Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Neu-Erscheinung

Neu-Erscheinung

Titel: Neu-Erscheinung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gantenberg
Vom Netzwerk:
schreiben.«
    »In Oslo.«
    »Ja, auch in Oslo.«
    »Warum kennt man sie dann nicht?«
    »Wie?«
    »Na, wenn sie schon früh damit begonnen hat, dann müsste sie doch auch mal was veröffentlicht haben.«
    »Stimmt.«
    »Also?«
    »Sie hat erst in Düsseldorf damit begonnen.«
    »Ändert aber nichts am Problem, ich sag’s nur.«
    Diese Hausaufgaben hätte ich mal eher machen sollen, jetzt war es reichlich spät für eine biographische Feldforschung. Dana konnte ich keinen Vorwurf machen, denn sie erschien mir nun wie eine junge Frau, die sich ganz ernst an dieser Aufgabe beweisen wollte. Was und wie auch immer.
    »Sie hat sich das Pseudonym ausgedacht, nachdem die Sache mit dem Studenten in die Brüche gegangen ist.«
    Diesmal fiel mein Vorschlag weitaus weniger kategorisch aus.
    »Wie traurig.«
    »Irgendwie schon.«
    »Jetzt schreibt sie so tolle Sachen, und keiner weiß, wie sie wirklich heißt.«
    »Ja, das ist nicht einfach, das kann ich bestätigen.«
    »Ah ja, stimmt. Macht es Ihnen eigentlich was aus?«
    »Was?«
    »Dass Sie was schreiben, was ganz viele Menschen klasse finden, und keiner kennt den Mann dahinter. Ich könnte das nicht.«
    »Ich hab damit kein Problem«, log ich, dass sich die Balken noch im Fachwerkhaus nebenan biegen mussten.
    »Wie heißt sie denn richtig?«
    »Das werden wir niemandem erzählen.«
    »Wir?« Dana lächelte mich an.
    »Sie«, erwiderte ich so ernst ich konnte.
    Dana machte sich wider Erwarten doch Notizen. Was auch immer seit unserer letzten Begegnung passiert war, es hatte etwas bei ihr verändert.
    »Ich hab übrigens alles gelesen, jede Folge. Im Hotel, ’n paar Folgen sogar mehrmals.«
    »Schön.«
    »Und wie. Diese Tochter Gottes ist mir total nahe. So als würde ich sie schon ganz lange kennen.«
    Jetzt lächelte sie fast verlegen.
    »Auch wenn das bei mir vielleicht ein bisschen komisch klingt, aber, ich bin auch auf der Suche nach Liebe.«
    Ich starrte sie an, als hätte sie mir gerade gestanden, im letzten Jahr den Nobelpreis für Quantenphysik bekommen zu haben.
    »Klar, jeder denkt, so eine wie ich, die ist total abgestumpft, aber als die Hannah da mal so sagt, was sie vom Leben will, da dachte ich ... Wahnsinn, genau wie ich ...«
    Mein Mund stand offen.
    »Und sie ist die Tochter Gottes, da denkt man doch, die kann alles, die hat alles, aber von wegen, ein ganz armes Würstchen ist sie. Ich frag mich echt, wie kann man das so schreiben?«
    »Äh ...«
    »Ich meine, als Mann.«
    »Na ja, ich ...«
    »So sensibel, so ... fast schon zärtlich.«
    »Finden Sie?«
    »Ich hab fast geweint an manchen Stellen. Ich weine sonst höchstens beim Wechseln meiner Kontaktlinsen.«
    Sie schmierte mir Honig um den Bart, das wusste ich, aber kann man solche Momente nicht einfach mal nur genießen?
    »Ähm, wir sollten uns jetzt wieder unserer eigentlichen Aufgabe widmen, viel Zeit haben wir nicht mehr.«
    »Schade.«
    »Nützt ja nichts, wo waren wir stehengeblieben?«
    »Als ihre Beziehung in die Brüche gegangen ist«, entnahm Dana ihren Aufzeichnungen.
    »Genau.
Die Messias
ist also ihr erster Roman unter dem Namen Bella Gabor ...«
    » ... und gerade erschienen beim ... – welcher Verlag?«
    »Kein Verlag. Diese Neuerscheinung gibt’s nicht. Noch nicht.«
    »Sie haben das nur für Ihre Zeitung geschrieben, Herr Litten?«
    »Na ja, ich hab’s geschrieben für meine ... – ja, genau, für meine Zeitung.«
    »Gut.«
    »Ja, ähm, Bella hat zur
Messias
bisher kein einziges Interview gegeben.«
    »Warum?«
    »Weil sie kein Interesse an Öffentlichkeit hat und weil man so was googeln könnte, macht aber nun eine Ausnahme mit ihrem Auftritt bei Frau Freitag.«
    »Warum?«
    »Weil sie ... Mann, keine Ahnung, warum tun Frauen so was?«
    »Sagen Sie’s mir, Sie schreiben wie eine Frau, dann müssen Sie doch auch so denken.«
    »Rache?«
    »An dem Studenten?«
    »Ja, sie will ihm zeigen, dass sie es auch ohne ihn geschafft hat. In einer fremden Stadt, weit weg von Oslo.«
    »Billig.«
    »Ja?«
    »Total, absolut unter ihrem Niveau.«
    »Meinem?«
    »Bella Gabors. Die Frau hat Klasse, sie wird sich nicht von einem Tourismusstudenten dazu bringen lassen, von ihren Prinzipien abzuweichen. Die nicht.«
    »Interessant, dass Sie das so sehen.«
    »Ich glaube eher, Bella will da was richtigstellen.«
    »Und was?«
    »Da bin ich mir nicht sicher.«
    »Vielleicht können wir diese Frage dann einfach nochmal hintanstellen?«
    »Kein Problem.«
    »Was will Bella Gabor mit der
Messias
, das

Weitere Kostenlose Bücher