Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Neubeginn in Virgin River

Neubeginn in Virgin River

Titel: Neubeginn in Virgin River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robyn Carr
Vom Netzwerk:
die Notaufnahme“, sagte er. „Steigen Sie ein. Sie werden ganz schön frieren.“
    „Ich komme schon klar“, versicherte sie und kletterte zu Connie auf die Ladefläche.
    „Dass Sie mir bloß nicht rausfallen“, sagte Doc. „Ich habe keine Zeit, anzuhalten und Sie aufzulesen.“
    „Fahren Sie einfach vorsichtig.“ Schon jetzt graute Mel vor den schmalen, kurvigen Straßen und dem steilen Gefälle, wo sie sich an riesigen Holztransportern vorbeiquetschen mussten, ganz zu schweigen von der Dunkelheit und dem Temperaturabfall in den Wäldern mit den hohen Bäumen.
    Dafür, dass er bereits siebzig war, wirkte Doc recht agil, als er in die Fahrerkabine sprang. Auf der Straße wendete er in einem weiten Bogen, während Mel hinten auf der Ladefläche den Infusionsbeutel über Connies Kopf hielt, denn an dieser alten Trage gab es keinen Infusionsständer. Als sie das Dorf verließen, kam Jack gerade zurück. Mel aber war voll und ganz auf Connie konzentriert. Mit der einen Hand balancierte sie den Infusionsbeutel, mit der anderen fischte sie aus Does schwarzer Arzttasche Spritzen und Ampullen und zog die Spritzen trotz der hektischen, holprigen Fahrt schnell auf, bevor sie sie steril verschloss.
    Bleib bitte nicht stehen! Das war alles, was Mel die ganze Zeit über dachte. Nur um sicherzugehen, öffnete sie mit einer Hand dann auch den Kasten, in dem sich der tragbare Defibrillator befand, damit sie ihn notfalls nur noch anstellen müsste. Solche Modelle wurden auch von den Fluggesellschaften benutzt. Anstatt der großflächigen Elektroden, den sogenannten Paddles, war er mit den sogenannten Fast-Patches ausgestattet, die auf die Brust geklebt wurden. Da sie aber Connie nicht der Kälte aussetzen wollte, bevor es wirklich nötig war, beschloss sie, ihr die Patches noch nicht anzubringen. Stattdessen lehnte sie sich, die eine Hand mit dem Infusionsbeutel immer über Connies Kopf, ganz nah an Connie, um sie mit ihrem Körper zu wärmen.
    Für seinen fantasiereichen Fahrstil musste sie Doc große Anerkennung zollen. Er schaffte es, mit ziemlichem Tempo einen Berg hinunterzufahren, dann plötzlich vor scharfen Kurven zu bremsen, auf den geraden Strecken wieder schneller zu fahren und obendrein Schlaglöchern und Straßenunebenheiten auszuweichen. Mel wurde kalt, aber Connie atmete stetig weiter, und ihr Puls war inzwischen gleichmäßig und langsam, und das trotz der abenteuerlichen Fahrt, bei der er eigentlich aus schierer Angst rasen müsste.
    „Dieser Doc“, flüsterte sie an Mels Ohr, „er kommandiert ja wirklich ganz schön rum.“
    „Stimmt“, sagte Mel. „Sprich jetzt aber lieber nicht.“
    „Ja, in Ordnung.“
    Ein paarmal musste Mel den Arm, der den Infusionsbeutel hielt, wechseln, weil er ihr wehtat. Und auch wenn sie versuchte, sich auf der Ladefläche möglichst weit unten zu halten, war der Wind doch so kalt, dass sie bis auf die Knochen fror. In den Bergen war es im Mai, im Schatten der hohen, alles überragenden Bäume, alles andere als warm. Als sie sich vorstellte, wie kalt es erst im Winter sein würde, fror sie noch mehr. Ihre Wangen fühlten sich taub an, und auch ihre Finger waren klamm.
    Nach etwas weniger als zwei Stunden Fahrt parkten sie vor dem Eingang eines kleinen Krankenhauses, wo sie bereits von zwei Pflegern und einer Krankenschwester mit einer Krankentrage erwartet wurden.
    Doc sprang aus dem Truck. „Nehmt sie mit meiner Trage. Ich hol sie mir später.“
    „Gut“, sagte einer der Pfleger, und gemeinsam mit seinem Kollegen zog er die Trage mit Connie hinten vom Truck herunter. „Hat sie irgendwelche Medikamente bekommen?“
    „Nur ein Aspirin und eine Nitrokapsel. Und die Infusion.“
    „Alles klar“, sagte er. „Das Notfall-Team wartet bereits.“ Und schon liefen sie mit der Trage über den Parkplatz.
    „Gehen wir, Mel“, sagte Doc, der sich jetzt ein wenig langsamer bewegte.
    Allmählich wurde Mel klar, dass es wahrscheinlich ein tragischer Fehler gewesen wäre, auf die Ambulanz zu warten. Das hätte bis zu drei Stunden dauern können. Während sie mit Doc auf der Unfallstation wartete, erfuhr sie, dass das Valley Hospital zwar klein, aber effizient war. Es war auf die Bedürfnisse mehrerer kleiner Ortschaften eingestellt. Es wurden dort Entbindungen vorgenommen, und auch ein Kaiserschnitt war möglich, falls es für Mutter und Kind keine größeren Probleme gab. Hier konnten Röntgenaufnahmen und Ultraschalluntersuchungen gemacht werden, und es gab auch einen

Weitere Kostenlose Bücher