Netzwerk des Boesen
Militärpolizisten in marineblauen Blazern und Flanellhosen empfangen.
»Pflegeheim?«, wunderte sich Selim.
»Hier verfügt man tatsächlich über medizinisches Ge rät«, sagte Dillon. »Daher ist es nicht total gelogen. Aber lassen Sie sich nicht von Äußerlichkeiten täuschen. Si cherheit wird hier absolut groß geschrieben. Die Polizei mag zwar keine Armeeuniform tragen, aber die Herren sind alle bewaffnet. Hier gibt es keine Gitter, doch die Fenster sind mit elektrischem Draht verkabelt. Das hier ist eine Festung, Doktor Selim. Gewöhnen Sie sich an die sen Gedanken. Sergeant Dalton wird Sie jetzt auf Ihr Zimmer bringen. Wir sprechen uns später.«
Selim war einigermaßen überrascht über die Art und Weise, wie er behandelt wurde. Das Zimmer war anspre chend und besaß ein Fenster, das auf den Garten hinaus ging. Der Schrank und die Kommode hielt eine Auswahl an Kleidung für ihn bereit. Er duschte und zog sich um, dann brachte Miller ihn in einen kleinen Salon, ausgestat tet mit einem Tisch, Stühlen, einem Gasfeuer und einem großen Spiegel.
Dalton begann: »Mit Rücksicht auf Ihre Ernährungs vorschriften hat unser Koch ein spezielles Menü für Sie zubereitet.« Die Tür ging auf, und Miller kam mit einem Tablett herein, das er auf dem Tisch abstellte. »Wenn et was nicht nach Ihrem Geschmack sein sollte, Sir, dann lassen Sie es mich bitte wissen.«
»Nein, danke, das sieht sehr gut aus.« Selim setzte sich an den Tisch und begann zu essen. »Ich hätte gern eine Tasse Tee dazu.«
Sofort wurde ein Teegedeck gebracht. Selim aß weiter, und auf der anderen Seite des Spiegels warteten Ferguson, Dillon, Hannah und Roper, bis er fertig war. Miller kehr te zurück und räumte das Tablett ab. Dalton wartete.
Selim erhob die Stimme. »Wenn Sie da hinter dem Spiegel stehen, General Ferguson, dann kommen Sie doch jetzt bitte herein. Was immer Sie von mir halten mögen, ein Schwachkopf bin ich jedenfalls nicht.«
Dillon grinste den General an.
»Recht hat er. Also, meine Herrschaften, gehen wir«, sagte Ferguson und führte die kleine Gruppe an.
Ferguson nickte Dalton zu. »Ich wäre Ihnen sehr dank bar, wenn Sie jetzt nach nebenan gingen und zusähen.«
»Selbstverständlich, Sir.«
Roper manövrierte seinen Rollstuhl an den Tisch, wäh rend Hannah und Ferguson Platz nahmen. Dillon hockte sich aufs Fensterbrett und rauchte eine Zigarette.
»Vorausschickend möchte ich ein paar Dinge klarstel len«, begann Ferguson. »Ich bin für die persönliche Si cherheitsabteilung des Premierministers verantwortlich. Ich halte keine Verbindungen zu anderen Sicherheitsein richtungen. Und ich bin im Besitz einer so genannten Carte blanche, ausgestellt vom Premierminister persön lich, die mich bevollmächtigt, nach eigenem Gutdünken zu handeln. Detective Superintendent Bernstein ist meine Assistentin, von der Special Branch von Scotland Yard freundlicherweise für eine gewisse Zeit freigestellt.«
»Und Mr. Dillon? Ich weiß, was Mr. Dillon tut. Er bringt Menschen um.«
»Und die Leute von Allahs Zorn?«, konterte Dillon.
»Superintendent, ich flehe Sie an. Warum versagt man mir einen Anwalt? Ist das wirklich rechtens?«
Hannah hatte ein Problem mit dieser Frage, und das merkte man ihr an. Sie wandte sich an Ferguson: »Sir, vielleicht …«
»Kein Vielleicht. Major Roper, machen Sie doch bitte den Anfang.«
»Ich habe einen Bericht vorbereitet, Dr. Selim«, erklär te er. »Der beleuchtet Ihre Beziehung zu Henry Morgan und selbstverständlich auch dessen Absicht, den Präsi denten der Vereinigten Staaten zu ermorden. Des Weite ren behandelt er den Verdacht erregenden Tod von Mrs. Morgan, der Mutter von Henry Morgan. Außerdem die grundlegenden Verbindungen dieser beiden Personen zu der Queen-Street-Moschee wie auch Ihre Verbindung mit Yuri Ashimov und durch ihn zu Josef Belov.«
»Nichts von alledem lässt sich beweisen«, erklärte Selim mit Nachdruck, doch sein Tonfall strafte ihn Lügen.
»Es besteht wenig Zweifel daran, dass hier junge briti sche Muslime für ein Training in Terroristencamps frü her im Irak, heute in verschiedenen anderen muslimi schen Staaten rekrutiert worden sind. Ich bin im Besitz vertraulicher Informationen, die Transaktionen zwischen der Belov Organisation und Ihnen als Vorsitzendem di verser so genannter Wohltätigkeitsstiftungen betreffen.«
»All
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