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Netzwerk des Boesen

Netzwerk des Boesen

Titel: Netzwerk des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins , r
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Ferguson hat mir von Ihrem Dilemma erzählt. Und dem seinen.«
      »Dem seinen?« Hannah konnte ihre Verblüffung nicht verbergen.
      »Ja. Alles hat nun einmal zwei Seiten, so simpel das auch klingen mag. Charles hat mir erzählt, dass Sie in Cambridge Vorlesungen in Psychologie halten.«
      »Das stimmt.«
      »Und dass Ihr Vater Arnold Bernstein ist. Ich kenne ihn als einen der besten Chirurgen in London.«
      »Und mein Großvater ist Rabbi Julian Bernstein.«
      »Was bedeutet, dass Sie rundum von Moral und Tu­ gend umgeben sind.«
      »So ähnlich, ja.«
      Im hinteren Teil der Kirche, in einer Ecke verborgen, saß Dillon hinter einer Säule auf einem Stuhl und lauschte.
      »Während eines Polizeieinsatzes«, sagte Hannah, »habe ich getötet, weil mir keine andere Wahl blieb, und bin auch selbst verletzt worden. Ich habe sogar eine Frau ge­ tötet, eine wirklich schlechte Person, die versucht hatte, einen Freund von mir umzubringen. Aber das alles konn­ te ich als Teil meines Jobs akzeptieren.«
      »Und wo liegt heute Ihr Problem? Sie können ganz of­ fen sprechen. Als Priesterin und auch als Psychiaterin bin ich an die Schweigepflicht gebunden.«
      Hannah legte der Frau ihr Problem dar, und als sie ge­ endet hatte, sagte Susan Haden-Taylor: »Ich ergreife für keine Seite Partei, ich versuche nur, die Situation deutlich aufzuzeigen. Sie wollen, dass Selim trotz allem, was er ge­ tan hat, einen Rechtsbeistand bekommt, ein ordentliches Verfahren und gegebenenfalls einen rechtmäßigen Pro­ zess zu erwarten hat, obgleich es gut ein halbes Jahr dau­ ern kann, bis die Sache vor Gericht kommt, wenn nicht länger.«
      »Ich weiß um die Schwierigkeiten.«
      »Wohingegen Ferguson Informationen über alle Per­ sonen haben will, die etwas mit dieser Allahs-ZornOrganisation zu tun haben, ehe sie noch mehr Bomben legen können. Und um dieses Ziel zu erreichen, nimmt er in Kauf, dass Selim eine harte Zeit durchmachen muss. Ihm scheint es die Sache wert zu sein. Und Ihnen?«
      »Verdammt.« Hannah war ziemlich frustriert. »Mein Standpunkt klingt so verflucht unvernünftig. Aber ich bin mit dem Gesetz groß geworden und ich glaube an das Ge­ setz. Das ist doch alles, was wir haben.«
      »Da stimme ich ganz mit Ihnen überein, aber die Zei­ ten ändern sich momentan extrem schnell, und diesem Wandel müssen wir uns wohl oder übel stellen. Der glo­ bale Terrorismus eröffnet leider eine ganz neue Perspek­ tive. Es ist nicht so, dass Sie Unrecht haben, Hannah, aber auch Fergusons Standpunkt hat seine Richtigkeit. Und noch eines, Hannah. Wie in allen Dingen, hat auch in dieser Frage jeder Mensch ein Recht auf eine persönliche Entscheidung.«
      »Was bedeutet?«
      »Wenn Ihnen diese Sache wirklich so viel bedeutet, wä­ re es wahrscheinlich besser, wenn Sie den Job aufgäben. Besser für Sie selbst. Und letztlich auch besser für alle Be­ teiligten.«
      »Wie seltsam«, gab Hannah zurück. »Ich käme mir dann vor, als würde ich davonlaufen.«
      »Aber es ist das Beste, was Sie tun können, fürchte ich. Darf ich Ihnen eine Tasse Tee anbieten?«
      »Nein, danke, ich muss weiter.«
      In dem Moment stand Dillon auf, schlüpfte durch die Tür hinaus und zündete sich eine Zigarette an. Lange brauchte er auf Hannah nicht zu warten.
      »Was machst du denn hier?«
      »Ach, ich dachte, ich treibe mich ein bisschen vor der Kirche herum und schaue, wie es dir ergangen ist.«
      »Du hast Recht gehabt. Sie ist wirklich eine bemer­ kenswerte Frau.«
      Sie gingen gemeinsam die Harley Street hinauf. »Dann bleibst du uns also erhalten?«
      »Ich glaube ja. Ich gebe mir noch eine Woche oder zwei und sehe dann weiter. Beim Abschied hat sie etwas ganz Merkwürdiges zu mir gesagt.«
      »Was denn?«
      »Dass, als Jesus zu uns sagte, wir sollten auch die ande­ re Wange hinhalten, er nichts davon sagte, dass wir das auch ein zweites Mal tun sollen. Was um alles in der Welt meinte sie damit?«
      Dillon grinste. »Für mich ist das sonnenklar«, sagte er und winkte einem Taxi.

      Die Bodensicht war wegen des strömenden Regens denkbar schlecht, als Smith in Dunkley, Kent, die Navajo sicher auf der alten, buckligen Rollbahn aufsetzte und bis zu den baufälligen Hangars rollen ließ. In der Nähe park­ te ein weißer Ford Transit, daneben stand ein Mann mit einer Schirmmütze, Fliegerjacke und einem Schirm in der Hand.
      Tod machte die Tür auf,

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