Netzwerk des Boesen
das ist absolut legitim«, wandte Selim mit nun deutlich schwächerer Stimme ein. »Alles andere ist eine Lüge.«
»Die Spenden an den Children’s Trust in Beirut.«
»Die Mittel werden allein für karitative Zwecke und Bildungseinrichtungen verwendet.«
»Karitativ? Der Children’s Trust ist eine Scheinorgani sation der Hisbollah. Das ist doch allgemein bekannt. Bei de, die Marxistische Liga und die Volksbefreiungsorgani sation haben Verbindungen zu Al-Qaida. Der Children’s Trust im Irak ist nur ein Synonym für die Gotteskrieger, eine der militantesten Terrorgruppen, die es gibt.«
»Nichts von alledem können Sie beweisen.« Selim konnte die Verzweiflung in seiner Stimme kaum mehr kaschieren. »Die Stiftungen, die Bildungseinrichtungen, jegliche Zahlungen meinerseits im Auftrag der Belov Or ganisation wurden in gutem Glauben getätigt. Etwas an deres zu behaupten, wäre eine Lüge. Mr. Belov unter stützte die Renovierung unserer Moschee und stellte so gar die finanziellen Mittel für eine neue Schule zur Verfü gung.«
»Ich besitze eine Liste der Organisationen, denen Sie Geld haben zukommen lassen«, sagte Roper. »Und das ist eine Tatsache.«
»Allmählich verliere ich die Geduld«, fuhr Ferguson Selim an. »Mir ist absolut klar, dass wir nahezu keine Chance haben, Josef Belov vor ein ordentliches Gericht zu stellen. Er ist zu reich, zu mächtig und er versteht es aus gezeichnet, sich den Rücken freizuhalten. Was ich von Ihnen will, Dr. Selim, sind Informationen über die Camps, Listen der Organisationen, Namen, Adressen. Wenn Sie dieser Bitte sorgfältig nachkommen, sind Sie bald wieder ein freier Mann. Und selbstredend mit einer weißen Weste.«
»Das kann ich nicht«, winselte Selim.
»In Ordnung. Wenn das so ist, dann werde ich Sie in den Irak zurückfliegen lassen, oder nach Saudi Arabien, wenn Ihnen das lieber ist. Dort laden wir Sie aus und verbreiten das Gerücht, dass Sie gesungen haben. Wenn Sie Glück haben, fallen Sie Belovs Schergen zuerst in die Hände. Eine Kugel wäre entschieden angenehmer, als von Ihren eigenen Leuten bei lebendigem Leib gehäutet zu werden, glauben Sie nicht auch?«
Selim sprang von seinem Stuhl hoch. »Nein, ich bitte Sie.«
»Denken Sie darüber nach, Selim. Überlegen Sie es sich gut. Ich werde Ihnen ein wenig Zeit geben. Kommt, Leute.« Hannah, Roper und Dillon folgten Ferguson aus dem Sa lon.
Im Nebenraum sagte Ferguson zu Dalton: »Behalten Sie ihn gut im Auge, Sergeant. Falls irgendwas passiert, rufen Sie mich sofort an. Ansonsten sprechen wir uns morgen.«
»In Ordnung, Sir.« Dalton ging hinaus.
»Noch irgendwelche Fragen?«, wandte sich Ferguson an die anderen.
Roper erklärte: »Ich werde mich wieder an meinen Computer setzen, Sir. Miller kann mich in dem Van nach Hause fahren.«
»Ich komme mit«, sagte Dillon. »Miller kann mich un terwegs absetzen.«
Hannah hingegen antwortete direkt auf Fergusons Fra ge: »Ich muss gestehen, Sir, dass ich mit der Verweige rung eines Rechtsbeistandes so meine Probleme habe.«
»Sie glauben, wir berauben den armen Mann seiner Grundrechte, Superintendent?«
»Ja, das könnte man so sehen.«
»Nun, unter den gegebenen Umständen bin ich an ei ner solchen Sichtweise nicht übermäßig interessiert. Möchten Sie damit andeuten, dass Sie wieder Ihren nor malen Dienst bei Scotland Yard aufnehmen wollen?«
Sie zögerte. »Sie machen es mir nicht leicht, Sir.«
»Das ist auch nicht meine Aufgabe. Aber ich mache Ih nen einen Vorschlag: Morgen früh, wenn Sie in die Harlem Street zu Merriman gehen, um sich das Omega-Implantat einsetzen zu lassen, dann statten Sie doch Reverend Susan Haden-Taylor in der St. Paul’s Kirche einen Besuch ab. Vielleicht erinnern Sie sich, dass ich Dillon im vergange nen Jahr mit ihr in Kontakt gebracht habe, weil ich wollte, dass er nach der Rashid-Affäre wieder einen klaren Kopf bekommt.«
»Und Sie glauben, sie kann mir helfen?«
»Sie ist Priesterin der Kirche von England und gleich zeitig eine hervorragende Psychologin«, warf Dillon ein. »Aber am wichtigsten ist wohl, dass sie ein durch und durch guter Mensch ist und mir wirklich hat helfen können.«
Hannah holte tief Luft. »Okay. Ich gehe zu ihr«, sagte sie und verließ den Raum.
Dillon ging neben Ferguson hinter Ropers Rollstuhl her. »Sie können manchmal wirklich gnadenlos sein,
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