Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Neue Schuhe zum Dessert

Neue Schuhe zum Dessert

Titel: Neue Schuhe zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
Vom Netzwerk:
Jojo aufgetaucht.
    »Ich wollte dich sehen. Ich habe die Italiener weggeschickt«, rief er, etwas betrunken, in die Gegensprechanlage. »Ich habe mir ein Taxi genommen.«
    »Willst du dafür etwa eine Medaille?«
    Sie war sehr froh, ihn zu sehen, sehr froh, aber er sollte bloß nicht glauben, dass er jederzeit zu einem schnellen Fickerchen bei ihr auftauchen konnte, bevor er zu seiner Frau nach Hause ging. Sie stand an der Tür und sah ihn den letzten Abschnitt der Treppe hinaufklettern.
    »Ich hätte Besuch von meinem anderen Typen haben können. Du hast Glück.«
    Er kam oben an und zog sie an sich, so stürmisch, wie es Betrunkene machen. »Wehe, du hast einen anderen.«
    »Der verheiratete Mann verbietet mir, einen anderen zu haben.«
    »Du hast Recht.« Er zog sein Handy aus der Tasche. »Das geht jetzt lange genug, ich sage Cassie, dass ich dich liebe und …«
    Sie entriss ihm das Telefon. »Gib das her, du betrunkener Dummkopf. Wo du schon hier bist, habe ich was vor mit dir.«
     
    Zwanzig Minuten später
    Jojo rollte von ihm runter, beide glänzten vor Schweiß und rangen nach Atem. »Das war … das war …«, keuchte er.
    »Grauenhaft?«
    »Ja. Und für dich?«
    »Schlimmer denn je.«
    »Keine Puste mehr nach der Auktion.«
    »Genau«, grinste sie. »Das ganze Testosteron.«
    »Du bist auf volles Risiko gegangen.«
    »Aber es hat funktioniert.«
    »Jetzt sag, es war doch von Anfang an deine Absicht, Richie Gant zu schlagen?«
    »Aber natürlich.«
    Sie leckte ihm über die Schulter. Salz auf glatter Haut. Dann vergrub sie ihren Kopf an seinem Hals und sog seinen Geruch ein. Oh, er war köstlich.
     
    Viertel vor sechs am nächsten Morgen
    Sie schossen gleichzeitig aus dem Schlaf hoch, warfen einen Blick auf die Uhr und sahen sich wild und mit zerwühlten Haaren an.
    »Mist!«, sagte Jojo. »Mark, schnell, steh auf, geh nach Hause!«
    »Scheiße!« Blass und verkatert sauste Mark, während er noch seine Sachen anzog, aus der Wohnung.
    »Ich rufe dich an.«
    »Ist gut. Viel Glück.«
    Nur Sekunden später hörte Jojo, wie die Haustür ins Schloss fiel. Er musste bäuchlings die fünf Treppen runtergerutscht sein. Ihr Magen war ein einziges Angstknäuel: Jetzt ging es ums Ganze. Cassie wüsste Bescheid, Mark würde ihr alles erzählen, sie müssten es den Kindern sagen, es wäre alles ganz schrecklich, er würde aus dem Haus in Putney ausziehen und bei ihr einziehen, sie wären ein Paar, und sie wusste nicht recht, ob sie dazu bereit war.
    Der Tag zog sich endlos in die Länge, während sie darauf wartete, dass er sie anrief. Sie ging zum Yogakurs, weil sie dachte, dass Yoga anstrengend werden und sie vom Warten ablenken würde. Das tat es auch, aber nur für eine Stunde. Als sie nach Hause kam, erwartete sie halb, dass Mark mit einem Koffer vor der Tür warten würde. Aber nichts. Und keine Nachricht.
    Das war nicht gut. Keine Nachrichten waren schlechte Nachrichten. Mark und Cassie hingen wahrscheinlich in einer schrecklichen Endlosschleife von Tränen und Vorwürfen. Sie schrumpfte innerlich zusammen bei der Vorstellung.
    Sie überredete Becky, mit ihr einkaufen zu gehen. Sie verbrachten den Nachmittag bei Whiteleys, und Jojo guckte jede Viertelstunde auf ihrem Telefon nach, ob eine Nachricht eingegangen war. Nichts. Und sie hasste ihre Ohnmacht, weil sie ihn nicht anrufen konnte.
    Am Samstagabend rief er endlich an. Jojo war bei Becky und Andy.
    »Ist er es?«, fragte Becky tonlos und riss die Augen vor Aufregung weit auf.
    Jojo nickte brüsk.
    »Er ist es«, flüsterte Becky Andy zu, und sie saßen da und hielten sich an den Händen, als warteten sie darauf, zu hören, dass die Diagnose Krebs war.
    Jojo stand auf und ging auf den Flur. »Was ist passiert? Sind wir aufgeflogen?«
    »Nein.«
    Sie atmete aus, und zum ersten Mal an dem Tag machte sie es richtig. Aber dann schlich sich eine Enttäuschung ein. In ihrer Vorstellung war er schon bei ihr eingezogen, und sie hatte sich an die Idee gewöhnt. War eigentlich ganz glücklich darüber.
    »Also, erzähl.«
    Es stellte sich heraus, dass Cassie die ganze Nacht ruhig geschlafen hatte und erst merkte, dass Mark nicht da war, als er um fünf vor sieben ins Haus gepoltert kam und seine einstudierte Erklärung abspulte – anstrengende Woche, später Abend, lärmende Italiener, Hotelbar mit bequemen Sofas, überwältigende Müdigkeit, hier ist die Nummer, wenn du es nicht glaubst.
    Aber Cassie glaubte ihm – Jojo kam zu dem Schluss, dass Cassie noch

Weitere Kostenlose Bücher