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Neue Schuhe zum Dessert

Neue Schuhe zum Dessert

Titel: Neue Schuhe zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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sehr gespannt, ob Martha die Kekse erwähnen würde.
    Ich war überrascht, dass sich das Buch trotz der schlechten Besprechungen weiterhin gut verkaufte. In Wiltshire gab es einen Leserkreis, der sich mir zu Ehren »Hexensabbat« nannte. Ich dachte, das sei eine einmalige Sache, bis sich ein Leserkreis in Newcastle bei Dalkin Emery meldete, der sich auch so nannte. »Vielleicht bist du bei den Kritikern nicht beliebt, aber die Leser lieben dich«, sagte Otalie.
    Gelegentlich bekam ich auch gute Besprechungen. Zum Beispiel sagte Loaded über das Buch: »Mehr Vergnügen kann man im angezogenen Zustand nicht haben.« Und die Presse war immer noch interessiert. Doch das Komische war, dass mich die guten Kritiken nicht sonderlich beeindruckten. Die schlechten konnte ich Wort für Wort zitieren, aber den guten misstraute ich.
    44
    Ich schlug die Augen auf, und das bevorstehende Unheil senkte sich auf mich nieder.
    Neben mir im Bett sagte Anton: »Heute passiert was Schreckliches, oder?«
    Ich seufzte. »Wir müssen mittags zum Essen zu Dad und Debs in ihren Persil-Palast.«
    »O nein! Ich dachte, ich würde hingerichtet. Wäre vielleicht besser … Ich meine, dein Dad ist nicht so schlimm, aber …« Nach längerem bedrücktem Schweigen nahm Anton das Telefon und fing an zu reden.
    »Debs, ich würde heute so gern zu euch kommen«, fing er an, »aber ich habe mir gerade das Bein gebrochen. Verrückter Unfall. Ich war dabei, die Wäsche aus der Waschmaschine zu nehmen, und da macht es krach! Ist unter mir zusammengebrochen. Das war der Oberschenkelknochen. So sind die. Kannst dich nicht drauf verlassen. Was meinst du? Ich soll auf meinem heilen Bein gehumpelt kommen? Das würde ich gerne tun, Debs, aber habt ihr nicht gehört, was passiert ist? Dass ein nuklearer Sprengkopf über Gospel Oak explodiert ist? Ich glaube nicht, dass das geht, Debs, nuklearen Fallout kann man nicht mit Jif und einem weichen Tuch wegbekommen, soweit ich weiß.«
    Er warf das Telefon zur Seite und legte sich mit finsterer Miene wieder hin. »Mist«, sagte er, »und dann dauert es noch den ganzen Tag, da überhaupt hinzukommen.«
    Obwohl Dad es sich wahrscheinlich hätte leisten können, war er nicht wieder nach Surrey gezogen. Nachdem er einmal aus der Gegend katapultiert worden war, befürchtete er wahrscheinlich, dass es da einen Rausschmeißer gab, der ihn nicht wieder reinlassen würde.
    Stattdessen wohnte er jetzt in Muswell Hill, in einem piekfeinen Haus im Edwardianischen Stil, das durchdrungen war von künstlichen Düften. Debs saugte und putzte andauernd, sie liebte es, Air-Spray zu versprühen, und zählte antiseptische Wischtücher zu ihren engsten Freunden.
    Muswell Hill war nicht sehr weit von Gospel Oak entfernt, luftlinienmäßig. Aber aus Sicht der U-Bahnlinien sah es längst nicht so gut aus.
    Anton stand unter der Dusche, und ich war dabei, Ema zu wickeln, als das Telefon klingelte. Ich wartete darauf, dass der Anrufbeantworter ansprang. Nach ein paar Sekunden allerdings war die Neugier zu groß, und ich ging ins Wohnzimmer, um die Nachricht abzuhören.
    Es war Otalie. Das Interview von Martha Hope Jones war erschienen, sie hatte nicht damit gerechnet, dass es in der Sonntagszeitung kommen würde. Sie fügte nicht hinzu, es sei ein »schönes Interview«. Ein schlechtes Zeichen.
    »Anton«, rief ich, »ich muss eine Zeitung kaufen gehen.«
    Anton steckte den Kopf aus der Dusche. »Wieso?«
    »Das Interview von Martha Hope Jones ist drin.«
    »Ich gehe.« Anton war noch nass, als er sich die Sachen überzog und zur Tür hinausstürzte.
    Während er weg war, machte ich Ema weiter fertig und betete dabei: Bitte lass es ein gutes Interview sein. Bitte.
    Dann kam Anton wieder, unter dem Arm eine zusammengerollte Zeitung.
    »Und?«, fragte ich beklommen.
    »Ich habe noch nicht geguckt.«
    Wir legten die Zeitung auf dem Fußboden aus und blätterten die Seiten mit zittrigen Fingern um. Und da war es. Es ging über eine Doppelseite, mit der Überschrift »Wright or Wrong« quer oben drüber. Wieder so ein schreckliches Wortspiel. Aber wenigstens sah das Foto von mir gut aus: Zur Abwechslung wirkte ich hier mal intelligent statt durchgeknallt. Unter Marthas Foto – auf dem sie die Epauletten bis zu den Ohren hochgezogen hatte – war ein schreckliches Foto von einer nackten Schulter mit schwarz-lila Prellungen. Darunter stand: »So ähnlich sahen Lilys Verletzungen aus.« O nein. Ich begann den Text zu überfliegen.
    Lily Wright

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