Jahren.« Kleine Pause für Gelächter. »Und wenn es Jackie ist, sag, ich bin auf dem Weg. Ich bin vor zehn Minuten aus dem Haus.«
Ich war ihn schnell leid. Die fiktive Mam mochte ihn auch nicht, was ziemlich unüblich war, das war mir klar. Normalerweise sind Mütter ganz hingerissen von ihren egoistischen, »charmanten« Söhnen; sie tun zwar empört, wenn die ihre Freundinnen wie den letzten Dreck behandeln, aber insgeheim sind sie hoch erfreut, denn Mutter und Sohn sind sowieso der Überzeugung, dass keins der Mädchen gut genug für ihn ist.
Ben hatte keinen Einfluss auf meine Handlung – er war viel zu unverantwortlich und eigensinnig, um »unserer« frisch verlassenen Mam zur Seite zu stehen. Alles lastete auf meinen Schultern, sodass ich in dieser Hinsicht trotzdem ein Einzelkind war.
»Mein« Name ist Izzy, und meine kinnlangen Korkenzieherlocken sind in einem fantastischen Zustand. Ich hätte es zwar sehr gut gefunden, Hausfrau zu sein, konnte es mir aber nicht vorstellen, also überlegte ich mir sehr gründlich, was für eine Arbeit Izzy haben könnte. Meine erste Wahl war Stilberaterin und Personal Shopper, aber im Interesse von Realismus und Popularität – alle würden sie hassen, weil sie eine so tolle Arbeit hatte – entschied ich mich dagegen. Stattdessen – und das wird niemanden sehr überraschen – arbeitet sie in der Public-Relations-Branche und – ja, richtig – organisiert Events.
Izzys Liebesvorleben ist auch ein bisschen so wie meins:
1. mannigfaltige unerwiderte Verliebtheiten,
2. ein Leidenschaftsdrama zwischen neunzehn und einundzwanzig, von dem ich glaubte, es nie zu verwinden,
3. eine Beziehung mit einem Mann, als ich zwischen fünfundzwanzig und achtundzwanzig war, den ich, den Erwartungen gemäß, hätte heiraten sollen – aber irgendwie war ich nicht bereit. (In Wahrheit hatte ich jedes Mal, wenn Bryan mir einen Antrag machte, das Gefühl zu ersticken.)
Aber ich gab Izzy keinen Anton, die Liebe ihres Lebens, der ihr grausam von ihrer besten Freundin entrissen wurde. Was wäre … ich meine ja nur … wenn er es lesen würde?
Stattdessen verband Izzy eine Hassliebe mit einem ihrer Kunden. Er hieß Emmet, ein toller, sexy Name, und er war weder Dotcom-Überflieger, weil alle Internetmillionäre inzwischen pleite waren, noch war er Bauer, weil die Handlung in Dublin stattfand. Er hatte sein eigenes Unternehmen (noch nicht klar, was das sein würde), und Izzy organisierte Verkaufsveranstaltungen für ihn. Er gab sich ziemlich brummig – weil er total scharf auf sie war –, aber als sie alle Delegierten im falschen Hotel unterbrachte, weil sie so durcheinander war, nachdem ihr Eis-Vertreter-Dad ihre Mutter verlassen hatte, gab Emmet ihr nicht den Laufpass, was er im wirklichen Leben auf jeden Fall getan hätte. Eine Zeit lang hatte er auf der rechten Wange eine Narbe, dann rief ich mich zur Ordnung und ließ sie verschwinden. Und Izzy war für eine Weile eine Schönheit, ohne sich dessen bewusst zu sein, bis sie mir damit auf die Nerven ging und ich sie wieder normal machte.
Andere Abwandlungen: Der Dad hatte keine Affäre mit seiner Sekretärin, das entsprach zu sehr einem Klischee. Stattdessen hatte er eine Affäre mit der ältesten Tochter seines Golfpartners. Und die Mammy war nicht ganz so unfähig wie meine Mutter – ich argwöhnte, dass die Leute mir das einfach nicht abnehmen würden.
Manche Sachen blieben gleich. Mein Auto zum Beispiel. Und den netten Mann in der Apotheke behielt ich auch, nur dass ich seinen Namen änderte; er hieß jetzt Will.
Es war eine lustige Übung – als würde ich verschiedene Versionen von mir selbst entwerfen oder als wüsste ich, wie es wäre, wenn ich jemand anders wäre. Jedenfalls, wenn ich in aller Frühe aufwachte, geblendet vom grellen Morgenlicht, dann lenkte mich das ab.
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[email protected]THEMA: Habe angefangen zu schreiben
Ich habe so viel darüber nachgedacht, dass ich dachte, ich platze, wenn ich nicht anfange zu schreiben. Ich schreibe früh am Morgen und an den Abenden. Mam geht um halb zehn ins Bett und schläft den Schlaf der Sedierten, sodass ich munter auf dem Computer klappern kann. Aber wenn wir noch vorm Fernseher sitzen und Buffy gucken, denke ich schon darüber nach und kann es kaum erwarten, dass Mam ins Bett geht, damit ich anfangen kann.
Ist das gemeint, wenn von einem zerquälten Künstler die Rede ist? Antworten auf einer