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Neuanfang

Neuanfang

Titel: Neuanfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Kingsbury
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kleinen Bruder und liebte es, mit seiner Freundin Filme anzusehen.“
    Die Kamera schwenkte weiter und ein weiterer Körper kam ins Bild. „Andy Bennett war achtzehn Jahre alt. Als Quarterback der Western High hatte Andy während seiner Highschool-Zeit bisher noch keinen Alkohol getrunken. Seine Freunde sagten später, er hätte, seit er in der Abschlussklasse war, das Gefühl gehabt, er müsse endlich ein wenig Spaß haben. Außerdem wollte er gerne Astronaut werden …“
    Die Stimme hielt einen Nachruf auf jeden der Jugendlichen, die alle auf der Stelle tot gewesen waren. In dem Minivan war eine junge Mutter gestorben. Ihre beiden Kinder – ein Baby und ein Kleinkind – hatten den Unfall überlebt.
    Der Film endete mit dem ergreifenden Bild des Ehemanns der jungen Frau, der bei ihrer Beerdigung sprach. „Sie lebte nicht lange genug, um zu erleben, wie unsere Kinder laufen und lesen lernen. Sie wird niemals miterleben, wie sie aufwachsen und die Schule beenden und heiraten.“ Er ließ den Kopf sinken und Tränen strömten über sein Gesicht. „Ich werde den Rest meines Lebens versuchen, das hier zu verstehen … und versuchen, zu vergeben.“
    Das Lied „Far Away“ begleitete die Fotos der Jugendlichen, die zum Abspann eingeblendet wurden – ihre Schulbilder und Schnappschüsse von ihnen mit ihren Freunden oder beim Sport. Jede Fotoreihe endete mit dem Bild des Körpers des Jugendlichen, wie er nach dem Unfall ausgesehen hatte.
    Als das Lied endete und das letzte der Bilder allmählich ausgeblendet wurde, schaltete Joe den DVD-Player aus. Im dunklen Umkleideraum herrschte vollständige und bedrückte Stille. An seinem Platz im Hintergrund des Raumes schloss Jim die Augen. Joe hatte recht gehabt. Der Film schlug wirklich auf den Magen. Aber er war genau das, was seine Spieler sehen mussten.
    Nach einer langen Minute der Stille schaltete Jim das Licht wieder an.
    Joe stand immer noch vorne, seine eigenen Augen waren feucht. „Ich muss immerzu daran denken, was wäre, wenn ihr in diesem Auto gesessen hättet. Was, wenn es Cody Coleman oder Tanner Williams oder Jack Spencer oder Todd Carson gewesen wären?“ Er blickte in die tränennassen Augen vor sich. „Oder ein anderer von euch?“ Er hielt inne und sein Kinn zitterte. Das war der nette Joe, so wie sie ihn kannten. Doch er knirschte mit den Zähnen und seine Stimme klang wütend, leidenschaftlich und verzweifelt, als er seinen Vortrag beendete. „Bitte trinkt nicht, Jungs. Lasst es bleiben!“
    Joe trat zurück an seinen Platz und Jim übernahm. Er ging an einigen der Spieler vorbei und nahm seinen gewohnten Platz neben dem Flipchart ein. Er stellte sich so, dass er sie anschauen konnte, und fragte sich, ob sie hören würden, wie sein Herz klopfte. Er war von dem Film noch völlig mitgenommen, doch es war der richtige Augenblick an der Zeit. Es gab keine bessere Zeit, um seine eigene Geschichte zu erzählen, die, die er fast nie erzählte.
    „Als ich an der Highschool war, spielte ich Football, so wie ihr. Ich war ein Linebacker, und ich war so gut, dass sich verschiedene Colleges für mich interessierten.“ Jim lehnte sich an das Flipchart. „In jenem Jahr habe ich Jenny, meine Frau, kennengelernt.“
    Er wollte die Geschichte so kurz wie möglich halten. Es war wichtig, dass die Jungs die Eindrücke von dem Video behielten. Er trat vor und suchte den Blick seiner Spieler. Sie waren neugierig, was gut war. Sie mussten endlich über diesen Teil seiner Vergangenheit Bescheid wissen.
    Jim holte tief Luft. „An einem Frühlingsabend trafen sich ein paar von uns in einem Park in der Nähe der Schule. Alle wussten, dass die Schüler dort herumhingen und Alkohol tranken.“ Er presste seinen Kiefer zusammen. „An diesem Abend entschloss ich mich zum ersten Mal, auch dorthin zu gehen. Ich war zu viele Jahre lang der Spielverderber gewesen, der einzige Spieler, der keinen Alkohol trank.“
    Auf Brandon Reeves Gesicht zeigte sich Verständnis. Genauso hätte Jim vor diesem schrecklichen Abend ausgesehen.
    „Ich hatte zwei Bier, vielleicht drei getrunken, als es Zeit war, nach Hause zu gehen. Jenny war auch da – sie wollte mich im Auge behalten. Sie hatte nichts getrunken und sie trinkt auch bis heute nichts. Als wir zu meinem Auto gingen, stritten wir uns. Sie sagte mir, dass sie nicht mehr mit mir ausgehen würde, wenn ich Alkohol trank und dass es so traurig war, weil ich dem Zeug doch so lange widerstanden hatte.“ Er blickte zu einigen seiner

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