Neubeginn in Virgin River
jetzt eins brauchen.“
„Danke“, sagte Ricky und hob sein Glas. „Sie sieht nicht aus wie ein Kind, aber sie ist ein Kind. Sie ist viel zu jung.“
„Viel zu jung“, pflichtete Preacher ihm bei. „Hast du es jetzt begriffen?“
„Oh, ja“, sagte Ricky. „Jetzt, wo es zu spät ist.“
„Willkommen in der Welt.“ Preacher leerte sein Glas zur Hälfte.
Ricky starrte bloß in seines. „Es ist nur, es brächte mich einfach um, wenn jemand darunter leiden müsste, weißt du. Wenn ich sie verletzt habe. Wenn ich dich und Jack enttäuscht hätte.“
Preacher legte seine Hände auf die Bar und beugte sich zu Rick hinüber. „Hey, Ricky, mach dir mal keine Sorgen darum, dass du uns enttäuschen könntest. Manche Dinge gehören einfach zum Leben, weißt du? Du bist ein Mensch und tust, was du kannst. Nächstes Mal solltest du besser vorausdenken, wenn du verstehst, was ich meine.“
„Jetzt verstehe ich es.“
Jack kam von hinten in die Bar und sah sofort, dass Preacher und Rick Bier tranken und Ricky sehr aufgewühlt wirkte. „Gibt es etwas, worauf ich anstoßen müsste?“ Er schenkte sich ein Glas Bier ein.
„Ich bin mir ziemlich sicher, dass man das mit Nein beantworten kann“, sagte Ricky.
„Unser Ricky hier, wenn ich ihn richtig verstanden habe, ist jetzt in die Welt der Männer eingetreten. Und wünscht sich ein wenig, er hätte es nicht getan.“
„Anstatt mir eine Handvoll Kondome zu geben, hättest du mich lieber zukleben sollen“, sagte Ricky.
„Oh Junge. Wird auch alles klargehen mit dir?“, fragte Jack. „Wird alles klargehen mit ihr?“
„Ich weiß es nicht. Wann werde ich das wissen? Wie kann ich es herausfinden?“
„Ein Monat“, sagte Jack. „Vielleicht auch weniger. Das kommt auf ihren Zyklus an. Du musst sie fragen, Rick. Ob sie schon ihre Periode hatte.“
„Das bringt mich um“, stöhnte Ricky unglücklich.
„Also gut, dann wollen wir jetzt darauf trinken, dass sich deine Glückssträhne fortsetzt.“
„Im Moment kann ich mich nur fragen, warum das so sein soll.“
9. KAPITEL
A uf den Wiesen wuchs das Gras in die Höhe, und so kurz vor der Lammzeit waren die Schafe dick. Die Kühe würden bald ihre Kälber bekommen, und auch Sondra Patterson stand kurz vor der Niederkunft.
Sondra erwartete ihr drittes Kind, und nach dem, was sie und Doc erzählten, waren die ersten beiden schnell und problemlos gekommen. Sie hatte sich entschlossen, das Kind zu Hause zur Welt zu bringen, so wie die beiden anderen auch. Für Mel würde es die erste Hausgeburt werden, und sie sah dem Ereignis mit nervöser Freude entgegen.
Mit hellen, sonnigen Tagen ging der Mai seinem Ende zu und brachte einen ganzen Trupp von Männern in Pick-ups und Campingwagen ins Dorf. Eines Nachmittags hörte Mel vor der Bar ein mächtiges Gehupe, und als sie hinübersah, stellte sie fest, dass Jack von einer Meute Männern überfallen wurde. Sie sah zu, wie er auf die Veranda herauskam und sie einander mit Bärenumarmungen, Rufen und Pfiffen begrüßten.
„Was ist denn da los?“, fragte sie Doc Mullins.
„Hmm. Ich glaube, das ist mal wieder eins dieser Semper-Fi- Treffen. Jacks alte Kameraden aus dem Marine-Corps. Sie kommen hier rauf zum Jagen, Fischen, Pokerspielen, Trinken und um die ganze Nacht rumzugrölen.“
„Tatsächlich? Das hat er nie erwähnt.“ Und, fragte sie sich, ist das jetzt das Stichwort, dass ich mich rar machen soll? Denn ein Bierchen nach der Arbeit bei Jack, der gelegentliche Kuss – es war inzwischen für sie zum schönsten Teil des Tages geworden. Auch wenn sie etwas irritiert war, weil er nie versucht hatte, weiter zu gehen. Hätte er es allerdings getan, würde sie sich über die Konsequenzen Sorgen machen, denn sie durfte sich mit niemandem einlassen, nicht einmal mit Jack. Nicht, solange sie nicht sicher war, dass sie damit umgehen konnte. Dann aber war es auch wieder so, dass sie sich nicht dazu durchringen konnte, dieses bisschen Küssen ganz aufzugeben. Sie war sich sicher, Mark hätte es verstanden. Im umgekehrten Fall, so sagte sie sich, hätte auch sie nichts dagegen gehabt.
Mit den Marines im Dorf würde es das alles nun nicht mehr geben.
Doc hingegen zeigte keinerlei Neigung, sich fernzuhalten, und begab sich gegen Ende des Tages zur Bar. „Kommen Sie mit?“, fragte er Mel.
„Ich weiß nicht … Ich möchte niemanden bei einem Wiedersehen stören …“
„Darüber würde ich mir keine Gedanken machen“, meinte er. „Das ganze Dorf freut sich
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