Neuanfang
sie beim Stromausfall während des Gewitters im Haus der Flanigans beisammen waren. Und er sah sie vor sich, wie sie auf der Bühne des Bloomingtoner Theaters unter einem staubigen Weihnachtsbaum begraben worden war, nur wenige Augenblicke, bevor er ihr einen Heiratsantrag machte. Und schließlich sah er sie hier, im sanften Licht der Kerzen und des Weihnachtsbaumes, umgeben von der Baxter-Familie.
„Ja.“ Er lächelte sie an. „Es ist das Schönste, was ich je gesehen habe.“
* * *
Im Morgengrauen rannten die Flanigan-Jungs die Treppe vor Katys Wohnung hinauf und hämmerten an ihre Tür. „Wach auf, Katy! Fröhliche Weihnachten!“
Sie wohnte lange genug bei ihnen, um die Rituale zu kennen. Nach einem flüchtigen Blick in den Spiegel schlüpfte sie in ihren Bademantel und in die Hausschuhe und eilte zu den Kindern, die bereits im Treppenhaus warteten. „Auf geht’s! Wo sind Bailey und Connor?“
Ricky sah entrüstet aus. „Wir haben sie geweckt und dann haben sie gesagt: ‚Nur noch fünf Minuten! Holt erst mal Katy!‘“ Er sah seine Brüder an. „Am Weihnachtsmorgen? Wer will da noch schlafen?“
Die Fünf polterten die Treppe hinunter durch das Fernsehzimmer und die nächste Treppe hinauf zu Baileys Zimmer. „Fröhliche Weihnachten! Zeit zum Aufstehen!“
Katy lächelte über die Reaktion der beiden Älteren. Alle sechs Geschwister hatten in Schlafsäcken auf dem Fußboden von Baileys Zimmer übernachtet. Gestern, an Heiligabend, hatten sie eine weitere Tradition befolgt: Sie waren bis in die frühen Morgenstunden wach geblieben, hatten geredet und Musik gehört.
Jetzt war es kurz vor sieben Uhr. Kein Wunder, dass Bailey und Connor Probleme hatten, wach zu werden. Trotzdem setzten sie sich auf und streckten sich.
„Fröhliche Weihnachten!“ Bailey lächelte sie mit verschlafenen Augen an.
„Ich warte noch darauf, dass ihr vernünftig werdet und am Heiligen Abend um Mitternacht das Licht ausmacht.“ Katy setzte sich auf Baileys Bettkante. „Selbst schuld, wenn ihr die ganze Nacht aufbleibt und nur ein paar Stunden Schlaf bekommt.“
Connor war ebenfalls wach und nach wenigen Minuten genauso aufgeregt wie seine Brüder.
Als Bailey sich aufgerappelt hatte, bedeutete sie den anderen, ihr zu folgen. „Zeit für die Geschichte. Auf geht’s.“
Diesen Teil der Tradition liebte Katy am meisten. Die Tatsache, dass diese sechs Kinder – obwohl sie sehr wohl wussten, dass unten die Geschenke auf sie warteten – zuerst zu dem Schlafzimmer ihrer Eltern gingen. Denn dort würde Jim ihnen die Weihnachtsgeschichte aus der Bibel vorlesen. Jim und Jenny blieben an jedem Heiligabend lange wach, bauten Tischhockeyspiele auf, schraubten Fahrräder zusammen oder packten andere Spielsachen und Geschenke ein. Eine weitere Tradition war, dass sie in T-Shirt und Jogginghosen schliefen, damit sie gleich bereit waren, wenn die Kinder morgens erschienen.
Die Kinder wurden immer schneller, als sie durch die Eingangshalle rasten und mit lauten Rufen in das Elternschlafzimmer stürmten: „Fröhliche Weihnachten!“ und „Aufwachen!“
Katy sah zu, wie die Kinder auf das große Bett ihrer Eltern sprangen und jeden noch freien Platz belegten. Ricky kuschelte sich zwischen Jim und Jenny, die anderen Kinder setzten sich auf den Rand der Matratzen oder zwischen die Knie der Eltern.
Jim war noch nicht ganz wach, doch er zeigte mit gespielter Entrüstung auf seine Kinder. „Eine Herde Elefanten! Wir werden von einer Herde Elefanten angegriffen!“
„Rette mich!“ Jenny öffnete ein Auge, dann zog sie die Decke über ihren Kopf.
Ricky hielt die Zipfel fest und berührte mit seiner Nase die Nase seiner Mutter. „Fröhliche Weihnachten, Mama!“
„Ja!“ Justin kitzelte ihre Zehen. „Zeit zum Aufstehen!“
Ein gequälter Laut kam von Jenny und sie wehrte mit ihrem anderen Fuß einen weiteren Angriff ab. Sie setzte sich auf und blinzelte ihre Kinder an. „Ist es nicht immer noch mitten in der Nacht?“
„Nein!“ BJ legte den Kopf in den Nacken und reckte beide Fäuste in die Luft. „Es ist Weihnachtsmorgen! Der beste Tag des Jahres.“
Jim setzte sich ebenfalls auf. „Ich war mir wirklich sicher, dass ihr eine Herde Elefanten seid.“ Er streckte seine Arme zu Shawn aus, der ihm am nächsten saß, und rubbelte mit seinen Fingerknöcheln über Shawns Kopf, wobei der Junge fröhlich lachte. „Ich war schon drauf und dran, mich euch entgegenzuwerfen!“
„Ich hätte mich auch auf dich
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