte ihm einen Kopfstoß.
      Der Junge ging zu Boden, worauf sein Kumpan einen Wutschrei ausstieß und nach der Flasche auf dem Tresen griff. »Tod«, sagte Dermot ganz ruhig.
      Murphy stand auf, ohne das Buch aus der Hand zu le­ gen. »Nicht hier drin, und nicht ohne Dermot Kellys Okay. Ich weiß zwar nicht, wer ihr seid und woher ihr kommt, aber das ist ein IRA-Pub, und dieser Gentleman ist ein Freund von uns.«
      »Leck mich«, fauchte der junge Heißsporn und zer­ schlug die Flasche an der Kante der Marmorplatte. Mur­ phy trat ihm gegen das Knie, und Ashimov packte ihn beim Kragen, versetzte ihm einen gezielten Schlag in die Nieren und beförderte ihn anschließend Kopf voraus hinaus auf die Straße.
      »Du beseitigst wohl besser die Unordnung«, sagte Murphy zu dem Barkeeper. »Schreckliche Zeiten, in de­ nen wir leben, Major. Diese Kids kommen von Belfast über die Grenze hierher und sind immer bis oben hin dicht. Wenn nicht mit Drogen, dann sind sie mit Alkohol voll gepumpt. Aber nicht in Drumore. Wir legen hier immer noch Wert auf Recht und Ordnung.«
    »Recht und Ordnung nach IRA-Manier.«
      »Unsere Kinder hier haben einen sicheren Schulweg, die alten Leute können sich in ihren Häusern sicher füh­ len, und die jungen Frauen abends ohne Angst vom Dorf­ tanz nach Hause gehen. Und seit Mr. Belov sich hier nie­ dergelassen hat, haben die meisten Leute Arbeit und sind ihm dankbar dafür. Die Farmen hier in der Umgebung florieren dank Mr. Belov. Falls Sie hofften, ihn hier anzu­ treffen, muss ich Sie enttäuschen. Er ist gestern mit dem Hubschrauber nach Belfast geflogen und anschließend weiter nach Moskau unterwegs.«
      »Ich weiß.«
      »Er ist ein sehr schweigsamer Zeitgenosse, dieser Mr. Belov.«
      »Nun, seine weltweiten Geschäfte nehmen ihn zeitlich sehr in Anspruch. Und alles andere überlässt er mir. Also, was haben Sie für mich?«
      Tod Murphy, der in der Vollzugsanstalt in Maze nicht nur Irisch, sondern auch ganz passabel Russisch gelernt hatte, hielt das Buch hoch und

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