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Neue Schuhe zum Dessert

Neue Schuhe zum Dessert

Titel: Neue Schuhe zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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einmal, als ich von einem gefühllosen Spaziergang im Park zurückkam und zu ihr sagte: »Irina, der Automat hat mir kein Geld gegeben, kannst du mir etwas leihen, bis ich mein Honorar bekomme?«, erwiderte sie: »Warum hast du kein Geld? Letzte Woche hast du einen großen Scheck bekommen.«
    »Ich musste meine Schulden bei dir bezahlen, dann habe ich Ema ein Dreirad gekauft, alle anderen Kinder haben auch Dreiräder, und dann musste ich mit ihr zum Friseur gehen, weil sie einen Pagenkopf wie Dora the Explorer haben wollte, alle anderen kleinen Mädchen haben auch so einen Pagenkopf …«
    »Und warum hast du nicht genug, um ihr zu essen zu kaufen?«, fragte sie. Dann fügte sie hinterlistig hinzu: »Du bist böse auf Anton, weil er schlecht mit Geld umgeht. Aber du bist auch sehr schlecht.«
    »Ich habe nie gesagt, dass ich gut darin bin. Ich kann nichts dafür, ich bin so aufgewachsen. Und daran sieht man, was für eine schlechte Kombination Anton und ich sind.«
    Sie seufzte und zeigte auf die Keksdose mit dem Geld. »Nimm dir.« Dann gab sie mir eine Postkarte. »Post für dich.«
    Ich guckte überrascht auf die Karte: Drei Grislibären standen in einem Fluss, dahinter waren Kiefern zu sehen und eine große Weite. Die Karte sah aus, als käme sie aus Kanada. Der größte Bär hatte einen dicken Lachs im Maul, und der mittelgroße beförderte einen mit den Tatzen aus dem Wasser, während der kleinste Bär einen zappelnden Fisch zwischen den Tatzen hielt. Ich drehte die Karte um, die Bildunterschrift lautete: »Grislibären an einem Wehr.« Aber jemand – jemand mit Antons Handschrift – hatte die Unterschrift durchgestrichen und geschrieben: »Anton, Lily und Ema beim Fischessen.« Zu meiner enormen Überraschung hörte ich mich lachen. Dann hatte er noch dazugeschrieben: »Ich denke an euch. Meine ganze Liebe, A.«
    Die Karte erinnerte mich an den Anton von früher; sie war lustig, klug, verrückt, und ich dachte erfreut: Jetzt komme ich endlich an den Punkt, wo ich auf meine Zeit mit ihm zurückblicken kann, ohne unglücklich zu sein.
    Ich war den ganzen Tag glücklich.
    Wenige Tage später brachte die Post eine Karte, auf der Burt Reynolds als typischer Frauenschwarm mit einem prächtigen Schnurrbart abgebildet war. Anton hatte geschrieben: »Als ich das sah, musste ich an dich denken.« Und wieder lachte ich und verspürte Hoffnung für die Zukunft.
    Ich begann mich auf die Postkarten zu freuen, und schon bald kam wieder eine, diesmal war eine Vase abgebildet mit chinesischen Zeichnungen von Menschen und Tassen und so Zeug. Die Bildunterschrift lautete: »Ming-Vase mit Darstellung von Teezeremonie«, aber Anton hatte das durchgestrichen und geschrieben: »Anton, Lily und Ema, ca. 1544, trinken nach einer Einkaufsexpedition Tee.« Als ich mir das Bild wieder anguckte, sah es aus, als ob neben den Personen Einkaufstüten stünden.
    Ich drehte mich zu Irina um und sagte: »Ich glaube, wenn Anton heute Ema abholt, mache ich die Tür auf.«
    »Sehr gut.«
    Als ich an dem Abend die Tür aufmachte, schien Anton nicht überrascht. Er rief: »Lily!«, als wäre er hocherfreut, mich zu sehen.
    Er sah viel gesünder aus als bei der vorigen Begegnung, nicht so hager und ausgezehrt. Sein Leuchten und seine Vitalität waren zurückgekehrt. Offenbar war er auf dem Weg der Besserung, wir beide waren auf dem Weg der Besserung.
    »Wo ist Irina? Was ist los mit ihr?«, fragte er.
    »Nichts. Nur … also … ich wollte … es ist Zeit … Anton, vielen Dank für die Postkarten, sie sind sehr lustig, ich musste darüber lachen.«
    »Gut. Und ich bin froh, dass ich dich sehe, denn ich wollte dir dies hier geben.«
    Er gab mir einen Umschlag, was sofort Schuldgefühle auslöste, weil sein Brief ungelesen in meiner Schublade mit Unterwäsche lag.
    »Was ist da drin?«
    »Zaster«, sagte er. »Massenhaft. Ich mache ja wieder Infomercials, da kommt viel Geld rein.«
    »Wirklich?« Das war das beste Zeichen dafür, dass wir getrennt besser dran waren.
    »Kauf dir und Ema was Schönes. Ich habe in der Zeitung gelesen, dass Origins ein neues Parfum auf dem Markt hat – vergiss nicht, was für dich zu kaufen.«
    Er konnte wieder zwinkern, und ich spürte eine große Welle der Zärtlichkeit, die mich fast dazu brachte, mich in seine Arme zu stürzen. Ich hielt mich zurück, aber bald würde ich das nicht mehr tun müssen. Bald würden wir uns als Freunde umarmen.

Gemma
    Ich dachte, ich würde Owen nie überwinden. Ich versuchte

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