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Neubeginn in Virgin River

Neubeginn in Virgin River

Titel: Neubeginn in Virgin River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robyn Carr
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groß, aber immerhin, es war ein Fisch. Und den hatte sie selbst gefangen.
    „Nicht schlecht“, lobte er. „Nimm ihn vorsichtig vom Haken.“
    „Ich weiß nicht, wie das geht.“
    „Diesmal zeige ich es dir, aber später musst du es selbst machen. Wenn du angelst, musst du auch den Fisch vom Haken nehmen. Sieh her.“ Er führte seine Hand vom Kopf des Fisches über den zappelnden Körper und hielt ihn fest. Dann zog er vorsichtig den Haken aus seinem Maul und warf ihn ins Wasser zurück. „Mit seinem Maul ist alles in Ordnung. Wir werden ihn erst einmal zu einer richtigen Mahlzeit heranwachsen lassen.“
    „Aha“, sagte sie.
    „Glück gehabt. Und weiter geht’s!“ Lachend drehte er sie wieder zum Fluss hin, stand hinter ihr und sorgte mit seiner großen Hand auf ihrer Hüfte dafür, dass ihr Körper aufrecht und ruhig blieb, während er mit der anderen ihr Handgelenk führte. Noch ein Wurf, und wieder wurde die Leine eingeholt.
    „Jack, gibt es hier im Sommer eigentlich jede Menge Rosen?“, fragte sie ihn.
    „Hm? Ich weiß nicht. Ein paar bestimmt.“
    „Heute Morgen war ich in einem Haushaltswarengeschäft, in dessen Schaufenster ein riesiges Sortiment an Rosenscheren ausgestellt war. Alle Größen. Ich glaube, ich habe so etwas noch nie gesehen …“
    Während sie die Leine einzog, drehte Jack sie ein wenig zu sich. „Rosenscheren?“, fragte er mit gerunzelter Stirn.
    „Ja. Von ganz kleinen bis hin zu großen, schweren mit gebogenen Klingen und Ledergriffen.“
    „Wo?“
    „In Clear River. Ich war dort tanken, und …“
    „Mel, das sind keine Rosenscheren. Also, ich meine, man wird sie schon auch dafür benutzen können, aber wahrscheinlicher ist, dass sie für die Marihuanaernte gedacht sind. Die kleinen für die Knospen und die großen, um die Pflanzen zu schneiden.“
    „Ach. Was du nicht sagst.“
    Er drehte sie wieder dem Fluss zu. „Hier gibt es einige Orte, die so ziemlich alles, was man für den Marihuana-Anbau braucht, vorrätig haben. Clear River gehört dazu. Was wolltest du denn in dem Haushaltswarengeschäft?“
    „Ich hatte vor, mir irgendetwas zu besorgen, mit dem ich die Rehe anlocken kann. Einen Salzstein oder Futter oder so etwas. Aber …“
    Er drehte sie wieder zu sich um. „Einen Salzstein?“
    „Ja, das gibt es doch auch für Kühe, oder? Deshalb dachte ich …“
    Er schüttelte den Kopf. „Mel, hör zu, tue nichts, was wilde Tiere auf dein Gelände locken könnte. Da könnte auch mal eines auftauchen, das weniger freundlich ist als ein Reh. Okay? Zum Beispiel ein Bock, der mehr daran interessiert ist zu brunsten, als sich fotografieren zu lassen. Oder ein Bär. Verstehst du?“
    „Zu brunsten?“ Fragend sah sie ihn an.
    Geduldig lächelnd tippte er ihr auf die Nasenspitze. „Liebe machen.“
    „Ah. Natürlich. Alles klar“, sagte sie, wandte sich wieder zum Fluss um und warf die Leine noch einmal aus.
    „Rosenscheren.“ Er musste lachen. „Ich glaube, langsam hast du den Dreh raus.“
    „Es macht mir Spaß. Was das Abnehmen der Fische vom Haken angeht, bin ich mir da allerdings noch nicht so sicher.“
    „Ach komm, sei keine Memme.“
    „Na…“
    „Erst einmal musst du ja auch einen fangen“, sagte er.
    „Du wirst schon sehen. Ich lerne schnell.“
    Mel verlor jedes Zeitgefühl, während sie angelte. Sie sandte die farbenprächtige Fliege über das Wasser aus und zog sie langsam wieder heran. Immer wieder versuchte sie es aufs Neue und war sich dabei durchaus bewusst, dass Jack eine Hand auf ihrer Hüfte liegen ließ und gelegentlich mit der anderen über ihren Arm glitt, um sie anzuleiten. „Nun mach schon“, rief sie der Fliege jedes Mal zu. „Ich bin so weit.“
    „Du musst leise sprechen“, belehrte er sie sanft. „Es ist ein friedlicher Sport.“
    Unermüdlich warf sie die Leine immer wieder aus. Dabei stellte sie sich garantiert nicht besonders geschickt an, aber sie schaffte es jedenfalls, sie ein ganzes Stück weit auszuwerfen, und es sah auch recht hübsch aus. Zumindest glaubte sie das.
    Dann fühlte sie, wie die Hand auf ihrer Hüfte sich wie zufällig um ihre Taille legte und sie ein wenig nach hinten an ihn drückte. „Du lenkst mich ab“, beschwerte sie sich und warf die Leine aus.
    „Gut“, sagte er, berührte mit den Lippen ihr Haar und sog den Duft ein.
    „Jack, da sind Leute!“
    „Das interessiert sie nicht im Geringsten“, meinte er und hielt sie weiter fest.
    Sie sah sich um und stellte fest, dass er recht hatte.

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