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Neue Schuhe zum Dessert

Neue Schuhe zum Dessert

Titel: Neue Schuhe zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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darauf, zum ausgewachsenen Exzentriker befördert zu werden. Er setzte sich neben sie und starrte das sonnengebräunte Paar wie verzaubert an. »Sie sehen aus wie Männer«, sagte er versonnen, »nur glänzender.«
    Als Nächstes kam Jocelyn Forsyth in seinem Nadelstreifenanzug und war furchtbar, furchtbar britisch und sagte zu Brent »mein Guter« und zu Tyler »mein lieber Junge«.
    Die Nächsten waren Lobelia French und Aurora Hall, die wie immer durch Jojo hindurchsahen, dann kam Ehrenwert Tarquin Wentworth, der ihr einen Blick unverhohlenen Hasses zuwarf. Nicht sehr angenehm, aber konnte sie etwas dafür, wenn sie mehr arbeitete und mehr Geld reinbrachte als die anderen?
    Es gab aber einen, den sie alle noch mehr als Jojo verachteten, und da war er auch schon – Richie Gant, der von Tag zu Tag abstoßender aussah. Einen Moment lang waren alle vier vereint in ihrer Abneigung gegen ihn.
    Olga Fisher setzte sich auf den freien Platz neben sie und musterte Brent und Tyler. »Wunderbare Haut haben sie, nicht?«
    »Was sie wohl benutzen?«
    »La mer. Ich habe sie gefragt. Ich habe ein Video über Warzenschweine für dich. Nicht die hübschesten Geschöpfe, aber sehr interessant. Ich reiche es demnächst deinem Jungen da rein.«
    »Manoj. Er hat jetzt eine feste Stelle. Louisa kommt nicht mehr.«
    »Wenn ich die Mutter des kleinen Engels wäre, würde ich auch nicht mehr arbeiten wollen.«
    »Wirklich nicht?« Olga wurde schließlich als Mann in Frauenkleidern betrachtet.
    »Nein. Autoren sind so anspruchsvoll wie Kinder, aber sie geben einem nicht so viel. Würdest du wieder arbeiten wollen?«
    »Natürlich!«
    »Das sagst du jetzt.«
    »Nein, ganz bestimmt …«
    Aber Mark bat um Aufmerksamkeit, und Jojo musste den Mund halten.
    Die Besprechung war kurz vor Mittag zu Ende, und dann kam der Moment der Wahrheit: Jojo sollte mit Jim und den Jungs von CAA zum Lunch ins Caprice gehen, befürchtete aber, dass Jim im letzten Moment Richie Gant mitnehmen würde. Er tat es nicht, und im Taxi, auf dem Weg zurück ins Büro, sagte Jojo: »Ich habe mich bestens amüsiert.«
    Brent und Tyler klangen so begeistert und erweckten den Eindruck, als wären die Filmrechte für alle ihre Bücher schon verkauft und das Casting hätte schon begonnen. Sie hatten sie ermutigt, ihrer Fantasie freien Lauf zu lassen und ihnen zu sagen, welche Schauspieler für welche Charaktere sie auswählen würde, und welche Regisseure sie am liebsten hätte.
    »Ich weiß, dass sie ein bisschen übertrieben sind«, sagte sie mit einem glücklichen Seufzer zu Jim. »Aber ich habe wirklich das Gefühl, dass meine Bücher ganz vorne stehen.« Sie hatte drei Gläser Champagner getrunken, ihr war nach einem Lied zumute. »Top of the HEAP!«
    »Und?«, fragte Manoj. »Zehn vor vier kommt sie ins Büro geschwebt. Hoffentlich war es gut.«
    »Große Verbrüderung. Große, herzliche Verbrüderung. Sie haben mich so umschwärmt, dass es so gut wie Sex war. Nein, sogar besser als Sex.«
    »Und, gehst du jetzt raus, weil du was kaufen musst?«
    »Was glaubst du wohl? Shopping in der Abendstunde, wenn das kein Glück bringt?«
     
    Freitagmorgen, ziemlich früh
    Claire Colton von Southern Cross hatte eine E-Mail geschickt, in der sie Gemmas Buch ablehnte: Danke, aber nein, danke. Sie sagte, was Tania Teal gesagt hatte und was Jojos Meinung entsprach  – es war nett, aber nicht besonders genug.
    Na gut, dachte Jojo, das stecke ich weg. Wer kommt als Nächster an die Reihe? B&B Calder. Das Problem war nur, dass ihr bald die Verlage ausgingen, die sie anschreiben konnte, weil alle Häuser miteinander fusioniert und sich gegenseitig aufgekauft hatten, sodass es in London nur noch sechs große Verlage gab. Jeder Verlag hatte mehrere Imprints, aber sie konnte nicht einfach an einen Lektor bei einem der Imprints schreiben, nachdem ein anderer Lektor im gleichen Verlag das Buch schon abgelehnt hatte. Sie hatte bei jedem Verlag nur eine Chance und musste die Lektoren dementsprechend sorgfältig auswählen. Wen sollte sie bei B&B Calder anschreiben? Nicht Franz Wilder, den »Lektor des Jahres«, so viel stand fest. Sie konnte schon hören, wie er nach ein paar Seiten von Vater entlaufen hämisch lachen würde.
    Jemand, der noch frisch und auf dem Weg nach oben war, wäre gut für das Buch. Dann fiel es ihr ein: Harriet J. Evans, jung und gierig, die mit ein paar Einkäufen einen gewissen Eindruck gemacht hatte. Warum hatte sie bisher noch nicht an sie gedacht? Sie griff zum

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