Neu-Erscheinung
muss platzen. Wie schwer dieser freiwillige Verzicht einem Menschen fällt, der seit Jahren auf Anerkennungsentzug ist, muss ich nicht weiter beschreiben.
Aus der sechsten
Messias
-Folge sollte meine Frau etwas lernen, und ich wusste ganz genau, was ...
DIE MESSIAS Folge 6
Vielleicht bin ich selber schuld. Wer weiß. Vielleicht sind es gar nicht immer die anderen? Ich erwarte zu viel. Aber – was erwarte ich denn? Da ist doch nichts Unerfüllbares. Gut, einen gescheiten Job wünsche ich mir seit 2000 Jahren, das scheint wirklich unmöglich zu sein für jemanden, der ständig auf der Flucht ist. Aber ich wünsche mir auch einen Platz im Leben, den ich ausfülle, der mir das Gefühl gibt, etwas Sinnvolles zu tun. Das alles scheint nicht zu funktionieren, dabei könnte ich mir eine Menge Dinge vorstellen, die ich mit meinen Fähigkeiten und Erfahrungen besser als jeder andere Mensch machen würde. Und um ehrlich zu sein, auch besser als jeder andere Mann. Ich wüsste, worüber ich rede, wenn ich den Menschen das Gesetz der Nächstenliebe und der Fürsorge predige. Ich weiß besser als jeder andere, was die Frohe Botschaft bedeuten kann, wenn man sie richtig lebt. Aber leider will das niemand hören.
Mit IHM muss ich über so was nicht sprechen. ER hat es sich längst abgewöhnt, über seine Erwartungen zu sprechen. Menschen und Erwartungen sind für IHN ein naturgemäßer Widerspruch. Ich habe von klein auf gelernt, dass man von Menschen nichts erwarten darf. Außer der Tatsache, dass man von ihnen nichts erwarten kann.
Gesetzt den Fall, ich bin daran selber schuld, dass ich nichts von dem erreiche, was ich mir wünsche: Was genau habe ich dann falsch gemacht? Was auch immer das sein könnte, ich mache es dann seit über 2000 Jahren falsch. Da muss sich eine Menge angesammelt haben.
Dann also mal zur Fehlersuche.
Da ich der festen Überzeugung bin, dass sich Fehler nicht an Äußerlichkeiten festmachen lassen, mal abgesehen davon, dass rosa Röckchen zu lilafarbenen engen Blusen immer ein Fehler sind, muss ich meine Fehler in mir suchen.
Vielleicht bin ich zu egoistisch. Das kann keiner besonders leiden, nur die, die selber egoistisch sind, und denen fällt es meistens gar nicht erst unangenehm auf. Aber behalte ich denn die Momente des Glücks für mich? Meine Träume? Meine Sehnsüchte? Nein! Liebend gerne würde ich all dies mit einem anderen Menschen teilen. Ich würde sogar mehr als die Hälfte abgeben, nur um nicht mit dem unvorstellbaren Moment des Glücks allein zu sein. Und damit sich diese bedingungslose Teilerei nicht auf nur metaphysischer Ebene abspielt, würde ich auch jede Familienpackung Lasagne teilen. Ach, was heißt teilen, ich würde sie warm machen und zuschauen, wie der andere sie ganz alleine isst, und danach würde ich fragen, ob er noch was anderes will. Mitten in der Nacht würde ich aufstehen und einen Kuchen backen, mit frischen Eiern, und wenn ich die nicht hätte, würde ich sie von einem Nachbarn borgen, dem ich zum Dank für die frischen Eier um den Hals fallen würde und dann ...
Ich habe keine Lust mehr, mich zu hinterfragen, es kann nämlich auch ein Fehler sein, nach Fehlern zu suchen. Vielleicht ist es einfach besser, keine Fehler zu machen?
Ich werde diese Stadt verlassen. Den Roten Kakadu und den ganzen anderen Käse. Das ist ganz bestimmt kein Fehler.
Ich und ein kleiner Erfolg
Bettinas erste Reaktion auf die jüngste Folge der
Messias
war eine einzige Enttäuschung. Es gab nämlich keine. Andererseits möchte ich mir nicht vorstellen, wie ich darauf reagiert hätte, wenn sie herausgefunden hätte, über und für wen ich da eigentlich schrieb. Ich kann nicht lügen, ohne dass man es mir sofort anmerkt. Also hätte ich es erklären müssen. Doch wie erklärt man seiner Frau, dass man eine Romanfigur erfindet, um auf ein paar kleine Probleme aufmerksam zu machen? Wer alte Männer und das Meer beschreibt, hat mit so was nichts am Hut. Aber wer mit dem Feuer spielt, muss auch mit Brandblasen rechnen. Bei meinem nächsten Roman würde ich auf Fantasy umsatteln, davon habe ich bis heute keine Ahnung. Wahrscheinlich wären dann irgendwann Kobolde, Zwerge und Drachen mit Eigenschaften von Bettina aufgetaucht. Ich verschwendete keine weiteren Gedanken an dieses Thema, zumal ich mir sicher war, dass es nie wieder einen Roman von mir oder Bella Gabor geben würde.
Bettina war viel zu sehr damit beschäftigt, ihre Karriere voranzutreiben und ihren Platz im Leben zu finden,
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