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Neuanfang

Neuanfang

Titel: Neuanfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Kingsbury
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Kopf passt danach hier in meine Handflächen.“
    Ein paar der Jungs sahen zu Boden. Jetzt lachte keiner mehr.
    „Ja, seht nur weg. Bei diesen bescheuerten Alkoholpartys spricht doch nie jemand darüber, wie es ist, wenn man das Gehirn eines Jungen quer über die Straße verteilt sieht, während sein Körper zwischen zerbeulten Stoßstangen und Glasscherben und leeren Bierdosen liegt.“ Joe biss sich auf seine Lippe und wurde für einen Moment ruhiger. „Ich könnte euch die ganze Nacht davon erzählen, was ich gesehen habe, zum Beispiel von den hysterischen Eltern, die in die Notaufnahme des Krankenhauses rennen, wenn es längst zu spät ist, um sich zu verabschieden. Und das alles nur, weil ein paar Footballspieler der Meinung waren, dass es cool sei zu trinken.“
    Die Jungs waren ganz bei der Sache. Das spürte Jim. Gott war hier am Werk, auch wenn seine Spieler das jetzt noch nicht wussten.
    Joe schüttelte den Kopf. „Das werde ich aber nicht tun. Dafür reicht unsere Zeit nicht.“ Er ging zu dem DVD-Player. „Alles, was ihr über Alkohol am Steuer wissen müsst, ist hier in diesem Film zu sehen.“ Er nickte Jim zu und Jim schaltete das Licht aus. Dann betätigte Joe ein paar Knöpfe an dem Gerät, stellte die Lautstärke ein und lehnte sich an die Wand.
    Auf der Leinwand – noch bevor irgendwelche Informationen oder Filmtitel zu sehen waren – sah man ein Auto voll mit Jugendlichen. Der Fahrer und zwei Jungs auf dem Rücksitz tranken Bier, während sie eine zweispurige Schnellstraße entlangrasten. Musik dröhnte laut. Das Einzige, was noch lauter war, war das Gelächter der Jungs, als sie sich über ihre Party unterhielten und wie schnell sie die Mädchen abgefüllt hatten, bis sie vollkommen betrunken auf den Sofas eingeschlafen waren.
    Es war eine typische Szene – Jungs, die große Sprüche klopften. Jim vermutete, dass jeder Spieler in der Umkleide sich mit ihnen identifizieren konnte.
    Nach vielleicht fünfzehn Sekunden drehte sich der Fahrer nach einem seiner Kumpel auf der Rückbank um und verriss im selben Moment das Lenkrad, sodass das Auto direkt in den Gegenverkehr und auf die Lichter eines entgegenkommenden Minivans zusteuerte. Das Geräusch von splitterndem Glas, zusammengedrücktem Metall und quietschenden Reifen wurden immer lauter, während die Kamera in Zeitlupe, den Horror festhielt, der sich in dem Auto voller Jugendlicher abspielte.
    Dieser Teil des Filmes war nachgestellt worden, verlangsamt und mit verschwommenen Bildern. Doch als die zerstörten Autos endlich zum Stehen kamen und der Lärm abebbte, wurden echte Bilder gezeigt. Die Aufnahmen der Videokamera aus einem Einsatzwagen der Polizei nahmen jeden aus der Umkleide mit auf den Weg zum Unfallort der beiden Autos. Einer der Polizisten in dem Wagen war Joe Agueda. Eine Stimme aus dem Hintergrund erklärte, dass mit einem speziellen Programm in Los Angeles versucht wurde, Teenager über die Gefahren von Alkohol am Steuer aufzuklären. Deshalb begleiteten Filmstudenten die Polizisten bei Einsätzen am Wochenende.
    Getrieben von Adrenalin und Eile und der Notwendigkeit zu schnellem Handeln waren die Polizisten die Ersten am Unfallort. Die Kamera fokussierte die Beamten, als sie aus dem Auto sprangen und für einen Moment schockiert stehen blieben.
    „Lieber Gott“, flüsterte Joe in dem Film. „Such nach Überlebenden!“
    Sein Kollege rannte zu dem, was von dem Auto noch übrig geblieben war. „Zwei Jugendliche auf dem Rücksitz. Wir brauchen schweres Gerät.“
    In dem Autowrack war ein unvorstellbares Blutbad und abgetrennte Körperteile zu sehen.
    Einige der Jungs im Raum mussten vor Entsetzen heftig schlucken und ihre Augen bedecken.
    „Guckt nicht weg“, bellte Joe sie an. „Das ist doch cool, oder nicht? Mit euren Saufkumpanen am Wochenende um die Häuser ziehen. In der Unterhose auf Bäume klettern.“
    Niemand lachte.
    Im Hintergrund des Videos war zunächst ein Martinshorn zu hören, dann noch eines. Aus dem Inneren des Minivans klang das Schreien eines Babys. Als die Kamera einen Körper einblendete, sagte ein Sprecher. „Johnny Harris war siebzehn. Er war in der Footballmannschaft der Western Highschool, einer der Spielführer, ein Runningback. Unter sein Foto für das Jahrbuch, das eine Woche zuvor aufgenommen worden war, hatte er geschrieben: ‚Carpe diem – nutze den Tag.‘ Johnny wollte zum College gehen und Wirtschaft studieren. Er ging gerne mit seinem Vater fischen, spielte Playstation mit seinem

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