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Neuanfang

Neuanfang

Titel: Neuanfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Kingsbury
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    Sein ganzes Leben lang hatte Dayne von einem Weihnachtsfest wie diesem geträumt. Er hatte Filme gedreht, in denen er mit Frau und Kindern und einem Weihnachtsbaum ein traditionelles Weihnachtsfest feierte. Doch er hatte es nie selbst erlebt. Er hatte nie einen Weihnachtsbaum gehabt – abgesehen von dem Plastikbaum, den er jedes Jahr in dem Wohnzimmer seines Hauses in Malibu aufgestellt hatte – er war niemals zum Weihnachtssingen gegangen und hatte nie einen Weihnachtsgottesdienst erlebt. Und er hatte sich ganz sicher nie vorgestellt, wie es wohl sein würde, ein Weihnachtsessen im Kreis seiner eigenen, großen Familie zu feiern.
    Er und Katy betraten den Gottesdienstraum der Bloomingtoner Kirche als Teil einer Gruppe von beinahe zwanzig Menschen, alles Familienmitglieder, und Dayne verschwand vollständig darin. Zuerst das Weihnachtssingen und jetzt das. Nach und nach füllten immer mehr Familien die Kirche – alle waren hier, um die Geburt von Jesus Christus zu feiern.
    So, wie dieses Ereignis gefeiert werden sollte.
    Dayne hielt seinen Kopf gesenkt, als sie hereinkamen. Er war mit Katy jeden Sonntag seit Thanksgiving zum Gottesdienst gegangen und sie hatten immer eine ruhige Ecke für sich gefunden. Er hatte ein paar erstaunte und überraschte Blicke von einigen Besuchern geerntet, doch keiner hatte ihn aufgehalten oder wegen seiner Popularität angesprochen. Er hatte keine Anfragen nach Autogrammen bekommen.
    „Daran könnte ich mich gewöhnen“, flüsterte er Katy zu. „Ich fühle mich fast normal.“
    Katy grinste ihn an. „So weit würde ich noch nicht gehen.“
    Dayne legte seinen Arm um sie und als sie sich in eine Bank in der Mitte des Raumes setzten, fühlte er das Herz in seiner Brust vor Glück fast explodieren. Er war umgeben von seinen Schwestern, seinem Bruder und ihren Familien, und von einem Vater, der ihn sein ganzes Leben lang geliebt hatte, ohne dass er ihm je begegnet war.
    Als sie sich setzten, als die sanfte Melodie von „O little Town of Bethlehem“ gespielt wurde und die Kerzen vorne in der Kirche knisternd flackerten, erinnerte sich Dayne an ein ganz besonderes Weihnachtsfest. Er war vierzehn Jahre alt gewesen, zu alt, um bei dem alljährlichen Krippenspiel des Internats mitzumachen, und zu jung, um zu der Teenager-Weihnachtsparty zu gehen, die im ersten Stock des Schlafraumtraktes stattfand. Weder seine Eltern noch die Eltern von Bob Asher hatten es geschafft, an diesem Weihnachtswochenende vorbeizukommen.
    Er und Bob waren gleich alt und in jenem Jahr – in dem Gefühl, nirgendwo richtig dazuzugehören – hatten sie sich auf zwei alte Stühle vor der Cafeteria gesetzt und den Weihnachtsabend damit verbracht, in den sternenübersäten Himmel zu starren und davon zu träumen, wie sie sich ein richtiges Weihnachtsfest vorstellen.
    „Ich stelle mir eine Menge Rot und Grün vor“, hatte Bob gesagt. „Und einen Weihnachtsgottesdienst im Kerzenlicht, so wie in den Filmen.“
    „Ja.“ Dayne hatte eine Sternschnuppe beobachtet. „Ich sehe eine Familie. Mama, Papa und einen Haufen Kinder um den Weihnachtsbaum. Es gibt Geschenke und Musik und selbst gebackene Plätzchen, doch nichts davon ist so wichtig wie die Menschen.“ Er hatte sich zu Bob umgedreht. „Verstehst du, was ich meine?“
    „Eine ganze Familie. Schwestern und Brüder und Tanten und so ein Zeug.“
    Dayne hatte gelächelt. „Das wird nie passieren. Doch ich mag diese Vorstellung von Weihnachten.“
    Die Erinnerung verschwand und Dayne verschränkte seine Finger mit Katys. „Ich habe hiervon geträumt.“
    Katy rückte noch ein wenig näher zu ihm. „Vor Kurzem?“
    „Als ich vierzehn war.“ Wie hätte er damals ahnen können, dass sein Traum eines Tages wahr werden würde? Damals, als er keinerlei Verbindung zu einer Familie hatte, außer zu einem Elternpaar, das es nur ab und zu schaffte, rechtzeitig zu Weihnachten aus dem Dschungel aufzutauchen?
    Dayne fragte sich, wie er jemals zurück nach Hollywood gehen sollte.
    Neben ihm flüsterte Katy: „Ist das nicht wunderschön?“
    Er blickte sie an und sah die junge blonde Regisseurin eines Kindertheaters in einer Kleinstadt, die inmitten einer Gruppe Kinder stand. Er sah die Sorge auf ihrem Gesicht, als sie zusammen um den Lake Monroe wanderten und sie ihn wegen der Kabbalah-Lehre warnte. Und er sah die Zärtlichkeit in ihren Augen, als sie sich zum ersten Mal geküsst hatten. Er konnte sie vor sich sehen, wie sie im Licht der Blitze ausgesehen hatte, als

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