Postkarte.
Alles Liebe
Gemma
Inzwischen hatte ich im richtigen Leben endlich eine turmbewehrte Burg gefunden. Und zwar in Offaly – schwierig zu erreichen, wenn man an einem Tag hin- und wieder zurückfahren wollte. Ich hatte auch eine Modedesignerin ausfindig gemacht, deren Auftragslage so desolat war, dass sie bereit war, auf Lesley und ihre überzogenen Forderungen einzugehen. Ich mietete achtundzwanzig Stühle im Louis-Quatorze-Stil und ließ sie in silberfarbenem Lamé neu beziehen. Ich rief bei einer Modelagentur an und sagte: »Ich suche einen schönen Prinzen«, worauf der Mann am anderen Ende entgegnete: »Das tun wir doch alle, oder?« Ich trug ständig die Geschichte von Dornröschen – meine Inspirationsquelle – mit mir herum.
Aber immer noch hatte ich kein Glück mit den Kosmetikageschenken gehabt, und ich hatte es wahrhaftig versucht.
»Wenn Sie mich noch mal erinnern könnten – wofür bezahle ich Sie eigentlich?«, fragte Lesley. (Auch so eine Sache, denn bisher hatte ich noch keinen Penny von ihr gesehen, obwohl ich sie so oft um eine Anzahlung gebeten hatte, dass es inzwischen peinlich war, wieder davon anzufangen.) »Es gibt unendlich viele Partyplaner in Dublin. Vielleicht sollte ich es mal bei einem von ihnen versuchen.«
Gott, wie ich sie hasste! »Ich kümmere mich darum.« Und das tat ich auch. Ich war drauf und dran, die Zusagen für eine Berichterstattung von einem Hochglanzblatt zu bekommen, und wenn eine Kosmetikfirma auf diese Weise Publicity bekommen könnte, würde sie uns viel eher sponsern.
Auch wenn es ein Eigenlob ist, ich mache meine Arbeit sehr gut. Aus dieser Scheißparty etwas zu machen, was sogar für die Gazetten interessant sein könnte, war kein leichtes Unterfangen!
Irgendwann kam Lesley von ihrem hohen Ross runter, machte ein Friedensangebot und bat mich, mit ihr zu meditieren. Ich fand, ich konnte nicht nein sagen, aber vielleicht hätte ich lieber ablehnen sollen, denn ich bin mittendrin eingeschlafen.
AN:
[email protected]VON:
[email protected]THEMA: Ich habe Jojo angerufen
Und habe ihr gesagt, dass ich das Buch schreibe, und sie hat geantwortet: Herzlichen Glückwunsch, eine Agentin haben Sie schon! Dann fragte sie, ob es mit Mam klar gehe, und ich habe nur was vor mich hingemurmelt. Über diese Hürde stolpere ich später.
Alles Liebe
Gemma
Ich habe Susan nicht erzählt, was dann passierte.
Ich räusperte mich, weil ich etwas Wichtiges zu sagen hatte. Ich zögerte den Moment eine Ewigkeit hinaus, dann sagte ich: »Jojo, ich kenne eine Ihrer Autorinnen.«
»Ach ja?« Nicht interessiert.
»Lily. Lily Wright.«
»Ach, Lily ist sehr erfolgreich. Extrem erfolgreich.«
»Ja, bestellen Sie ihr bitte einen Gruß von Gemma Hogan.«
»Mache ich. He, ich habe gerade eine Idee. Ich greife etwas vor, aber wenn wir Ihr Buch verkaufen, und daran habe ich keinen Zweifel, dann könnten wir zum Erscheinungsdatum vielleicht einen Artikel, ›Unsere Freundschaft‹ oder so was in der Art, für eine der Sonntagszeitungen machen. Damit Sie ein bisschen Publicity bekommen.«
Die Zeit blieb fast stehen, und meine Stimme hallte in meinem Kopf wider. »Sie könnten es ihr vorschlagen. Aber vielleicht hat sie daran kein Interesse.«
»Bestimmt macht sie es! Lily ist eine ganz Liebe.«
Na, ich war mir nicht so sicher, dass Susan damit einverstanden wäre. Sie war meine Freundin, und sie betrachtete die ganze Geschichte mit der Agentur als etwas Positives, und ich muss gestehen, dass ich nicht ganz so großherzig war. Ich wollte Lily mit meiner Nachricht verunsichern: He, ich bin auch in dem Geschäft, und ich bin dir auf den Fersen.
Na ja, sie hatte mir die Liebe meines Lebens geraubt, sie war Millionärin, und sie stand in allen möglichen Zeitungen. Da war das doch nur verständlich, oder?
Die Freitagabende mit Owen wurden zu einer regelmäßigen Einrichtung, und normalerweise schafften wir noch eine kurze Sexbegegnung unter der Woche.
Es machte viel Spaß mit Owen, und all die Magenschmerzen und wackligen Knie und die Sprachlosigkeit, die man sonst hat, wenn man bis über beide Ohren verliebt ist, blieben mir erspart. Er war nett anzusehen, er konnte sich nett unterhalten, ich dachte nicht an ihn, wenn wir nicht zusammen waren, aber ich freute mich, wenn er anrief. Und ihm ging es mit mir genauso.
Seltsamerweise hatten wir fast jedes Mal einen kleinen Streit – entweder war er gemein zu mir oder ich zu