Neubeginn in Virgin River
ausgemacht.“
Nachdem sie wieder zu Doc rübergegangen war, wandte Jack sich an Preacher: „Kommst du hier allein klar? Ich denke an ein Bier.“
Überrascht hob Preacher seine dichten schwarzen Augenbrauen, aber statt zu fragen: „Schon wieder ein Bier? So schnell?“, sagte er nur: „Ich komme klar.“
Jack wusste, wenn er ein paar Wochen lang überhaupt nichts von sich hören ließe, könnte Charmaine nicht ahnen, dass er ihr etwas zu sagen hatte. Und auch wenn er ständig an Mel denken musste, war ihm doch klar, dass dies nicht bedeutete, dass überhaupt irgendetwas zwischen ihnen passieren oder sie wenigstens noch eine Woche länger in Virgin River bleiben würde. Es war auch nicht wirklich das, worauf es ankam. Vielmehr ging es darum, dass es falsch war, irgendwann noch einmal mit Charmaine zusammen zu sein, wenn ihm nicht wirklich an ihr gelegen war. Für ihn war dies eine Ehrensache. Denn auch wenn er nie an eine Bindung gedacht hatte, so hatte er ebenso wenig im Sinn, jemanden zu benutzen.
Und es ging auch noch um etwas anderes. Er fürchtete, dass er mit Charmaine Sex haben könnte und hinter geschlossenen Augen dabei eine andere Frau sehen würde. Das durfte nicht geschehen. Es wäre eine Beleidigung für beide Frauen.
Als sie ihn ihr Lokal betreten sah, war Charmaines erste Reaktion freudige Überraschung, und sie strahlte ihn an. Dann aber wurde ihr sofort klar, wie ungewöhnlich dieser Besuch war, und ihr Lächeln verflog.
„Ein Bier?“, fragte sie ihn.
„Können wir reden?“, kam er gleich auf den Punkt. „Kann Butch vielleicht einmal für zehn Minuten deine Arbeit mit übernehmen?“
Sie wich tatsächlich einen Schritt zurück, denn sie wusste, was nun kommen würde. Ihre braunen Augen wurden traurig, und sie machte ein langes Gesicht. „Ist das alles? Mehr braucht es nicht?“, fragte sie ihn. „Nur zehn Minuten?“
„Ich denke schon. Es gibt nicht allzu viel zu sagen.“
„Du hast eine Andere“, vermutete sie.
„Nein. Es gibt keine Andere. Komm, wir setzen uns an einen Tisch.“ Er sah über die Schulter in den Raum. „Dort drüben. Sprich mit Butch.“
Sie nickte und drehte sich um. Während sie mit Butch redete, ging Jack zum Tisch hinüber. Butch übernahm die Bar, und Charmaine setzte sich zu Jack. Über den Tisch hinweg ergriff er ihre Hände. „Du warst eine wundervolle Freundin für mich, Charmaine. Nicht eine Sekunde lang habe ich das für selbstverständlich gehalten.“
„Aber …“
„Ich bin zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt und werde nicht mehr auf ein Bier nach Clear River kommen.“
„Dafür kann es nur einen Grund geben“, hielt sie ihm vor. „Denn ich kenne dich, und du hast Bedürfnisse.“
Unterwegs hatte er lange und gründlich darüber nachgedacht, denn er wollte sie nicht belügen. Aber es gab keine Andere. Mel war keine Andere und würde es vielleicht auch niemals sein. Nur weil sie seine Gedanken beherrschte, bedeutete dies nicht, dass sich jemals mehr daraus entwickeln würde. Sie könnte wahr machen, was sie angekündigt hatte, und bei nächster Gelegenheit Virgin River verlassen. Und selbst wenn sie es nicht tat – man legt seine Karten einfach nicht so früh im Spiel auf den Tisch. Der Grund, weshalb er die Sache beenden wollte, hatte weniger mit Mel zu tun als damit, dass er Charmaine nicht irreführen wollte. Sie war eine gute Frau und hatte ihn fair behandelt. Sie hatte es nicht verdient, hingehalten zu werden, während er abwartete, wie die andere Frau sich verhielt.
Das Haus in Virgin River mochte zwar jetzt für Mel bereit sein, aber sie war es nicht. Fürs Erste hielt sie das Baby noch bei Doc im Ort fest, aber es war unnütz, daran zu denken, dass sie draußen in dem Ferienhaus für Chloe sorgen könnte. Sie hatte nur den Plexiglasinkubator, keinen Babysitz, um mit ihr hin und her fahren zu können, und vor allem kein Telefon. Natürlich war es auch keine Strafe für ihn, wenn sie gleich gegenüber wohnte. Dennoch wünschte er, sie würde in dem Haus leben, das er für sie renoviert hatte. Und das wünschte er sich wirklich sehr.
Charmaine hatte ja so recht. Er hatte Bedürfnisse. Aber immer wenn er diese junge Frau ansah, wusste er, dass es mit ihr niemals so etwas geben könnte. Ein Sex-Arrangement. Alle zwei Wochen einmal. Und auch wenn Jack absolut keine Vorstellung davon hatte, was daraus werden könnte, wusste er doch, dass es mit Mel mehr als das sein würde. Es beunruhigte ihn, denn schließlich hatte er es
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