Neue Schuhe zum Dessert
Sofort war Jojo extrem nervös. Richie, der Stänkerer, war voller Überraschungen, und es waren nie gute.
»Er hat sich mit ein paar von den Marketingleuten bei Lawson Global angefreundet.«
»Mit wem?«
»Das ist eine internationale Firma, die Getränke, Kosmetika, Sportbekleidung und so herstellt … und es sieht so aus, als wären sie bereit dafür zu bezahlen, dass ihre Produkte in Büchern von Lipman Haighs Autoren erwähnt werden.«
Sie machte den Mund auf, sie konnte kaum sprechen. »Du meinst Firmen-Sponsoring?«
»Nicht unbedingt Sponsoring in einem Titel, nicht › Der Coca-Cola-Pferdeflüsterer ‹, nur die Erwähnung bestimmter Produkte im Text.«
»Firmen-Sponsoring«, wiederholte Jojo. »Genau, worüber wir gesprochen haben, ungefähr vor einem Jahr. Wir fanden beide, dass es stinkt. Ich finde das immer noch.«
»Wenn man es richtig macht, muss es nicht abschreckend sein.«
Sie sah ihn lange und verständnislos an. »Das passiert nicht wirklich. Das kann nicht dein Ernst sein, Mark. Du hast selbst gesagt, es sei das Letzte.«
»Jojo, es ist ein Geschäft, wahrscheinlich ein sehr einträgliches.«
Er ließ das wirken, und was er meinte, war klar: Wenn er Cassie verließ und mit Jojo zusammenzog, wäre das ziemlich teuer.
Na und? Verärgert sagte sie: »Als ich davon anfing, warum hast du mir da nicht geraten, ich soll es weiterverfolgen?«
»Weil wir es damals für einen Witz gehalten haben und weil klar war, dass du den Gedanken abscheulich fandest. Wenn du es für eine gute Idee gehalten hättest, wäre keine Ermutigung nötig gewesen, du hättest es von allein verfolgt.«
Vielleicht stimmte das, aber es machte sie nur noch wütender. »Was ist denn genau passiert? Gant ist mit dem Konzept zu dir gekommen, und du hast gesagt: ›Gut gemacht, mein Junge, weiter so!‹?«
»Nein, ich habe es erst heute Morgen erfahren. Er hat schon die Kontakte geknüpft und ein Konzept aufgestellt.«
»Wahrscheinlich nicht für meine Autoren«, sagte sie mit Bitterkeit. »Und wieso ist Gant auf die gleiche Idee gekommen wie ich?«
»Möglicherweise denkt ihr ähnlich.«
Jojo schüttelte sich. »Ich bin nicht wie dieser … schmierige Typ. Und weißt du was, Mark? Ich bin enttäuscht von dir.«
Er wurde ganz still. So still, dass ihr angst und bange wurde. »Ich leite eine Firma. Es ist meine Aufgabe, alle Möglichkeiten für höhere Umsätze auszuloten. Ich habe Prinzipien, aber im Wettbewerb kann man sich nicht auf ein zu hohes Ross setzen. Und es stimmt, ich hielt die Idee für das Letzte, aber ich habe das Recht, meine Meinung zu ändern. Besonders, wenn ich vor eine vollendete Tatsache gestellt werde.«
»Verstehe«, sagte Jojo. »Habe deutlich verstanden.«
Sie stürmte aus seinem Büro, und er machte keine Anstalten, ihr zu folgen. Als sie auf der Straße stand und heftig an ihrer Zigarette zog, sagte ein Mann, der vorüberging: »Was hat die arme Zigarette Ihnen bloß getan?«
Wie hatte Richie Gant es geschafft, diese Kontakte zu knüpfen, überlegte Jojo. Wenn sie in einer international operierenden Firma arbeitete und dieser schmierige Scheißkerl wollte einen Termin haben, würde sie ihn vom Sicherheitspersonal auf die Straße werfen lassen. Und wenn er auf der Straße lag, würde sie ihm noch einen Tritt in die Nieren geben. Das tat nämlich richtig weh. Und in die Eier natürlich. Und an den Kopf – aber dann hätte sie das ölige Zeug, das er sich in die Haare schmierte, an ihren schönen Stiefeln … igitt.
Größer als ihre Wut auf Richie war ihre Wut auf sich selbst. Sie hätte nicht auf Mark hören, sie hätte ihre Idee umsetzen sollen. Aber das war nicht nur verletzter Stolz, sondern die Sache konnte sich erheblich auf die Partnerfrage kommende Woche Montag auswirken. Man musste es dem Kerl lassen, dachte sie und nahm wieder einen tiefen Zug, er wählte immer den richtigen Zeitpunkt – er unterbreitete diesen Vorschlag in dem Moment, da die Partner ihre Entscheidung treffen mussten und von der Aussicht auf die Millionen aus der Wirtschaft wie geblendet waren.
Sie hatte allerdings den kleinen Trost, dass sie es immer noch für eine grässliche Idee hielt. Und tief in ihrem Herzen hoffte sie, dass die Partner nicht geblendet wären, sondern ihre Meinung teilten.
Freitagmorgen, Besprechung
Alle wussten schon über Richies neue Firmenverbindungen Bescheid, sodass Jojo wenigstens nicht zuhören musste, wie sie beeindruckt »oohh« sagten, als hätte er ein verkrumpeltes
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