Netzwerk des Boesen
haben nicht so geredet wie ihr. Ich meine, ihr seid nette Iren. Die haben sich anders ange hört.«
»Wer zum Teufel ist denn hier hinter mir her?«, wun derte sich Billy. »Das ist doch idiotisch.«
»Vielleicht hat es ja was mit mir zu tun«, schlug Dillon vor. »Ich kenne einige Iren, die mich gar nicht mögen. Du rufst jetzt am besten die Werkstatt an und kümmerst dich um den Wagen. Ich werde inzwischen einige Erkundi gungen einziehen. Bis später dann.«
An der High Street hielt er ein Taxi an und ließ sich nach Kilburn fahren, wo er mit seiner Runde begann, sich von einem Pub zum anderen arbeitete und sich mit den Bar keepern unterhielt, was ihn aber erwartungsgemäß nicht viel weiter brachte. Die IRA operierte nicht in London. Diese Zeiten waren vorbei. Aber schließlich gab es ja noch den Green Man.
Er ging die kleine Straße entlang und schaute erst ein mal durchs Fenster. Da war er, Danny Malone, damals in den alten Zeiten ein guter Kumpel, aber das war schon lange her. Danny ging offensichtlich seine Abrechnungen durch, deshalb versuchte Dillon es an der Hintertür. Die war nicht abgesperrt. Dillon durchquerte den kleinen Flur, erreichte die Tür zum Hinterzimmer und trat hinein.
Seit Kelly seinen Namen erwähnt hatte, dachte Melone mit sehr gemischten Gefühlen an Dillon. In gewisser Weise hatte ihm das die Augen geöffnet, worauf er sich da einließ. Er hatte schon einmal fünfzehn Jahre im Ge fängnis gesessen, und die Tatsache, dass Dillon da mit spielte, machte das Ganze nicht harmloser. Als er nun von seinen Papieren hochsah, fiel ihm regelrecht das Ge sicht herunter.
»Du bist es, Sean!«
»Gott schütze die gute Sache, Danny«, sagte Dillon und fügte, als Malone schwieg, hinzu: »Gott schütze dich, laute te die Antwort darauf. Du vergisst deine guten Manieren.«
»Tut mir Leid, Sean, das kam so überraschend. Ich meine, das ist schon so lange her.«
»Oh, ich habe immer wieder an dich gedacht, Danny.«
Dillon steckte sich eine Zigarette an, und Malone be merkte mit einem schiefen Lächeln: »Du arbeitest jetzt also für Ferguson und den Premierminister.«
»Ach, du kennst mich doch, war schon immer prak tisch veranlagt. Dadurch bin ich aus einem serbischen Gefängnis rausgekommen. Ich war übrigens froh, als ich hörte, dass sie dich entlassen haben, Danny. Hast Glück gehabt, dass dieser Friedensprozess genau zum richtigen Zeitpunkt begonnen hat.«
Malone überlief eine Gänsehaut, als er sich vergegen wärtigte, wie dumm es von ihm gewesen war, sich in diese Sache hineinziehen zu lassen. Er holte tief Luft, versuchte ruhig zu bleiben.
»Willst du etwas Bestimmtes, Sean?«
»Nein, nein, nur eine Frage, Danny. Mein Freund Billy Salter hat heute Abend seinen Range Rover vor dem Dark Man in Wapping abgestellt. Da kamen zwei irische Jungs des Wegs, und einer von den beiden hat ihm mit einem Schnappmesser die Vorderreifen zerstochen. Anschlie ßend haben sie sich lachend vom Acker gemacht und ge meint, das würde mir und Billy zu Denken geben.«
Dillon griff unter seine Jacke, zog eine Walther aus dem Hosenbund und legte sie auf den Tisch, um sich dann eine Zigarette anzuzünden. »Na, fällt dir dazu was ein, Danny? Irgendjemand von der anderen Seite des Teichs in der Stadt?«
Malone gab die Vorstellung seines Lebens. »Von der anderen Seite des Teichs? Du weißt doch selbst, dass sich seit dem Friedensprozess nichts mehr abspielt in London. Wir sind alle vorzeitig entlassen worden. Schau mich an. Fünfzehn Jahre habe ich gekriegt, und nur fünf davon ab gesessen. Aber der Rest steht zur Bewährung. Eine falsche Bewegung, und ich sitze wieder im Knast, und dann kann ich die volle Strafe bis auf den letzten Tag abbrummen. Glaubst du denn, ich bin verrückt? Wer wäre denn so be scheuert?«
»Ja, da müsste man wirklich total bescheuert sein«, stimmte ihm Dillon zu. »Ich denke da auch an deine Frau, Danny. Du würdest doch nichts tun, was sie beun ruhigt, oder?«
»Die Arme ist ohnehin schon genug gestraft, Sean. Brustkrebs.«
»Das tut mir Leid«, sagte Dillon und meinte es auch so. Er zog eine Visitenkarte aus der Tasche und warf sie auf den Tisch. »Meine Handynummer. Wenn sich irgendwas tut, lass es mich wissen.«
Er steckte die Walther wieder hinten in den Hosen bund und verließ das Büro.
Kaum war Dillon weg, lief Malone in die kleine Toilette nebenan und
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