Neue Schuhe zum Dessert
hat, weil man nicht lernt, obwohl man gar nicht mehr lernen muss. Aber ich fürchtete mich kein bisschen davor, mein altes Leben wieder aufzunehmen.
Ich rief Owen an und teilte ihm die frohe Nachricht mit. »Jetzt können wir uns die ganze Zeit sehen, wenn wir das wollen. Komm doch einfach vorbei, dann fangen wir gleich damit an, das neue Leben auszuprobieren.«
Als die erste Hälfte von Coronation Street vorbei war, kam er.
»Ich muss mit dir sprechen«, sagte er.
»Warum?«
»Rate, was passiert ist.« Er lächelte, aber es war ein seltsames Lächeln.
»Was?«
»Lorna hat mich angerufen.« Lorna war seine frühere Freundin und vierundzwanzig. Das Prickeln auf meiner Kopfhaut verriet mir, wie es weitergehen würde.
»Sie möchte, dass wir es noch einmal versuchen.«
»Wirklich?«
»Es ist genauso passiert, wie du gesagt hast: Sie hat uns am Samstag zusammen gesehen, als wir einkaufen waren, und da ist ihr klar geworden, was ihr entgeht. Du bist große Klasse!«
»Das stimmt.« Meine Stimme war ziemlich zittrig.
»Himmel, du bist doch jetzt nicht traurig, oder?«
»Natürlich nicht«, sagte ich mit tränenerstickter Stimme. »Ich freue mich sehr für dich. Wir wussten ja die ganze Zeit, dass das mit uns keine Zukunft hatte.« Aber es hatte ungefähr neun Monate keine Zukunft gehabt.
Er schwieg, und als ich mit Tränen in den Augen aufblickte, sah ich, warum: Er weinte auch. »Ich werde dich nie vergessen«, sagte er und wischte sich dicke Tränen aus dem Gesicht.
»Ach, hör auf mit dem Melodrama.«
»Na gut.« Und sofort waren seine Tränen getrocknet, und er konnte nicht verbergen, wie glücklich er war und wie dringend er gehen wollte.
»Und was ist mit unserem Urlaub?«
Er sah mich verständnislos an.
»In Antigua. Du wolltest Windsurfen lernen, nachdem du dich mit Gratis-Piña-coladas zugeknallt hast. Wir wollten in drei Wochen fliegen.«
»Stimmt. Tut mir Leid. Hatte ich ganz vergessen. Fahr du doch. Nimm deine Mammy mit. Ich kann sie mir gut vorstellen auf einem Surfbrett. Macht ihr bestimmt Spaß.«
Bevor er sich ins Auto setzte, rief er übermütig: »Bald gehen wir alle zusammen aus, ich und Lorna und du und Anton. Dann planen wir eine Route für unsere Ferien in der Dordogne.«
»Und vergiss nicht, dein erstes Kind nach mir zu nennen«, sagte ich mit einiger Kraftanstrengung.
»Geht in Ordnung. Auch wenn es ein Junge ist.«
Dann trat er aufs Gas und hupte und winkte, als wäre er in einer Hochzeitskolonne.
Jojo
Januar
Jojo kam zurück nach London und war voller Hoffnung für das neue Jahr. Sie hatte glückliche Ferien bei ihrer Familie in New York verlebt, aber sie wusste, dass das nächste Weihnachten anders sein würde. Nicht in NYC. Stattdessen in Marks und ihrem neuen Zuhause, wo immer das sein könnte, zusammen mit der unfallträchtigen Sophie und dem verführbaren Sam.
Am ersten Tag im Büro kam Manoj herein und stellte einen Karton auf ihren Tisch. »Gemma Hogans Jagd auf Regenbogen , die Leseexemplare.«
Bei Dalkin Emery waren sie gut im Wiederverwerten – der Umschlag war alt, ursprünglich für ein Buch von Kathleen Perry gedacht, und Jojo hatte ihn vor gut einem Jahr abgelehnt, weil er zu sentimental war. Im Herbst war er als Umschlag für Jagd auf Regenbogen zu neuem Leben erweckt worden. Es war ein pastellfarbenes Aquarell von einer Frau, und obwohl alles sehr verschwommen dargestellt war, fühlte Jojo sich jedes Mal, wenn ihr Blick darauf fiel, an eine Frau erinnert, die dringend zur Toilette musste, aber meilenweit von einer entfernt war. Aber es war ein hübsches kleines Buch. Sie nahm zehn Exemplare und brachte sie Jim Sweetman in sein Büro, damit er sie zu seinen Filmleuten schicken sollte. »Jetzt lass deine Magie wirken.«
Die Entscheidung über die Partnerfrage war für Montag, den dreiundzwanzigsten Januar, anberaumt – bis dahin waren es drei Wochen. Die erste Woche verging ohne weitere Zwischenfälle. Dann die zweite Woche. Der Countdown in der dritten Woche hatte begonnen – Montag, Dienstag, Mittwoch waren vorbei –, und am Donnerstagmorgen kam eine Mail.
AN: Jojo.harvey@LIPMAN_HAIGH.co
VON: Mark.avery@LIPMAN_HAIGH.co
THEMA: Neuigkeiten. Möglicherweise schlechte
Muss mit dir sprechen. Mein Büro, sofort?
M xxx
Was jetzt?
Mark saß mit außerordentlich ernster Miene hinter seinem Schreibtisch. »Ich wollte dir vor der Besprechung am Freitag von der Idee berichten, die Richie in Umlauf gebracht hat.«
»Was?«
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