Neuanfang
Spende freigegeben würden, sobald ihr Körper diesen Kampf verloren hatte.
Aber Gott hatte andere Pläne für die kleine Hayley.
Sie war inzwischen sechs Jahre alt und es gab nur noch wenige Anzeichen für die Hirnschäden, die sie erlitten hatte, als sie unter Wasser gewesen war. Hier und da ein undeutliches Wort und ein begrenzter Wortschatz. Ihr kaum wahrnehmbares Zögern, wenn sie Dinge begreifen wollte. Aber sie machte immer noch erstaunliche Fortschritte und lernte in ihrer Förderklasse immer besser, allein zu essen und einen Stift zu halten. Sie hatten ihre kostbare Hayley zurück. Sie war ein Wunder. Ein Beweis dafür, dass Gott immer über die Anzahl der Tage im Leben eines Menschen entschied – ob eine Person nun den Kampf gegen den Krebs viel früher verlor, als es alle hofften, oder ob sich jemand von einem beinahe tödlichen Badeunfall so gut erholte, wie es kein Arzt oder medizinisches Fachwissen erklären konnte.
John legte seine Hand auf ihre Schulter. „Hallo, meine Kleine. Wie geht es dir?“
„Gut. Ich habe Cole geholfen, einen Vogel zu fangen.“ Sie wies auf die Terrassentür. „Komm mit und sieh dir das an, Opa.“
Das liebte er so daran, wenn Kinder um ihn herum waren – dass sie ihn in die Zeit zurückversetzten, als Elizabeth und er eine junge Familie hatten. Weil sie fast wie auf dem Land lebten, bedeutete das, dass es immer eine Menge Abenteuer zu erleben gab und oft beinhalteten diese Abenteuer Kaninchen oder Frösche oder Vögel. Vor zwanzig Jahren waren Ashley und Luke die Tierjäger gewesen. Jetzt waren es Cole und häufig eine seiner Cousinen, die er zum Mitmachen überreden konnte.
John lachte und erhob sich aus seinem Sessel. „Okay, Hayley, zeig Opa, was ihr gefunden habt.“ Er nahm die Hand des kleinen Mädchens und zusammen gingen sie zur Terrassentür. Auf dem Weg dorthin fing er Brookes Blick auf und sie lächelte. Er ließ sich von Hayley zu der hinteren Veranda führen.
Sobald er aus dem Haus trat, entdeckte John Cole in dem dämmrigen Abendlicht. Er war dabei, etwas zu jagen, was wie ein verwundeter Vogel aussah. Er griff nach ihm und verfehlte sein Ziel. „Opa … ich habe diesen Vogel im Gestrüpp gefunden. Ich glaube …“ Ein neuer Versuch, und Cole griff erneut daneben. „Ich glaube, die Katze Jingles hat ihn verletzt.“
Hayley quietschte und klatschte. „Fang ihn, Coley. Fang ihn schnell!“
Die Unterhaltung musste drinnen durch die offene Terrassentür gehört worden sein, denn innerhalb der nächsten Sekunden stürmten die anderen Enkelkinder nach draußen, um sich den Aufruhr anzuschauen. Maddie und Jessie beteiligten sich an der Jagd und Tommy stolperte hinterher und versuchte mitzuhalten. Einen Moment später schloss sich auch Clarisse, die älteste Tochter von Erin, an und schwenkte ihre Arme, um den Vogel zu fangen.
John bedauerte das arme verwundete Geschöpf. Es stand außer Frage, dass es verwundet war, aber jetzt wurde es noch zu Tode erschreckt.
„Hierher, Vögelchen.“ Cole benutzte seine süßeste Stimme, um den Vogel zu locken, aber sogar das funktionierte nicht.
„Lasst uns noch etwas anderes versuchen.“ John hob seine Hand. „Wir machen einen Kreis um ihn herum. Ihr hört jetzt alle auf zu rennen, okay?“
Die Kinder waren atemlos, aber sie gehorchten sofort. Alle außer Tommy, der stehen blieb, mit seinem Finger auf den flatternden Vogel zeigte und tat, als würde er ihn erschießen.
Reagan stand in der Tür, eilte nach draußen und nahm Tommy in die Arme. „Bitte schieß nicht auf den kleinen Vogel, in Ordnung?“
Tommy wollte erst losbrüllen, doch hypnotisiert von dem Drama, das sich vor seinen Augen entwickelte, überlegte er es sich doch anders.
Luke kam heraus und schloss sich dem Kreis an, und endlich – vermutlich weil er spürte, dass er eingekreist war – kauerte sich der Vogel in die Mitte und starrte sie an, sein Herz wild klopfend vor Aufregung.
„Guter kleiner Vogel.“ Cole wollte auf ihn zugehen.
„Warte, Cole.“ John blickte zu Luke. „Neben der Garagentür steht ein Karton. Hol ihn doch bitte, dann können wir ihm einen Käfig bauen.“
Luke rannte davon, und John sah seine Enkelkinder an. „Bleibt noch ganz ruhig stehen, damit ihr ihn nicht erschreckt.“ Die Luft war weich und warm und roch nach verbranntem Laub. John entdeckte Elaine in der Tür, ein leises Lächeln auf den Lippen. Es war ein gutes Gefühl zu wissen, dass sie hier war, dass sie ihn mit seinen Enkeln beobachtete, dass
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