Neuanfang

Mädchen, das so lange unter Wasser war, sich wieder so gut entwickeln kann.“
    „Es ist ein Wunder.“
    „Ja. Brooke sagte, dass sie jetzt mit dem Lesen angefangen hat, was bedeutet, dass ihr Gehirn immer noch einen Heilungsprozess durchläuft.“ John fand den richtigen Stecker und schloss das Kabel an. Dann setzte er sich auf und wandte sich wieder Elaine zu. „Und ich war schon bereit, sie aufzugeben.“ Er schauderte jedes Mal, wenn er sich an die dunklen Tage direkt nach Hayleys Unfall erinnerte. „Ich dachte, es gäbe keine Hoffnung mehr für sie. Dass sie für den Rest ihres Lebens blind und bettlägerig bleiben würde. Ich bat Gott, sie zu sich zu holen.“ Er blinzelte, als der Schmerz der Erinnerung ihn überfiel, und lächelte traurig. „Aber Gott hat mir gezeigt, dass er es besser wusste.“
    Elaines Augen zeigten tiefes Mitgefühl. „Er tut das immer wieder … Wie geht es Tommy? Hat Luke es inzwischen etwas einfacher mit ihm?“
    John lachte. „Er ist ein Lausejunge, das auf jeden Fall. Typisch Kleinkind, er testet alle Grenzen aus.“ Er stand auf und nahm ein anderes Kabel aus der Box neben dem Fernsehschrank. „Er schießt immer noch auf Menschen. Doch inzwischen sieht es so aus, als würde er ihnen einen Kuss zupusten. Doch im letzten Moment macht er dann doch das Geräusch eines lauten Schusses.“
    Elaine versuchte, ihr Lachen zu unterdrücken. „Ich beneide Luke und Reagan nicht. Kindererziehung bedeutet eine Menge Arbeit.“
    „Das stimmt. Luke hat in ihrer neuen Gemeinde in Indianapolis eine Pfadfindergruppe gefunden. Sie sind vielleicht nicht mit allem vollkommen einverstanden, was dort gemacht wird, aber ich glaube, es wird Tommy guttun.“ Er lachte leise. „Ehrlich gesagt können es Luke und Reagan kaum abwarten, bis es losgeht.“
    „Und Ashley … ist sie okay?“
    Elaine hatte seit dem „Restefest“-Treffen nicht mehr nach seiner mittleren Tochter gefragt. Sie hatte ihm versichert, dass sie sich keine Sorgen machen oder Fragen stellen würde, wenn sie bermerkte, dass eines seiner Kinder mit ihrer Freundschaft Probleme hätte. Doch offensichtlich beschäftigte Ashleys Gefühlsausbruch an jenem Abend Elaine immer noch.
    „Ich hätte es dir schon längst sagen sollen.“ John kauerte sich wieder auf den Fußboden. „Es geht ihr gut.“ Er stützte sich auf seinen Ellenbogen, sodass er die Rückseite des Fernsehers erkennen konnte. „Sie hat sich eine Erkältung oder etwas Ähnliches eingefangen. Sie sieht aus, als hätte sie etwas abgenommen.“
    „Und ist bei ihr zu Hause alles in Ordnung?“
    „Besser als jemals zuvor. Sie und Landon sind immer noch über beide Ohren verliebt. Ich kann immer noch nicht glauben, dass meine Tochter beinahe das Beste, was ihr je in ihrem Leben passieren konnte, abgewiesen hätte.“ Er grinste und beugte sich näher zu dem Fernseher vor. „Ich werde Gott bis in alle Ewigkeit dafür danken, dass Landon dickköpfig genug war, sich nicht vertreiben zu lassen.“
    „Sie sind ein ganz besonderes Paar.“ Elaine klang sehnsüchtig. „Genau wie Kari und Ryan.“
    „Und auch Brooke und Peter. Sie sind nur etwas sachlicher. Eher intellektuell, nehme ich an. Jetzt, nachdem sie die Schwierigkeiten überwunden haben, die sie nach Hayleys Unfall hatten, ist ihre Beziehung sehr eng und stabil geworden.“ John sah sich die Kabel genauer an und versuchte, die Worte neben den Steckern zu entziffern. „Ich mache mir eher um Sam und Erin Sorgen. Sie haben vier bezaubernde Töchter, doch manchmal frage ich mich, ob Erin wirklich glücklich ist. Sie redet nicht so viel, besonders seit Elizabeths Tod.“
    „So ist es mit meiner Ältesten auch. Deshalb bete ich so viel für sie.“
    „Amen.“
    Nach einer Stunde, nachdem sie über jedes ihrer Kinder und Enkelkinder gesprochen hatten, verband John schließlich Fernseher und Receiver mit einem Kabel und stemmte die Hände in die Seiten. „Das sollte es gewesen sein.“ Er drückte auf ein paar Knöpfe und der Bildschirm flackerte auf.
    Elaine klatschte und sah auf ihre Uhr. „Fünfzehn Minuten, bis das Spiel beginnt.“
    Sie sahen sich das Spiel an, während der Duft von Elaines Lasagne im Herd das Haus erfüllte.
    Nachdem die Colts schließlich einen weiteren Sieg verbuchen konnten und Peyton Manning noch ein Stück näher daran war, sich in den Annalen der Sportgeschichte zu verewigen, schob Elaine eine Lobpreis-CD in ihre Stereoanlage. Dann drückte sie auf einen Knopf neben ihrem Gaskamin, und die