Neuanfang
später noch von Bryans Besuch erzählen. Sie ging durch die Küche und durch das Esszimmer zum Wohnzimmer, wo sich ihre Eltern immer noch aufhielten. Sie saßen neben Cody, hatten ihre Hände auf seine Schultern gelegt und die Köpfe gesenkt.
Sie beteten gerade und Bailey wusste, dass es besser war, sie jetzt nicht zu unterbrechen. Sie schlich auf Zehenspitzen durch das Esszimmer zurück und wollte sich eigentlich zu ihren Brüdern in das Fernsehzimmer setzen. Doch stattdessen steckte sie nur den Kopf durch den Türspalt und winkte ihnen zu. „Ich gehe ins Bett.“
Connor schien sie jetzt erst zu bemerken. Er war immer so, wenn er Fernsehen schaute – total abwesend. „Hey, setz dich doch zu uns!“
„Nicht heute Abend.“ Sie winkte noch einmal. „Ich bin müde.“ Ohne abzuwarten, was er noch sagen würde, sprang sie die Stufen hinauf, wandte sich am Ende der Treppe nach links und ging in ihr Zimmer. Fünf Minuten lang saß sie nur auf ihrer Bettkante und dachte noch einmal an alles, was Bryan zu ihr gesagt hatte.
Sie wollte gerade ins Bad gehen, um ihre Zähne zu putzen, als ihr Handy vibrierte. Sie sprang auf und öffnete es.
Eine weitere SMS von Bryan. Heute Abend war toll. Ich danke Gott für dich, Bailey Flanigan. Ich wünsche dir süße Träume … meine werden es auf jeden Fall sein.
Sie sank auf ihr Bett zurück und starrte auf die SMS. War dieser Typ wirklich echt? Er war so süß! Was für ein Junge sagte solche Dinge? Besonders dieser Satz, dass er Gott dankte. Wenn er das nicht gesagt hätte, hätte sie sich vermutlich gefragt, ob er es wirklich ernst meinte.
Aber wenn er Gott dankte, dann meinte er es wirklich ehrlich.
Sie seufzte verträumt und las seine SMS noch einmal. Ich wünsche dir süße Träume … meine werden es auf jeden Fall sein.
Plötzlich konnte sie es nicht erwarten, ihn wiederzusehen. Sie drückte auf „Antworten“ und ließ ihre Finger über die Tasten fliegen. Mir geht’s genauso. Danke, dass du vorbeigekommen bist, auch wenn es kalt war … grins.
Ein paar Sekunden, nachdem sie ihre Antwort gesendet hatte, bekam sie eine neue SMS. Mir war erst kalt, als du gegangen bist. Nächstes Mal müssen wir uns einfach etwas länger umarmen.
Sie kicherte und schloss ihr Handy. Darauf musste sie nichts mehr antworten. Außerdem fand sie es immer besser, wenn sie in einem Gespräch nicht diejenige war, die die letzte SMS schickte. Sollte er ruhig ein wenig zappeln. Das sagte ihre Mutter immer. Sie zögerte und holte tief Luft. Ihre Mutter! Wie in aller Welt sollte sie all das erklären, was in der letzten halben Stunde passiert war? Selbst wenn ihre Eltern endlich ihr Gespräch mit Cody beendeten und ihre Mutter noch in ihr Zimmer käme, könnte Bailey ihr nicht alles erzählen, was Bryan gesagt hatte oder wie sie sich jetzt fühlte.
Und sie war sich auch nicht ganz sicher, ob ihre Mutter sie vollkommen verstehen würde.
Bailey putzte ihre Zähne, wusch sich ihr Gesicht und zog ihr Nachthemd über. Zehn Minuten später – eine neue Rekordzeit! – lag sie im Bett, machte das Licht aus und dachte an all die süßen Dinge, die Bryan gesagt hatte. Es war für sie ein ganz neues Gefühl, sein Herz nah an ihrem schlagen zu hören. Sie hatten nichts Falsches getan. Sie war alt genug, dass ein Freund kurz vorbeikommen konnte, oder? Sie schob diesen Gedanken weg und versank wieder in der Erinnerung an Bryans Worte über die Sterne und sein Herz und die süßen Träume, die er haben würde.
Sie konnte es ihrer Mutter irgendwann später erzählen.
Kapitel 12
John verbrachte nicht viel Zeit in Elaines Haus. Irgendwie fühlte es sich seltsam verboten an, dort zu sein, fast so, als hätten sie eine echte Beziehung. Als er jung gewesen war, ging ein Mann nicht in das Haus einer alleinstehenden Frau. Er holte sie vielleicht an der vorderen Veranda ab, aber er ging nicht ins Haus. Das gehörte sich früher einfach nicht.
Doch heute war es etwas anderes. Sein Besuch war ein reiner Freundschaftsdienst. Sie brauchte seine Hilfe, also würde er gehen. Ganz einfach.
Heute war der zweite Sonntag im Dezember und Elaines neuer Fernseher funktionierte immer noch nicht richtig. John nahm an, dass es sich um ein Problem mit den Kabeln handelte, die falsch verbunden waren. In der Zwischenzeit konnte Elaine kein Footballspiel ansehen. Und Elaine war verrückt nach Football. Sie hatte extra einen Vertrag abgeschlossen, der ihr ermöglichte, am Sonntag jedes Spiel der Profiliga im Fernsehen
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