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Neue Schuhe zum Dessert

Neue Schuhe zum Dessert

Titel: Neue Schuhe zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Telefon.
    »Schick es mir per E-Mail«, sagte Harriet.
    Anschließend zeigte sie Manoj ihre fabelhafte neue Handtasche, die sie am Abend zuvor gekauft hatte. Gerade war sie dabei, ihm das Geheimfach vorzuführen, wo man Zigaretten verstecken konnte, als Richie Gant an Manojs Schreibtisch vorbeikam. Sie spürte ihn, bevor sie ihn sah – ein undeutliches Gefühl des Widerwillens breitete sich über ihren Rücken aus. Und da war er, das Haar gegelt, der Anzug billig, der Hals verpickelt.
    Er blieb stehen, musterte sie höhnisch und lachte ihr direkt ins Gesicht. »Lachst du über Witze, die nur du hören kannst?« Dann sagte sie in freundlichem Ton: »Du tust mir Leid.«
    Aber er lachte wieder, und sie spürte seinen Atem in ihrem Ausschnitt. Sie sah ihm nach, wie er, immer noch lachend, den Korridor entlangschlenderte. »Irgendwas geht hier vor«, sagte sie zu Manoj, der sie irritiert ansah. »Krieg es raus.«
    Nachdem Manoj sich eine Viertelstunde beim Fotokopierer herumgetrieben hatte, erstattete er Bericht. »Sie sind gestern Abend zusammen ausgegangen.«
    »Wer?«
    »Brent, Tyler, Jim und Richie.«
    »Und warum haben sie mich nicht mitgenommen?«
    »Sie sind in ein Stripteaselokal gegangen.«
    »Und warum haben sie mich nicht mitgenommen?«
    »Hätte peinlich sein können.«
    »Mir wäre es nicht peinlich gewesen.«
    »Ihnen aber vielleicht. Verstehst du?«
    Ein Stripteaselokal! Richie Gant, das Ekelpaket. Er hatte es wieder geschafft: Lunch im Caprice war nichts im Vergleich zu einem Abend bei Wein und nackten Weibern. Es empörte sie zutiefst und beleidigte sie zudem, dass Brent und Tyler sie zum Lunch eingeladen hatten, während sie das eigentliche Vergnügen für den Abend aufgespart hatten. Sie hatten sie billig abgespeist.
    Sie war nicht naiv, sie wusste, dass diese Dinge passierten, aber sie hatte gedacht, dass es im Verlagswesen etwas vornehmer zuging. Sie dachte daran, wie glücklich sie im Taxi auf dem Weg zurück ins Büro gewesen war, und wand sich innerlich. Jim Sweetman hätte ihr sagen sollen, dass sie am Abend zusammen, einschließlich Richie, ausgehen wollten, aber Jim war einer von der feigen Sorte und glaubte, dass der Bote immer erschossen wird. Er gab nur die guten Nachrichten weiter.
    Männer , dachte sie voller Verachtung. Nutzlose Kerle mit Kopf und Schwanz, aber nicht genug Saft, um beide gleichzeitig in Betrieb zu nehmen.
    Dann richtete sich ihr Ärger auf die Frauen, die sich auszogen und Männern eine Gelegenheit zur Verbrüderung gaben, während sie gleichzeitig anderen Frauen schadeten. Denn wie konnten Männer eine berufstätige Frau respektieren, wenn sie andere Frauen dafür bezahlten, dass sie sich auszogen? Dann war es natürlich unvermeidlich, dass sie alle Frauen als Spielzeuge betrachteten.
    Nie zuvor hatte sie das Gefühl gehabt, dass sie als Berufstätige nicht in allen Bereichen zugelassen war. Sie hatte sich getäuscht. Sie war zwar eine gute Agentin, aber sie würde nie Arbeitsbeziehungen zu Kollegen herstellen können, indem sie mit anderen Männern zum Striptease ging. Männer konnten das aber, und damit waren sie im Vorteil. Die Ungerechtigkeit war wie ein Schlag ins Gesicht.
    Männer und ihre Schwänze regierten die Welt – und einen Moment lang lastete diese Ungleichheit schwer auf ihr. Sie tobte innerlich und war, eher ungewöhnlich für sie, deprimiert.
    Aber sie war sowieso niedergeschlagen: Mark hatte Geburtstag, und sie wollte den Abend mit ihm verbringen. Stattdessen würde Cassie irgendwann am Nachmittag vorbeikommen, Mark vom Büro abholen und zu einem Abend in einem geschmackvoll dekorierten Hotel mit Himmelbetten, einem Siebengängemenü und einem »romanischen« Pool entführen (hatte sie im Internet nachgesehen).
    20
    Freitagnachmittag
    Der Tag wurde nicht besser. Nach der Mittagspause rief Harriet J. Evans an.
    »Und?«
    »Nein. Tut mir Leid.«
    »Aber du hattest keine Zeit, es zu lesen?«
    »Ich habe genug gelesen. Es hat mir sogar gefallen, ich habe streckenweise gelacht, aber es gibt schon zu viele andere von der Art. Tut mir Leid, Jojo.«
    Der Nächste!
    Paul Whitington von Thor. Er war ein Mann, aber hatte einen guten Riecher für Unterhaltungsliteratur – im Gegensatz zu vielen anderen Lektoren war in seinen Augen Sinn für Humor nichts, dessen man sich schämen musste.
    Jojo rief ihn an, pries Vater entlaufen , als wäre es das Highlight des Jahres, und Paul versprach, es über das Wochenende zu lesen.
    »Manoj, schick es per

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