Neue Schuhe zum Dessert
als wären meine Strähnchen frisch gemacht, und ich wäre in eine weiße Robe von Ghost oder vielleicht von Marni gewandet.
Am deutlichsten war das Bild von Ema und anderen Kindern, die zusammen spielten – ihre Geschwister vielleicht? Aus irgendeinem Grund hatten sie alle Ringellöckchen und waren glücklich damit beschäftigt, Steine gegen das Gewächshaus zu werfen.
Ich würde Blumen pressen. Meine Flügeltüren hätten helle Musselinvorhänge, die sich in der Brise bewegten, und ich würde barfuß, mit einem Korb über dem Arm und einer Rosenschere, vom Garten ins Haus kommen.
Es roch und fühlte sich an wie eine schwache Erinnerung an einen Traum. So vertraut, als wäre ich schon einmal da gewesen, obwohl ich wusste, dass das nicht stimmte.
Ich war nie besonders materialistisch gewesen. Solange ich zurückdenken konnte, war ich immer der Auffassung gewesen, dass Geld einen betrügt: Es verspricht einem die Welt – gaukelt sie einem kurzfristig vor – und nimmt sie einem dann wieder weg.
Aber plötzlich war mir klar, wie dumm das von mir war. Ich hätte bei der ersten Gelegenheit auf Immobilien setzen sollen. Ich hätte für bessere Bezahlung kämpfen sollen.
In dem Moment wollte ich das Haus so unbedingt haben, dass ich von Gier überwältigt war. Ich hätte meine Großmutter verkauft, wenn sie noch am Leben gewesen wäre und wenn jemand sie hätte haben wollen.
Nie zuvor hatte ich etwas so sehnlich begehrt. Ohne das Haus würde ich sterben. Aber ein solches Melodram wäre nicht nötig, weil es schon mein Haus war. Ich musste nur eine halbe Million Pfund auftun.
An den Gang nach Hause kann ich mich kaum erinnern, aber als wir wieder in unserer engen kleinen Bude saßen, nahm ich mir Anton vor. Es fühlte sich an, als hätte ich ein Nahtoderlebnis gehabt und die jenseitige Schönheit des Göttlichen geschaut und dann wieder in meinen Körper zurückkehren müssen, weil ich aufgrund eines Verwaltungsirrtums noch nicht an der Reihe war. Und jetzt war mir alles andere verdorben.
»Warum hast du es mir gezeigt? Wir können es uns niemals leisten.«
»Hör mir mal zu.« Anton schrieb irgendwelche Zahlen auf eine Tüte. »Von deinem Buch sind fast zweihunderttausend Exemplare verkauft, du müsstest also hunderttausend Pfund an Tantiemen bekommen.«
»Ich habe dir schon erklärt, dass der erste Teil nicht vor September ausgezahlt wird, also erst in Monaten. Bis dahin ist das Haus verkauft.«
Er schüttelte den Kopf. »Wir können einen Kredit aufnehmen, gegen die Sicherheit zukünftiger Einkünfte.«
»Wirklich? Aber Anton, das Haus kostet eine halbe Million, und wir brauchen Geld für Durchbrüche.«
»Denk an die Zukunft«, sagte er eindringlich und mit leuchtenden Augen. »Irgendwann macht Eye-Kon Gewinn.«
Ich sagte nichts, weil ich nicht überkritisch erscheinen wollte. Aber bisher hatte Eye-Kon nichts gemacht, außer mir das Leben schwer, wenn ich mir die Kosten ansah für Restaurantbesuche in Soho, zu Werbezwecken, und wie wenig Arbeit dabei rausgekommen war.
»Aber was viel wichtiger ist«, sagte Anton. »Du hast einen Vertrag für zwei Bücher.«
»Schon, aber ich habe erst zwei Kapitel von dem nächsten Buch.« Und niemand bei Dalkin Emery war bisher daran interessiert gewesen. Erst als Mimis Medizin anfing, sich überraschend gut zu verkaufen, erinnerte sich der Verlag an die Vereinbarung.
»Was ist mit Glasklar ?« Ganz offensichtlich hatte Anton darüber nachgedacht.
»Das ist fertig, und es ist ein großartiges Buch. Biete es ihnen an.«
Es war irgendwie komisch, denn am nächsten Tag rief Tania an. Sie wollte mein neues Buch sehen. »Wir würden es gern als Hardcover rausbringen, rechtzeitig zu Weihnachten.«
Ich musste die schreckliche Wahrheit beichten. »Tania, ich habe kein zweites Buch.«
»Wie bitte?«
»Mit dem Kind und der Müdigkeit und allem habe ich es einfach nicht geschafft. Ich habe erst zwei Kapitel.«
»Versteeehe.« Schweigen. Dann: »Wir haben einfach gedacht … da es ein Vertrag für zwei Bücher ist … normalerweise fängt man sofort mit dem neuen an, wenn das erste erschienen ist. Aber klar, das Baby, die Müdigkeit, und du hattest wirklich viel zu tun …«
Aber sie war offensichtlich nicht glücklich. Ich war bekümmert und rief Anton an.
»Gib ihr Glasklar «, sagte er wieder.
»Aber es ist nicht gut genug. Kein Agent hat mich damit genommen.«
»Es ist sehr wohl gut genug. Die Agenten waren alle Idioten. Es ist ein fantastisches
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