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Neue Schuhe zum Dessert

Neue Schuhe zum Dessert

Titel: Neue Schuhe zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Lily, ruf ihn nicht an, gib mir noch ein bisschen Zeit. Vertrau mir.«
    »Nein.«
    »Bitte, Lily, Liebste, vertrau mir, bitte.« Er zog mich an sich, und ich spürte seine ganze Liebe für mich. »Ich würde nie etwas tun, was dir wehtut. Ich werde mein Leben dafür einsetzen, für dich und Ema alles vollkommen und schön zu machen. Bitte, vertrau mir.«
    Ich zuckte die Achseln. Das war kein richtiges Ja, aber auch kein Nein. Wie konnte ich auch nein sagen?
     
    Er fing an, Telefonate zu führen, bei denen er sich jedes Mal, wenn ich ins Zimmer kam, zur Seite drehte, und wenn ich ihn fragte: »Mit wem hast du gesprochen?«, tippte er sich an die Nase und zwinkerte mir zu. Der Postbote brachte fette Briefe, die Anton versteckte, damit er sie allein lesen konnte, und wenn ich ihn danach fragte, tippte er sich wieder an die Nase und grinste geheimnisvoll. Natürlich hätte ich darauf bestehen können, dass er mich einweihte, aber ich wollte es offensichtlich gar nicht wissen. Ich hatte einen bösen Traum: Ich war in einem riesigen Lager und packte Berge von meinen Sachen in eine unüberschaubare Menge von Pappkartons, die drei Meter hoch gestapelt waren – ein ganzer Karton für einzelne Schuhe, ein anderer für kaputte Fernsehapparate, und dann versuchte ich, eine William-Morris-Kamineinfassung in einen Karton von der Größe einer Keksdose zu quetschen, und eine Stimme sagte: »Alle Kamineinfassungen müssen sicher verpackt werden.« Dann sprang der Traum weiter, und Ema und ich saßen auf dem Mittelstreifen einer Autobahn, die ganzen Kartons um uns herum, und ich wusste mit einer Sicherheit, bei der mir übel wurde, dass wir kein Zuhause hatten.
    Aber im wachen Zustand dachte ich dauernd mit verträumtem, verliebtem Sehnen an das Haus. Im Kopf hatte ich alle Zimmer renoviert, gestrichen und eingerichtet, und jetzt stellte ich fortwährend die Möbel um, als wäre es ein Puppenhaus. Ich hatte ein cremefarbenes, geschwungenes, antikes französisches Bett, einen dazu passenden Kleiderschrank mit Klauenfüßen, außerdem ein bronzefarbenes Metallbett mit einem hohen Kopfteil und einer wunderbar weichen Matratze, eine geschnitzte Truhe, Zierleisten mit Rosen drauf, Nachttische mit ausgebuchteten Türen, dicke Nackenrollen, Satin-Eiderdaundecken, kleine Läufer auf den glänzenden Dielenböden …
    Wenn ich mir vorstellte, dass wir dort leben könnten, ergaben sich verschiedene Versionen für mein Leben. Ich wollte noch mehr Kinder haben, mindestens noch zwei, ein Wunsch, den ich fest unter Verschluss hielt, denn unter unseren derzeitigen Lebensbedingungen war es einfach nicht möglich. Aber in dem neuen Haus könnte es passieren.
    Dann kam Anton zu mir und sagte: »Lily, mein Augenstern, Herzallerliebste, hast du morgen Nachmittag Zeit?«
    »Warum?« Misstrauisch. Das mit dem »Augenstern« sagte er sonst nur, wenn er wollte, dass ich seinen Anzug von der Reinigung abholte, weil er eine Verabredung hatte.
    »Ich habe einen Termin für uns bei einer Bank.«
    Pause. »Wirklich?«
    »Ja, wirklich, ma petite ange , mein kleiner Kürbis.«
    Am folgenden Nachmittag baten wir Irina, auf Ema aufzupassen und ihr nicht wieder die grüne Gesichtsmaske zu verpassen, weil wir immer noch grüne Klümpchen in ihrem Haar fanden. Dann schmissen wir uns in Schale und kamen bei der Bank an, wo wir von drei gleich aussehenden Männern in feierlichen Anzügen begrüßt wurden. Ich war verlegen, als hätten wir uns bei ihnen unter Angabe falscher Tatsachen eingeschlichen, aber Anton war absolut beeindruckend. Selbst mich überzeugte er. Er sprach davon, dass ich ein Star sei und am Anfang einer brillanten Karriere stehe, dass die Bank davon profitieren würde, wenn sie uns jetzt an Bord nähme, und dass wir der Bank treu bleiben würden, wenn wir später Millionen verdienten und Häuser in New York, Monte Carlo und Letterkenny (der Familiensitz der Carolans) besäßen.
    Dann, um seine aufgeblasene Rede zu untermauern, zog er Briefe von Jojo und der Buchhaltung bei Dalkin Emery hervor, in denen meine Verkaufszahlen und meine Einkünfte dokumentiert waren, sowie eine Analyse von der Verkaufsabteilung bei Dalkin Emery, in der der Erfolg von Glasklar und meine zu erwartenden Einkünfte prognostiziert wurden. (Viel Geld, übrigens. Ich war erstaunt, was sie so vorhatten.) Um ihre Befürchtungen, weil wir weder eine Anzahlung machen konnten noch ein festes Einkommen hatten, zu zerstreuen, ließ er eine Aufstellung herumgehen, mit einem Vorschlag

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