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Neu-Erscheinung

Neu-Erscheinung

Titel: Neu-Erscheinung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gantenberg
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Siggi aus dem geistigen Nirgendwo.
    »Wie, ist der schon so alt?«
    »Nicht den Job, unser Abo.«
    »Hoho, eine Protestnote, ich vermute doch richtig, dass es was mit dieser Messias zu tun hat.«
    »Ansgar, kannst du heute in den Sportausschuss?«
    Ich bemühte mich um eine Verlagerung des Themas. Es war genug. Aber genug ist auch in Lokalredaktionen nie genug.
    »Gerne, ich liebe den Sportausschuss, das ist die geistige Herausforderung, für die ich studiert habe. Paul, wenn du nicht so ein feiner Kerl wärst, dann ...«
    »Ja?«
    »Dann würde ich auch zum Sportausschuss gehen.«
    »Siehste.«
    »Aber was unseren Herrn Pfarrer angeht, liege ich doch richtig, oder?«
    Manche Themen legen sich wie ein Ölfilm auf das Gefieder von Strandmöwen. Man kann schrubben, wie man will, das Thema geht nicht ab.
    Und dann klingelte das Telefon. Ich hätte einfach nicht abheben sollen.
    »Herr Litten? Piet Eissel, Redaktion Barbara Freitag, schönen Gruß von Herrn Masuch, er bat mich, Sie mal anzurufen. Wegen der Bella Gabor.«
    Von diesem Moment an wusste ich, wie sich ein Hühnchen beim Schockfrosten fühlen musste.

Ich und Bettina und Ansgar und Carola
    Die ganze Fahrt zu Ansgar und Carola bestand aus Unmutskundgebungen, heftigen Seufzern und dem Wunsch, dass ein Baum sich doch bitte schön quer über die Straße legen möge, damit wir an diesem Essen mit unseren Freunden nicht hätten teilnehmen müssen. Und dies aus gutem Grund. Naturgewalten sind immer ein guter Grund. Es legte sich aber kein Baum quer. Aus gutem Grund. Der Abend war mild und der Wind so still wie die Pathologie des Sankt-Maria-Krankenhauses um Mitternacht. Wir hatten auch keinen Motorschaden oder einen terroristisch motivierten Überfall zu verzeichnen. Ähnliches war auch nicht zu erwarten, die Terroristen mieden Westfalen aus Angst vor bäuerlichen Rasterfahndungen.
    Kurz vor acht wälzte sich unser Wagen über die Kiesauffahrt, an deren Ende eine ökologisch perfekte Sammlung von Bau- und Dämmstoffen nebst einer durch Erdenergie gespeisten Fußbodenheizung auf uns wartete.
    »Ich hab null Lust«, jammerte Bettina.
    »Ich auch«, pflichtete ich ihr bei.
    Die Momente unserer Gemeinsamkeiten erlebten einen zweiten Frühling.
    Bettina tätschelte tröstend mein Knie, während ich den letzten Gang aus dem Getriebe befreite, um uns endgültig die Freiheit und das Recht auf selbstbestimmte Zeit zu nehmen. Ansgar winkte uns mit einer lächerlichen Grillschürze aus dem Küchenfenster zu, während Carola wahrscheinlich wie üblich bereits die ersten Drinks mixte.
    »Null«, seufzte Bettina mit traurig resigniertem Blick nach vorne.
    »Und weniger«, ergänzte ich der Form halber.
    Da waren wir uns einig.
    »Habt ihr Hunger mitgebracht?«, brüllte Ansgar aus seiner Küchenzelle.
    »Nee, der hat Stubenarrest.«
    Noch nicht mal Bettina lachte über meinen müden Gag. Sie war voll und ganz damit beschäftigt, sich ihr DANKE - FÜR - DIE - EINLADUNG -Gesicht zurechtzumimen, was ihr durchaus gelang.
    Ich war dazu nicht in der Lage; die Falten, die mir dieser Schwachkopf von Talkshow-Redakteur am Telefon zugefügt hatte, waren so tief wie der Andreasgraben in den Angaben des Dierke-Weltatlas. Es hatte eine Ewigkeit gedauert, den modernen Menschenjäger des Fernsehens davon zu überzeugen, dass ich nicht in der Lage war, Bella Gabor zu einem Auftritt bei Barbara Freitag zu überzeugen. Nach einer geschlagenen halben Stunde hatte er es endlich kapiert, aber da war mein Akku längst leer. Masuchs Versuch, mich direkt nach dem Auflegen durch einen erneuten Anruf davon zu überzeugen, vielleicht doch an meiner Stelle meine Frau ins Rennen zu schicken, endete mit einem Affront. Als er verstanden hatte, dass Bettina wirklich nicht den Hauch einer Ahnung hatte, wer hinter Bella Gabor steckte, spürte ich bei ihm eine aufrichtige Betroffenheit, die mir aber nichts ausmachte. Denn seine Betroffenheit war nichts im Vergleich zu dem, was mir geblüht hätte, wenn ich mit der Wahrheit ausgerechnet an diesem Abend rausgerückt wäre. Bettina hatte eine Amokläuferlaune, die sie an zu engen Hosen, zu gelben Blusen, viel zu schmalen Türen, einem Abfalleimer und einem Schminkspiegel ohne jede Gnade brutal und schonungslos ausließ. Die Hosen und Blusen wanderten in den Müll, die schmale Tür bekam einen Fußtritt und teilte damit das Schicksal des Abfalleimers. Der Schminkspiegel bekam eine Spezialbehandlung, nur weil er sich weigerte, Bettina zu zeigen, wie sie noch nie

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