Neuanfang
war wie er. Er hatte in seinem ersten Jahr an der Highschool Football gespielt, doch er hatte damit aufgehört. Sein verschwommener Blick sagte Jim, dass er vermutlich sein viertes oder fünftes Bier in Arbeit hatte. Mindestens.
Der Anruf wurde vom Anrufbeantworter von Jacks Eltern entgegengenommen. Die Jugendlichen hielten inne, wandten sich zu ihm um, doch Jim ignorierte sie. Er handelte viel ruhiger, als es in ihm drinnen aussah, und beendete den Anruf, um die Handynummer von Jacks Vater zu wählen.
In dem Moment, als der Mann an sein Handy ging, sprang Jack auf. Er versuchte, sein Bier auf dem Kaminsims abzustellen, der in seiner Nähe war, doch er verfehlte sein Ziel. Die Flasche fiel zu Boden und zerschellte, Bier und Glasscherben spritzten in alle Richtungen.
„Hallo, hier ist Jim Flanigan, Jacks Footballtrainer.“
„Ja.“ Der Mann klang verwirrt und irritiert. „Ich weiß, wer Sie sind.“
Für ein paar Sekunden starrte Jack hilflos auf das Chaos, das er angerichtet hatte. Dann richtete er sich auf und sah zu Jim. Seine Augen waren weit aufgerissen und überall im Raum realisierten auch die anderen allmählich, was gerade geschah. Trainer Flanigan war hier auf ihrer Party!
Jim suchte die Gruppe mit seinen Augen ab. Bisher hatte er keine weiteren Spieler seiner Mannschaft entdeckt. Zugleich presste er das Handy fester an sein Ohr. „Ich fürchte, ich habe schlechte Neuigkeiten.“ Er erklärte, wo er sich gerade befand. „Jack ist hier und trinkt Alkohol, Mr Spencer. Sie müssen ihn abholen.“
Der Mann hörte sich an, als wolle er widersprechen, doch er hielt sich zurück. „Wir sind sofort da.“
Mit jeder Sekunde, die verstrich, senkte sich die Erkenntnis, dass Trainer Flanigan neben der Haustür stand, schwerer auf jeden Anwesenden herab. Irgendjemand stellte die Musik aus und überall sah Jim Jugendliche wie angewurzelt stehen und ihn anstarren. Die meisten von ihnen hielten einen Drink in der Hand. Plötzlich wusste er, dass es länger dauern würde, als er gedacht hatte. Er konnte nicht einen dieser Jugendlichen alleine nach Hause fahren lassen – Footballspieler oder nicht.
„Keiner geht ohne seine Eltern.“ Jims Stimme dröhnte durch den Raum und füllte das ganze Haus. Er war nicht länger unsicher oder ängstlich. Genau hier musste er jetzt sein und egal, welche Konsequenzen auch immer seine Anwesenheit hier haben würde, sie würden es wert sein. Er stemmte seine Hände in die Hüften und richtete sich noch ein wenig mehr auf, sodass ihn jeder sehen konnte. „Wenn auch nur einer geht, dann rufe ich die Polizei.“
Die Jugendlichen standen da wie erstarrt. Einige von ihnen hielten die Luft an und Jim hörte ein Geräusch, als ob die Hintertür vorsichtig geöffnet würde. Wenn jemand versuchte, sich heimlich davonzuschleichen, wollte er es wissen.
Jim eilte durch die Menge und war dankbar, dass offenbar kein weiterer seiner Spieler bei der Party war. Doch als er um die Ecke bog, erhaschte er einen Blick auf einen Spieler, den er hier nicht hatte sehen wollen, absolut nicht. Der Junge, der bei ihm zu Hause seit vielen Jahren ein- und ausgegangen war, derjenige, mit dem Bailey aufwuchs und der ihr so viel bedeutet hatte. Seine große Gestalt stand in der offenen Tür. Er hielt eine Bierflasche in der Hand.
„Tanner.“ Jim griff nicht nach seinem Arm, rannte nicht hinter ihm her.
Und Tanner Williams, sein Quarterback, lief nicht weg. Er trat langsam in das Haus zurück und stellte das Bier auf dem nächstbesten Tisch ab. Er schaute für einen Moment nach unten, offensichtlich zerknirscht. Ob es ihm leidtat, dass er erwischt worden war, oder ob er sich für sein Verhalten ehrlich schämte, war nicht zu erkennen. Schließlich sah er auf. „Trainer …“
Jim hielt seinen Blick ein paar Herzschläge lang fest. „Ich kann dir gar nicht sagen, wie enttäuscht ich bin, Tanner.“
Tanner sagte nichts, weder dass es ihm leidtat noch dass es sich um einen Fehler handelte. Gar nichts. Und dann, in dem Moment, als Jim die Telefonnummer von Tanners Eltern wählte, wurden ihm einige Dinge bewusst. Zunächst einmal die Tatsache, dass das Alkoholproblem seiner Mannschaft nicht nach einem einzigen Treffen gelöst war, wie er es gehofft hatte. Wenn Jack Spencer und Tanner Williams sich entschieden hatten, heute Abend zu trinken – obwohl sie das Video gesehen und ihre Namen unter einen Vertrag gesetzt hatten – dann würden sie aus der Mannschaft ausgeschlossen werden. Jim und Ryan
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