Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Neuanfang

Neuanfang

Titel: Neuanfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Kingsbury
Vom Netzwerk:
„Aber nicht, wenn es deine Innereien zusammenklebt.“
    Jenny hob ihren Zeigefinger. „Ich bin gleich zurück.“
    Jim lächelte, als er sie in das Fernsehzimmer schob. „Es ist, als ob man mitten in einer Fernsehserie leben würde.“
    „Jeden Tag im Jahr.“ Sie wischte sich über die Augen und suchte seinen Blick. „Was ist los?“
    „Das Treffen mit meiner Mannschaft ist in einer Stunde.“ Er fühlte den Druck schon, wenn er die Worte nur aussprach. „Das wird für viele die letzte Chance sein.“
    „Wird Joe kommen?“ Sie hatten in der letzten Woche zweimal darüber gesprochen. Jenny hatte Jim bereits gesagt, dass sie das Gefühl hatte, dass Joe sehr wichtig für das Treffen sein würde.
    „Er wird da sein. Er sagte mir, dass ich nicht viel essen sollte. Das Video ist von der Schulverwaltung genehmigt worden, doch es schlägt einem offensichtlich sehr auf den Magen.“
    „Gut.“ Sie legte die Hand auf seine Schulter. „Die Jungs brauchen etwas, das sie endlich wachrüttelt.“ Sie lehnte sich vor, küsste ihren Mann und blieb für ein paar Sekunden nahe bei ihm stehen. „Du weißt selbst, wie das ist.“
    „Ja.“ Er seufzte und fühlte sich plötzlich müde und alt. „Ich hoffe, dass die Geschichte eines alten Mannes aus längst vergangenen Tagen heute noch etwas bewirken kann. Gerade dann, wenn diese Kinder es am meisten brauchen.“
    „Sie wird etwas verändern.“ Jenny schlang ihre Arme um seinen Hals und lehnte sich gegen ihn. „Du machst eine gute Arbeit, Jim. Gott wird heute Abend bei euch sein.“
    „Betest du mit mir?“
    Sie fasste nach seinen Händen. Abwechselnd baten sie Gott, dass das Treffen mit den Footballspielern der Clear Creek Highschool von den Jungs nicht als bloße Zurechtweisung oder eine weitere Strafpredigt empfunden werden würde. Sondern dass das, was sie heute Abend sehen und hören und wozu sie sich verpflichten würden, ihr Leben veränderte. Vielleicht sogar rettete.
    Als sie das Gebet beendet hatten, schwieg Jim für ein paar Augenblicke. Er ließ seine Finger über Jennys rechten Daumen gleiten, den, der etwas kürzer als der andere war. Sie konnte ihn ganz normal benutzen, sie konnte immer noch schreiben und arbeiten und spielen, als ob sie nie die obere Hälfte verloren hätte. Aber ein Teil des Daumens fehlte. Das würde immer eine Erinnerung an all das sein, was Gott ihnen in einer klaren Frühlingsnacht gezeigt hatte, als sie noch in der Highschool gewesen waren. Er hob ihre Hand an seine Lippen und küsste den vernarbten Daumen. Dann betete er: „Und noch etwas, Herr. Ich danke dir für eine Frau, die in den dunkelsten und hellsten Zeiten meines Lebens an meiner Seite war. Danke, dass sie mich unterstützt und an mich glaubt. Ich spüre ihre Gebete in allem, was ich tue. Amen.“
    Jenny hatte Tränen in den Augen, als er einen Schritt zurücktrat und sie zum Abschied küsste.
    Auf dem Weg zur Schule dachte Jim noch einmal daran, wie wahr sein Gebet war. Jenny hatte immer an ihn geglaubt, hatte ihn immer ermutigt. Natürlich gab es Dinge, in denen sie nicht übereinstimmten, vor allem, was die Kinder betraf. Er war der Meinung, dass sie zu viel Geld für Bailey ausgab und zu nachgiebig war, wenn die Kinder das Licht anließen oder ihre Zimmer nicht aufräumten. Jenny nannte Jim einen Einzelgänger, wenn er sich ab und zu zurückzog, um während einer Veranstaltung des Kindertheaters ein Footballspiel im Fernsehen anzusehen.
    Es hatte eine Zeit gegeben, in der sein Glaube noch nicht so stark gewesen war wie heute. Doch sogar während jener Zeit war Jenny geduldig geblieben, hatte ihn ab und zu mit einem Bibelvers ermutigt oder ihn für seine Trainerarbeit gelobt und ihm versichert, dass sie für ihn betete.
    Nach Baileys Geburt hatte Jim sich viele Gedanken über sein Leben und über das Sterben gemacht. Er hatte gemerkt, dass er – wenn er sich nicht klar entschied – nicht sicher sein konnte, ob er eines Tages wirklich bei Gott sein würde. Er begleitete Jenny in die Gemeinde und nahm an einem „Grundkurs Bibel“ teil. Er lernte viel über Gott und kam Jenny in dieser Zeit immer näher.
    Jim war nicht perfekt. Ab und zu brüllte er seine Spieler zu heftig an oder beschwerte sich darüber, welche Vorgaben die Schulleitung für den Sportunterricht machte.
    Doch in den letzten sechzehn Jahren hatte er keine Angst mehr gehabt, ins Bett zu gehen und einzuschlafen.
    Er hoffte nur, dass nach diesem Abend seine Spieler das Gleiche sagen würden.

Kapitel

Weitere Kostenlose Bücher