Neu-Erscheinung
während ich an unserer Beziehung arbeitete. Immerhin mit einem Roman, welcher Mann tut so was schon? Aber der Aufwand stand in keinem Verhältnis zum Ertrag. Es gab eben keinen.
Nur die Fangemeinde draußen reagierte. Eine anonyme Masse, die sich von Folge zu Folge vergrößerte. Mittlerweile war die Zahl derer, die in der
Messias
reinsten Lesespaß und mehr fanden, deutlich größer, als die derjenigen, die ihrer Autorin die Pest an den Hals wünschten und unserer Zeitung das sofortige Aus.
Aber wer sich mit der Kirche anlegte, bekam nicht nur zu Zeiten der Inquisition eine Menge Ärger.
Unter allen Hass-Mails, die mir Masuch gelegentlich weiterleitete, gab es eine, die mich berührte und eine Frage aufwarf, die mich zwang, eine Antwort zu finden.
Liebe Bella Gabor,
gleich vorweg, ich zähle mich nicht zu den Frauen, die sich durch Ihre Geschichte über die Messias in ihrem Glauben verletzt fühlen. Wenngleich ich mich aus vollster Uberzeugung zu meinem katholischen Glauben bekenne. Ich habe Ihre Geschichte mit großem Interesse und gelegentlichem Vergnügen gelesen und kann die Grundhaltung Ihrer Protagonistin nachvollziehen. Auch in meinem Leben gab es einige Enttäuschungen, und seit dem frühen Tod meines Mannes bin ich alleine und werde es wohl auch bleiben. Den Glauben an einen neuen Partner habe ich nach etlichen Enttäuschungen aufgegeben. Nun möchte ich Sie nicht weiter mit meinem privaten Schicksal behelligen. Mich interessiert nur eine Frage: Warum muss es in Ihrer Geschichte unbedingt die Tochter Gottes sein? Alles, was Sie bisher erzählt haben, bis auf winzige Ausnahmen, hätte jeder »normalen« Frau widerfahren können. Sehe ich das richtig? Ist es dann aber nicht so, dass die religiöse Grundlage Ihres Romans nichts weiter ist, als eine publicityträchtige Aktion, gar Provokation? Dies wäre schade, denn was Sie schreiben, ist mir wohl vertraut, aber am Ende des Tages zu billig, wenn unter dem Deckmantel der Unterhaltung mit kirchlich-religiösem Hintergrund nur reine Effekthascherei steckt.
Wenn Sie mir nicht antworten, werde ich Ihnen nicht böse sein.
Ihre
Magdalene Schroth aus Meggendorf
Sie hatte recht, die Magdalene. Meine Messias hätte auch die Tochter eines Generalkonsuls aus Venezuela sein können oder, noch schlimmer, die Schwester eines Fußballers aus Gelsenkirchen, sie hätte alles sein können. Beliebig durfte sie auf keinen Fall sein.
Jetzt, wo immer mehr Frauen sie ernst nahmen, wollte ich die Messias zu einer Galionsfigur machen. Nicht nur für meine Frau, sondern für alle Frauen, deren Sehnsucht und Enttäuschung auch einen gesellschaftlich-religiösen Hintergrund hatte.
Ich spürte, dass die Messias zu Großem fähig war, und ich wollte und konnte sie nun einfach nicht mehr aufhalten.
DIE MESSIAS Folge 7
Nach 325 Jahren bin ich auf meiner langen Reise wieder einmal im Bayerischen Wald gelandet. Ich habe mit mir selbst Schnick-SchnackSchnuck gespielt, weil ich mich nicht entscheiden konnte zwischen dem Bayerischen Wald und einer Hallig in der Nordsee. Die linke Hand hat gewonnen, Schere schneidet Papier. Ehrlich gesagt, wollte ich wahrscheinlich nie auf diese Hallig.
Jetzt bereue ich schon die Wahl, denn ich weiß partout nicht, was ich hier soll. Ich weiß so vieles nicht. Zum Beispiel, warum Männer sich mehr für teure Uhren interessieren oder wie in früherer Zeit für Rüstungen und Turnierpferde, statt mal zur Abwechslung für Frauen. Und zwar nicht nur während der statistischen drei Minuten. Ich weiß es einfach nicht, vielleicht liegt der Grund in der DNA . In der Schöpfungsgeschichte liegt er definitiv nicht, und ich muss es wissen. Jetzt weiß ich nur eins, ich bin weit weg von den Svens und Angelos dieser Welt. Und mehr will ich erst mal nicht.
Ohne der Region und den Menschen im Bayerischen Wald zu nahe treten zu wollen, viel hat sich in den letzten 325 Jahren nicht verändert. Der Einödriegel wird noch immer seinem Namen gerecht, und die Pizzeria Da Conte, die einzig sichtbare Veränderung in Meggendorf seit Menschengedenken, werfe ich gleich bei meiner Ankunft, noch immer zutiefst gekränkt und aufrichtig sauer auf alle Angelos und Lucas dieser Welt, auf den Müllhaufen meines privaten Scheiterns. Dieser Haufen hat mittlerweile beträchtliche Ausmaße. Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, sie alle gehabt zu haben, aber eine ganze Menge waren es schon. Männer, versteht sich. Aber keiner von ihnen taugte zu einem Bund fürs Leben! Ich
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