Neuanfang
Ashleys Haaren fasziniert gewesen und hatte ihren Kommentar dazu manchmal achtmal in einer Stunde abgegeben. Damit hatte Landon Ashley immer aufgezogen, als sie noch in Sunset Hills gearbeitet hatte.
Devin hatte einen Schnuller im Mund, doch er nahm ihn jetzt heraus und winkte damit ins Publikum. Sein fröhliches Kreischen mischte sich mit den letzten Tönen des Liedes und einige der Zuhörer klatschten vor Begeisterung über die fröhlichen Geräusche, die er machte.
Erst da bemerkte Ashley den weißhaarigen Mann im Rollstuhl. Er saß an der Rückwand des Speisesaals. Er trug einen blassblauen Pullover, der ihm um die abgemagerten Schultern hing. Er saß allein und als sie das Lied beendet hatten, weinte er keine stillen Tränen. Er schluchzte laut.
Landon stieß sie sacht mit dem Ellenbogen an und nickte in Richtung des alten Mannes. Sie bedeutete ihm mit ihrem Blick, dass sie ihn ebenfalls bemerkt hatte. Während der nächsten dreißig Minuten, als sie weiter sangen, konnte Ashley ihre Augen nicht von ihm wenden. Was war seine Lebensgeschichte? Warum berührten ihn ihre Lieder, ihr Besuch so sehr? Vielleicht gab es Dinge in seinem Leben, die er bereute, oder seine Familie kam nie zu Besuch. Ashley wusste es nicht, doch sie wollte es gerne herausfinden.
Als sie ihre Lieder beendet hatten, gingen sie zum zweiten Teil ihres Besuches über. Die Bewohner von Knollwood durften zwar wegen der Diabetesgefahr keine Plätzchen essen. Doch sie freuten sich über eine Umarmung oder einen Händedruck.
Als Connor die letzten Töne von „Es ist ein Ros’ entsprungen“ gespielt hatte, verteilten sich alle in dem Speisesaal, wobei sie darauf achteten, dass mit jedem der Bewohner gesprochen wurde. Cole, Maddie, Hayley und Jessie waren wunderbar. Sie machten die Runde und sprachen mit jedem Einzelnen.
Nachdem sie sich kurz zu einigen älteren Damen an einem der vorderen Tische gesetzt hatte, reichte Ashley Devin an ihren Vater weiter und nahm Landons Hand. Zusammen bahnten sie sich ihren Weg durch den Raum zu dem Tisch im Hintergrund, wo der zerbrechliche alte Mann in dem blassblauen Pullover immer noch alleine saß und herzzerreißend schluchzte.
Ashley ging voraus. Sie stellte einen Stuhl neben ihn und legte ihre Hand auf seine Schulter. „Hallo. Ich bin Ashley.“ Sie sah zu Landon auf. „Das ist mein Mann Landon.“
Der Mann schien plötzlich seine Tränen zu bemerken und die Tatsache, dass seine Nase lief. Er tastete über den Tisch, bis er eine Serviette gefunden hatte. Dann wischte er sich die Tränen ab und schneuzte sich die Nase. „Ich bin Eddie. Eddie Buckley.“ Er streckte seine zitternde Hand aus und schüttelte ihre Hände. Dann wies er auf seine Gürtelschnalle.
Ashley war sich nicht sicher, ob der Mann nur aufgeregt war oder vielleicht verwirrt, doch sie und Landon sahen sich beide die Gürtelschnalle an. Darin war ein Zeichen eingraviert, das Ashley nicht erkannte.
Landon begriff es zuerst. „Sie sind ein Feuerwehrmann!“ Er legte seine Hand auf die Schulter des Mannes. „Stimmt das?“
Ashley bemerkte, wie sich das Gesicht des Mannes aufhellte. „Ja. Ein Feuerwehrmann.“ Er presste die Hand an seine Brust. „Ich bin ein Feuerwehrmann.“
Landon zog sich einen Stuhl an Eddies andere Seite. „Bei der Bloomingtoner Feuerwache? Vierte Straße?“
„Ja, Sir. Ich habe 1932 angefangen.“
„Ich wette, Sie haben eine Menge Veränderungen erlebt.“
Eddie versuchte zu sprechen. Er öffnete den Mund, doch wieder liefen Tränen über seine Wangen.
Ashley wechselte das Thema. „Seit wann leben Sie in Knollwood, Eddie?“
Ein besorgter Ausdruck trat auf sein Gesicht. Er sah sich hilflos im Speisesaal um. „Sie wissen, wo ich wohne? Dort, wo die Rosen sind? In der Straße mit den Rosen?“
Ashley und Landon wechselten einen Blick. Ashley wusste, wie man in einer solchen Situation richtig reagierte. Genau das hatte sie in Sunset Hills täglich getan. „Ja, Eddie.“ Sie strich über seine Hand. „Ich kenne die Straße. Wohnen Sie dort?“
„Ja.“ Sein Körper entspannte sich. „Vierte Straße. Wo die Rosen sind.“
Landon flüsterte Ashley zu: „Die Feuerwache.“
Und da begriff sie es ebenfalls. Eddie glaubte, er würde auf der Feuerwache wohnen. Ashley bemerkte, dass sich die anderen ebenfalls noch mit den Bewohnern unterhielten. Sie war dankbar dafür. Sie wollte Eddie Buckley noch nicht verlassen.
„Ja, den Ort kenne ich, Eddie. Erzählen Sie mir von Ihrer Arbeit.“ Landon
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