Neuanfang
geworfen.“ Shawn schlang seine Arme um Jims Taille und versuchte, ihn zurück aufs Bett zu stoßen.
„Keine Kämpfe.“ Bailey sandte einen warnenden Blick in Richtung ihres Vaters und Bruders. „An Weihnachten soll nicht gekämpft werden.“
„Jedenfalls nicht, bevor die Geschenke ausgepackt sind!“ Ricky kicherte. „Nicht wahr, Papa?“
Jim zwinkerte seinem jüngsten Sohn zu. „Kämpfchen nach dem Geschenkeauspacken sind definitiv erlaubt.“ Er setzte sich wieder auf und tat so, als würde er den Staub von seinen Armen klopfen. „Okay, wer hat die Bibel?“
Bailey fand sie auf dem Nachttisch und reichte sie Jim.
„Katy, komm zu uns.“ Jim deutete auf die gepolsterte Bank am Fußende des Bettes. „Für die Geschichte wollen wir alle zusammen sein.“
Plötzlich schnappte Justin nach Luft. „Cody! Wir haben Cody vergessen!“
Eine Lawine von Kindern rollte vom Bett herunter und landete auf den Füßen, um die Treppe hinab zu Codys Zimmer zu rasen. Katy blieb bei Jenny und Jim und lachte, als sie die trommelnden Füße hörte, die zu Codys Zimmer stürmten, das direkt unter dem Schlafzimmer von Jim und Jenny lag.
„Fröhliche Weihnachten!“, brüllten die Kinder. Es war so laut, dass Katy sich wünschte, sie wäre mit nach unten gerannt, nur um Codys Reaktion zu sehen. Wenige Sekunden später hörten sie, wie die Kinder die Treppe heraufstürmten, und als sie ins Schlafzimmer kamen, zog BJ einen halb verschlafenen Cody hinter sich her.
„Oh nein … ist es wirklich schon Morgen?“
„Komm schon, Coleman!“ Jim lachte. „Wir haben dich ausschlafen lassen.“
Cody setzte sich in den Sessel neben der Heizung und als das Gelächter und die Gespräche langsam verstummten, öffnete Jim die Bibel und blätterte, bis er fand, was er gesucht hatte. „Jedes Jahr lesen wir diese Verse“, sagte er den Kindern. Seine Augen leuchteten. „Und wir werden es auch in Zukunft jedes Jahr tun.“ Er blickte auf die aufgeschlagene Seite vor sich. „Ich lese aus dem zweiten Kapitel des Evangeliums von Lukas.“ Er holte tief Luft. „Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde …“
Katy beobachtete die Gesichter der Flanigan-Kinder. Und das von Cody Coleman. Abgesehen davon, dass sie ein paarmal kräftig gähnten, waren sie wach und aufmerksam, völlig gefesselt von der Geschichte. Und es war ja auch eine unglaubliche Geschichte. Eine junge schwangere Frau, die von Begegnungen mit Engeln erzählte, und ihr verwirrter, verängstigter Mann, der sich zunächst betrogen geglaubt hatte, nahmen auf einem Esel eine mühsame Reise zu einer Volkszählung auf sich.
Hatten die Menschen in Bethlehem gewusst, dass der König der Könige geboren werden würde? Hatten sie deshalb die junge schwangere Frau abgewiesen, weil sie glaubten, das Baby, das sie zur Welt bringen würde, wäre ein Nichts, ein Niemand?
„Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird“, las Jim, „denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr …“
Katy konnte nicht anders, sie musste Gott im Stillen für die Szene danken, die sich vor ihren Augen abspielte. Wenn doch nur jede Familie in diesem Land am Weihnachtsmorgen so innehalten und sich zuerst an den eigentlichen Grund für dieses Fest erinnern würde. Sie wünschte sich, dass Dayne dabei sein könnte, doch sie würde ihm von den Traditionen der Flanigans später erzählen. Er wollte an diesem Morgen mit John frühstücken und später zu ihr kommen.
Jim beendete die Geschichte. „Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen.“ Er schloss seine Bibel und sah jedem seiner Kinder nacheinander in die Augen. „Was bewegt ihr heute an diesem Weihnachtsmorgen in eurem Herzen?“
Katy lächelte. Diese Tradition liebte sie ebenfalls. In jedem Jahr, seitdem sie bei den Flanigans wohnte, hatte Jim die Weihnachtsgeschichte mit diesem Vers beendet und dann den Kindern diese Frage gestellt. Manchmal waren ihre Antworten tiefgehend und treffend. Ein anderes Mal sagten die Kinder etwas, über das die Familie noch tagelang lachte.
„Ich frage mich, warum Maria ein langes Kleid getragen hat, wenn sie den ganzen Weg auf einem Esel geritten ist.“ Justin zog eine Grimasse. „Ich meine, ein langes Kleid? Wären Jeans und ein Pullover nicht viel praktischer gewesen?“
„Alle Menschen haben damals lange Kleider getragen. Männer und Frauen trugen
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