Neuanfang
Tage nach Bloomington kommen würde, um bei der Brautparty und den Hochzeitsvorbereitungen zu helfen.
Die Atmosphäre im ganzen Raum war fröhlich und voller Leben, genauso, wie sich Ashley noch vor ein paar Minuten gefühlt hatte. Aber jetzt, als sie in der Ecke saß, überrollte sie eine Welle der Trauer. War sie die Einzige, die ihre Mutter vermisste? Ihr Vater schlug gerade vor, dass Elaine sicherlich das Kochen übernehmen könnte, wenn das Treffen mittags stattfände. Ashley wollte am liebsten laut „Nein“ schreien. Das würde sie niemals wollen – dass Elaine bei etwas half, das allein Ashleys Mutter tun sollte.
Plötzlich hielt Ashley es keine Minute länger mehr aus. Dieses ganze Planen und diese Aufregung, als hätte es ihre Mutter niemals gegeben. Sie musste jetzt allein sein, um ihre Gefühle in den Griff zu kriegen und einen Weg zu finden, wieder mit sich ins Reine zu kommen, bevor sie noch weinend vor allen zusammenbrach. Sie zwang sich zu einem Lächeln und drängte ihre Traurigkeit zurück. „Bin gleich zurück.“ Dann eilte sie an der Küche vorbei und rannte nach oben zu dem Schlafzimmer am anderen Ende des Hauses, dem Schlafzimmer ihrer Eltern.
Die Kiste mit den Briefen ihrer Mutter stand immer noch im Schrankfach, doch sie würde nicht danach schauen, würde die Kiste nicht öffnen. Alles, was darin war, gehörte ihrem Vater. Er hatte versprochen, ein Album mit einigen Briefen zusammenzustellen, wenn er dafür Zeit hätte. Ashley hatte ihre Lektion bereits gelernt – die Kiste war tabu.
Aber das Bett war es nicht. Das Bett, in dem ihre Mutter vor einigen Jahren gelegen hatte und an Krebs gestorben war.
Ashley saß auf der Bettseite ihrer Mutter und legte die Hand auf das Kissen. „Mama … ich vermisse dich so sehr … Warum bist du jetzt nicht hier?“
Ihr Flüstern war nur ein Hauch, gefangen in einem Schluchzen, das tief aus ihrem Innersten kam. Sie strich mit der Hand über den baumwollenen Kissenbezug. Hier an dieser Stelle hatte ihre Mutter gelegen, als sie Ashley geholfen hatte, ihre Hochzeit zu planen. Hier hatte sie ihr auch gesagt, wie dankbar sie war, dass Landon endlich ein Teil ihrer Familie werden würde. An einem Tag, als sie sich nicht ganz so schwach gefühlt hatte, hatte ihre Mutter hier die Knöpfe an Ashleys Hochzeitskleid geschlossen, einen nach dem anderen, ganz langsam.
Sie hatten genau hier, in diesem Zimmer, eine enge Beziehung gefunden und sich ganz tief innen verbunden gefühlt. Und während all dieser Zeit hatte Ashley für ein Wunder gebetet – dass ihre Mutter den Krebs besiegen und leben würde, nicht nur, um ihre Hochzeit mitzuerleben, sondern um am Leben ihrer Kinder teilhaben zu können.
Endlich kamen die Tränen, ganze Ströme von Tränen. Heiß liefen sie über Ashleys Wangen, als ihr Blick auf dem Kissen ruhte. Ihre Mutter hätte die Geburt von Devin miterleben sollen und wie sich die Stadt nach dem schrecklichen Tornado wieder aufgerappelt hatte. Sie hätte an Daynes Bett sitzen sollen nach dem schrecklichen Unfall und sie hätte inmitten der Menschenmenge stehen sollen, als Katy und Dayne aus Hollywood in ihr neues Haus am See kamen.
Sie hätte Hayleys Hand halten sollen, wenn diese draußen mit den anderen Kindern herumlief – langsam, ja, aber auf so wunderbare Weise geheilt, dass sie nicht einmal mehr einen Rollstuhl oder Rollator brauchte. Die kleine Hayley, für die ihre Mutter Tag und Nacht gebetet hatte. Das Wunder geschah, doch ihre Mutter war nicht mehr hier, um es mit eigenen Augen zu sehen.
Ashley schloss die Augen und dachte an die Szene, die sich gerade unten abspielte. Hier saßen sie und planten die Hochzeit und die Brautparty für Katy Hart. Sie feierten die erstaunliche Treue Gottes, der Dayne in ihr Leben gebracht hatte – und das nicht nur für ein Treffen, sondern für immer.
Sie schlang die Arme um sich und wünschte sich, dass ihre Mutter sie nur noch ein einziges Mal halten und wiegen und ihr versichern könnte, dass alles gut werden würde. Doch stattdessen saß unten auf dem Stuhl neben ihrem Vater eine Frau, die dort eigentlich nicht hingehörte. Sie war eine Freundin ihres Vaters, aber die Art und Weise, wie sie heute während des Abendessens ausgesehen hatten, war ein bisschen zu … zu sehr, wie ihr Vater mit ihrer Mutter ausgesehen hatte. Entspannt und fröhlich und irgendwie untrennbar verbunden …
Aber nicht verliebt. Ganz sicher nicht verliebt.
Ihr Vater würde nie wieder jemanden so lieben, wie er
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